Träge Alte Tonträger / VÖ: 22. November 2024 / Punk
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Text: David Spring
Mmmh, Mettigel. Wenn es etwas gibt, wodurch sich Deutschland so richtig heftig auf sämtliche kulinarische Abstellgleise manövriert, dann der unter Zuhilfenahme von Zwiebeln und Kapern zu einem Igel geformte Haufen Mett. Diese fleischgewordene Gräueltat steht natürlich, obwohl sie auch im Kuriosum eines HP Lovecrafts nicht fehl am Platz wäre, ideal Pate für den Namen einer soliden Punkband. Darum Vorhang auf für SoKo Mettigel!
Hinter diesem wunderschönen Namen, der perfekt auf jeden Schlachtrufe-Sampler passen würde, findet sich ein lautes Trio aus Hamburg, das nun nach einer Demo und einem Album mit «Spiel mit der Angst» eine neue, sechs Songs starke EP am Start hat. SoKo Mettigel frönen sich der Sorte Punk, bei der Haltung und Inhalte wichtiger sind, als das perfekte Beherrschen der Instrumente. Es muss nicht immer jeder Ton genau sitzen, starke Songs funktionieren auch so. Viel authentischer kann Punk demnach eigentlich nicht sein, die Platte klingt wunderbar roh, kantig und mitten in die Fresse, als ob die Band gerade direkt bei dir im Wohnzimmer eskaliert.
Wer in den 80er und 90er Jahren mit deutschsprachigem Punk grosswurde, wird sich bei SoKo Mettigel sofort zu Hause fühlen. Dank der starken, selbst- und allgemeinkritischen Texte funktionieren die Songs auch heute perfekt. Dabei gelingt es dem Trio, weder allzu drohend mit dem erhobenen Zeigefinger zu wedeln noch in überkomplizierten, intellektuellen Mumpitz zu verfallen. Themen wie der anhaltende Rechtsruck («Spiel mit der Angst»), die Klimakatastrophe («No Future für Euch»), Schwurblertum («Radius null») oder natürlich Krieg («Sag nein») sind extrem relevant und werden von der Band hervorragend angegangen. SoKo Mettigel sind nicht die allerlustigste Band, dafür ist die Lage auch zu ernst, doch zur Auflockerung ist immerhin noch ein Song über «Chuck N.» dabei, der darüber sinniert, wie hilfreich der berüchtigte Roundhouse-Kick des bärtigen Texas Rangers im Umgang mit vielen Problemen heute wäre. Grosses Kino.
Es muss nicht immer das allergrösste, geilste neue Ding sein, manchmal reichen eine Handvoll starker Songs und die nötige Attitüde für eine tolle Punk-EP längstens aus. Und SoKo Mettigel machen genau das. Coole Songs, die massig Laune machen und gleichzeitig ordentlich zum Mitdenken und -machen anregen, gespielt von einer sympathischen Band, die sich selbst kennt und nicht zu ernst nimmt. Genau so und nicht anders soll das sein, frei nach dem Motto: das ist nicht nur gut, sondern gut genug.
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