Datum: 19. – 21. August 2010
Ort: Dinkelsbühl (D)
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Zum 13. Mal fand das Summer Breeze Festival statt, welches seit 2006 in Dinkelsbühl seine neue Heimat gefunden hat. Das Festival konnte schon Anfang Mai „Sold Out“ vermelden und so fanden sich auch über 30’000 Besucher ein, die bei allerbestem Wetter die Auftritte der Bands genießen konnten.
Los ging es für mich, aufgrund erschwerter Anreise, zwar erst zu später Stunde am Donnerstag mit Subway to Sally, aber schon die zuvor spielenden Dark Tranquility, denen ich beim Zeltaufbau lauschen konnte, machten definitiv Lust auf mehr.
Eric Fish mit seinen Mitstreitern von Subway To Sally spielten auf der Main Stage routiniert ihr Program ohne für Highlights, aber auch nicht für Langeweile oder Ernüchterung zu sorgen.
Anschließend ging es zur Party Stage, welche im Zelt untergebracht wurde und von Raised Fist für ihren brachialen Hardcore Sound genutzt wurde. Auch hier wurde ich nicht direkt mitgerissen, da mir die Band einfach nicht geläufig genug ist. Den Reaktionen des Publikums nach zu urteilen, gab es aber auch keinen Grund den Auftritt frenetisch zu feiern.
Um 1 Uhr spielten dann Necrophagist im Zelt, auf die ich mich sehr gefreut hatte. Jedoch konnte auch hier nicht der Funke überspringen. Die Gitarrenarbeit war technisch einwandfrei, aber der Sound, wie auch schon zuvor bei Raised Fist, war suboptimal, und daher kamen auch hier die Fans nicht in Wallung. Möglicherweise waren sie auch einfach zu schon müde.
Am Freitag waren Mono Inc. die erste Band, der ich beiwohnte. Die Temperaturen am Mittag waren schon sportlich, so dass man sowohl Band als auch Publikum bisschen weniger Elan zugestehen musste. Der Auftritt selbst wirkte schon fast ein wenig verschlafen, aber die äußerst attraktive Katha Mia als Drummerin war immer wieder einen Blick wert.
Danach ging es rüber zur Pain Stage, auf der die Letze Instanz ihren Auftritt hinlegten. Die Dresdner haben in den letzten Jahren viele Fans gesammelt, so dass sich viele, vorwiegend weibliche Fans, die souveräne Vorstellung anschauten. Die Setlist ließ nichts zu wünschen übrig und die Stimmung war gut. Auch ein Song vom im November erscheinenden neuem Album „Heilig“ wurde intoniert und gut angenommen.
Anschließend spielte die erfolgreichste deutsche Folk Band Fiddler‘s Green, welche mit durchweg eingängigen Melodien und überaus tanzbarer Musik für richtig gute Stimmung sorgte. Ein sehr motivierter Auftritt der Combo, der das Publikum zum Feiern animierte.
Ensiferum hatten um 16:05 Uhr ihren Auftritt auf der Pain Stage und enttäuschten mich nicht. Die am ehesten dem Viking Metal zugeordneten Songs wurden mit großer Spielfreude dargeboten und machten Lust auf Zugaben, zu denen es aber aufgrund des engen Zeitplanes, wie auch bei den anderen Bands, nicht kommen konnte.
Der Auftritt von End of Green, die am Freitagabend auf dem Festivalgelände ihre Album Release Party feierten, konnte mich nicht begeistern. Dafür mangelte es mir zu sehr an Interaktion von Herrn Michelle Darkness mit seiner Audienz. Gut anzuhören war es aber allemal, wenn man die dunklen, melancholischen Klänge favorisiert.
Heaven Shall Burn hatten am Freitagabend ihren großen Auftritt. Die Thüringer legten ein nettes Tempo an den Tag, welches immer nur von den Ansagen von Frontmann Marcus Bischoff gebremst wurde. Einerseits sicherlich sympathisch, wenn man noch eine gewisse Nervosität vor so vielen Zuschauern verspürt, andererseits könnte ein wenig mehr Selbstbewusstsein nicht schaden. Das Publikum jedenfalls stand komplett hinter ihnen, veranstaltete Circle Pits und Walls of Death und auch am Sound gab’s gar nichts zu mäkeln. Beste Performance bis dato, Top 3 Gig für mich.
Am Samstagmorgen eröffneten die australischen Death-Metaller Be’lakor um 11 Uhr das Programm und es hatten sich schon eine erkleckliche Anzahl an Zuschauern eingefunden. Mag an den Temperaturen gelegen haben, die ein längeres Verweilen in den Schlafsäcken unmöglich machten, aber nichtsdestotrotz wurde der Auftritt wohlwollend aufgenommen.
Auch die Italiener von The Foreshadowing beschwerten sich nicht über die brütende Hitze, sondern brannten darauf ihren Gig hinzulegen. Sehr druckvoll und mit eingängigen Melodien vermochten sie mich sofort auf ihre Seite zu ziehen.
