Band: Sólstafir
Album: Endless Twilight of Codependent Love
Genre: Post-Metal
Label: Season of Mist
VÖ: 6. November 2020
Webseite: solstafir.net
Ein Vierteljahrhundert nach ihrer Gründung folgen die Isländer von Sólstafir einmal mehr ihrer eisernen Regel: Dass es keine Regeln gibt. Ihre Reise führte sie vom Metal in den Shoegaze, zum atmosphärischen Black Metal und in den Post-Rock. Auch auf „Endless Twilight of Codependent Love“ sind all diese Einflüsse deutlich zu hören. Während sie sich früher in ihren Texten mit nordischer Mythologie beschäftigt haben, sind heute allerdings greifbarere Themen wie Depression, Abhängigkeit und Schwäche vorherrschend.
Obwohl die meisten Texte auf Isländisch verfasst sind (einzige Ausnahme: das tieftraurige „Her Fall From Grace“), findet man auch ohne Sprachkenntnisse schnell den emotionalen Zugang zur Musik. Schon der Opener „Akkeri“ ist ein ausladender, zehnminütiger Epos; andere Stücke sind eine deutliche Hommage an die Black-Metal-Wurzeln der Band („Dionysus“). Auf der anderen Seite wiederum finden sich auf dem Album auch sehr reduzierte Songs, die vor allem die Stimme Tryggvasons in den Vordergrund stellen („Rökkur“) oder dem Hörer eine Verschnaufpause im Shoegaze gönnen („Til Moldar“). Und gegen den Schluss, bei „Or“, fühlt man sich schon fast in die Blueskneipe versetzt – was ein bisschen erschreckend, aber irgendwie auch gut ist.
Die Experimentierfreude auf „Endless Twilight of Codependent Love“ ist deutlich zu spüren. Ein wenig leidet darunter die Stringenz des Albums; einen einstündigen, schön fliessenden Post-Metal-Epos bekommt man hier, im Gegensatz zu den letzten Alben, nicht mehr. Dass Sólstafir sich was trauen, macht es aber spannend, und die Qualität der einzelnen Songs spricht für sich. Ein wunderbar melancholisches Album für den Herbst.
Auf dem Cover ist übrigens ein Werk von Johann Baptist Zwecker zu sehen. „The Lady of the Mountain“ (ca. 1863) ist die Nationalallegorie Islands; erst kürzlich ist das Original im Archiv eines walisischen Museums wieder aufgetaucht. Weshalb sie auf dem Cover ist? „Als wir das Bild gesehen haben, mussten wir es einfach verwenden. Es ist einfach zu schön.“
Tracklist:
1. Akkeri
2. Drýsill
3. Rökkur
4. Her Fall From Grace
5. Dionysus
6. Til Moldar
7. Alda Syndanna
8. Or
9. Úlfur
Bandmitglieder:
Aðalbjörn Tryggvason – Gesang und Gitarre
Sæþór M Sæþórsson – Gitarre
Svavar Austmann – Bass
Hallgrímur Bárðdal – Schlagzeug
Gründung:
1995
Text: Cornelia Hüsser