Datum: 18. Juni 2010
Ort: Jonschwil (CH)
Sonisphere, das Metal-Festival erster Güte, ist ein wahrer Kosmopolit. Die eintägige Open-Air-Veranstaltung erblickte 2009 zum ersten Mal das Licht des Lebens – und zwar in Europa, das heisst, in Holland, Deutschland, Spanien, Schweden, Finnland sowie England. In diesem Jahr gastierte Sonisphere ebenfalls in der Schweiz, unter anderem nebst Polen, Tschechien, Bulgarien, Griechenland, Rumänien und erweichte damit wohl jedwedes noch so eichenhartes Metaller-Herz.
Auch wenn die Organisation nicht über alle Zweifel erhaben war, flossen Unmengen an Freudetränen und Freudetränen tropften sogar vom Himmel. Der überaus starke Tränenfluss überflutete das Areal zur Gänze. Es blieben weder Augen trocken noch Kleider und ja, jede Körperöffnung fühlte sich irgendwie klistiert an. Dessen ungeachtet bot Sonisphere mit Stone Sour, Megadeth, Anthrax, Alice in Chains, Slayer, Motörhead, Metallica, Amon Amarth, Bullet For My Valentine und Devil Driver (uvm.) ein Line-up der Metal’schen Extraklasse. Zweimalfein. Sonisphere, alterstechnisch noch kaum den Kinderschuhen entwachsen, hat es geschafft, diese Klangötter auch hierzulande und auf zwei gleich nebeneinander stehenden Bühnen zu vereinen.
Alleine schon die ersten acht aufgezählten Bands schultern inzwischen und gemeinsam fast 200 Jahre. Mit diesen zwei Zentennien aka Hektoden aka Jahrhunderten gingen allerdings keine krassen Alterserscheinungen einher. Im Gegenteil, sie strotzten fast schon vor Bühnen- und Präsentationsgeilheit. Leider nicht alle zu gleichen Teilen. Während man von Stone Sour, der Band um und mit Slipknot-Goldkehlchen Corey Tayler – an dieser Stelle hüllt sich der Schreiber kondolierend in schwarze Tücher, zumal Slipknot-Bassist Paul Gray kürzlich verstarb –, Slayer oder Motörhead durchaus hätte mehr erwarten dürfen, setze sich das allmächtige Triumvirat Anthrax, Alice in Chains und Metallica glanzvoll in Szene. Sowohl die US-Amerikaner Devil Driver mit ihrem charismatischen Sänger Dez Fafara (ehemals Coal Chamber) als auch die Nordländer Amon Amarth wurden leider verpasst, malträtierende Wetterkapriolen sei Dank. Sie dürften aber sicher mehr als nur überzeugt haben. An Sonisphere, sofern auch zukünftig mit solchen weltformatigen Bands in der Schweiz durchgeführt, geht wohl kein Weg mehr vorbei. Es sei denn, man ist geistig-musikalisch verkrüppelt.
Geschrieben von: Cyril Schicker