Auch Undertow mit dem sehr charismatischen und gutgelaunten Frontmann Joachim „Joschi“ Baschin, der sich auch ausgehend über die Hitze ausließ („…zum kotzen!“,“mimimi, am Samstag wird das wieder kühler sein“), ließen trotz nunmehr gefühlter 35° C aufwärts nichts anbrennen und legten einen guten Auftritt hin.
Auf der Main Stage war es dann Zeit für die deutsche A-capella Band Van Canto, die bis auf das Schlagzeug alle anderen Instrumente durch Gesang imitieren. Schon kurz vor dem Gig war die Anzahl an Zuschauern (ich erwähnte bereits die vorherrschenden Temperaturen…) irritierend, aber kurz nach Beginn war klar, dass die sich nicht verlaufen hatten, sondern wirklich den Sängerknaben um Lead Sängerin Inga Scharf lauschen wollten. Und sie sollten nicht enttäuscht werden! Hervorragender Auftritt, der vom Publikum gebührend honoriert wurde. Top 3 Gig!
Der oder die Ordner, die vor dem Auftritt Van Cantos das Volk mit großen Salben Wasser aus den Feuerwehrschläuchen am Leben erhielten, bekamen übrigens auch gigantische Beifallsbekundungen. Überhaupt hinterließen die „Grabenschlampen“ einen positiven Eindruck und glänzten sowohl mit Präsenz als auch dosierter Zurückhaltung über die gesamte Festivaldauer hinweg.
Auf der Pain Stage traten danach Psychopunch auf, die mir bislang nicht geläufig waren und mich auch nicht begeistern konnten. Eine für meinen Geschmack konfuse Mischung aus Punk, Rock und Metal. Aber vielleicht hatte ich ja auch nur einen Sonnenstich oder hatte durch das am Festivaleingangsbereich groß aufgehängte Plakat mit barbusiger Dame gänzlich andere Erwartungen gehegt.
Frei Wild hingegen, auch wenn mir ebenfalls unbekannt, wussten durch eine starke Anlehnung an die Böhsen Onkelz zu gefallen. Gute Partymusik mit Refrains, die man schnell mitgrölen konnte und die sich dem Publikum nach zu urteilen auch schon eine sehr treue Fanbasis geschaffen haben.
Bei Leaves Eyes tat mir die Sängerin in ihrem langem Mittelalterkleid sehr leid, da (ich wiederhole mich) die Temperaturen immer noch nicht nachgelassen hatten, sondern eher weiter am klettern waren. Die Kombination aus Metal und und weiblicher Sopran/Operstimme ist für mich einfach mittlerweile zu abgedroschen, so dass ich nach drei Liedern ohne fundierte Meinung vom Auftritt das Weite suchte.
Eisbrecher begannen ihren Auftritt mit ihrer aktuellen Single „Eiszeit“ aus dem gleichnamigen Album. Frontman Alexx, aka „der Checker“, glänzte durch gute Laune und verstand es routiniert, die weiblichen Festivalbesucherinnen mit seinem Testosteron zu verzücken. Musikalisch boten die Jungs eine schicke Mischung aus neuen und alten Liedern. Der Megaherz- Mitbrüllhit „Miststück“ durfte natürlich hierbei auch nicht fehlen.
Weder an der Show noch an der Setlist von Sepultura gab es was zu meckern. Die Stimmung im Publikum war auch super und sogar die Sonne hatte langsam aber sicher ein Einsehen, so dass ordentlich Bewegung in die Meute kam, wenn die Mannen um Derrick Leon Green Klassiker wie War For Territory oder Chaos A.D. intonierten. Schon allein aus nostalgischen Gründen für mich der Gig, der meine Top 3 komplettiert.
Korpiklaani glänzten mit Spielfreude und einfach guter Musik.
Die Überraschung des Tages bzw. der Surprise Act war der türkisch-stämmige mit dem Deutschen Comedypreis 2009 als Bester Newcomer ausgezeichnete und bekennende Metal-Hörer und Comedian Bülent Ceylan, der in den 15 Minuten vor Sick of it All die Menge mit seiner Stand-up Comedy zum Toben brachte. Circle Pits während seines Auftrittes und eine gelungene Crowd Surfing Einlage zum Abschluss waren der Beweis, dass es dem größten Teil des Publikums sehr gut gefallen hat und ein Comedian als Surprise Act zu einer positiven Überraschung wurde.
Fazit:
Alles in Allem ein wirklich gelungenes Festival, dass dieses Jahr, zum Leidwesen früherer Summer Breeze Besucher, wieder ein wenig mehr gewachsen ist und langsam an seine Kapazitätsgrenzen stößt.
Bis auf einen Unfall einer 5er Gruppe, die sich durch eine Verpuffung beim Grillen schwere Verletzungen zuzogen (Kinder, niemals, niemals nicht Spiritus/Brandbeschleuniger auf brennende Kohlen!!!), blieb auch die diesjährige Veranstaltung sehr ruhig und ohne größere Unfälle; die obligatorischen Alkoholleichen und aufgrund der hohen Temps Kreislaufgeschichten mal ausgenommen.
Geschrieben von Gastautor: Sh4gr4th