Band: Scutluck
Album: One Way Ticket
Genre: Ska / Jazz / Punk
Label/Vertrieb: iGrooveNext
Veröffentlichung: 1. Dezember 2015
Webseite: scutluck.com
D’ännet em Bärgli brodelt es wieder. Versteckt in den tiefen Walliser Tälern, abgeschottet von gewaltigen Bergmassiven haben sie sich zurückgezogen. Lange hat das Skapunk-Liebhaber-Herz nun nichts mehr gehört, hat beinahe schon fast vergessen zu sein. Doch verborgen, irgendwo zwischen halbleeren Bierflaschen und überquellenden Aschenbechern, so wird vermutet, in einem von blauem Dunst verhangenen Lokal, loderte die Flamme weiter.
Und mit jedem Ton, aus der Posaune, dem Sax oder der Trompete, wurde sie grösser, breitete sich aus, nach jeder gezupften Saite, jedem Trommelschlag. Gesang kam dazu, apart drang er durch die Klänge und breitete sich aus im Rhonetal wie ein Echo das über Felswände schleicht. Es wurde bereits gemunkelt, getuschelt und vorgefreut. Was niemand wagte zu hoffen wurde Wirklichkeit. Mit „One Way Ticket“ kehren Scutluck im Jahr 2016 mit ihrem zweiten Studioalbum zurück und skanken wieder.
Die Band die 2012 mit ihrem Erstling „The Sideshow“ nicht nur im Wallis für Furore sorgte und es ein Jahr später sogar auf die heiligen Bühnen des Open Air Gampel schaffte, hat sich dem Ska mit eiserner Liebe verschrieben. Nicht aber ohne dieser Stilrichtung ihre ganz eigene Couleur beizufügen, was auf dem Neuling gut zu hören ist. So ist sich das 8-er Gespann treu aber keinesfalls stehen geblieben.
Das Zusammenspiel der talentierten Bläserfraktion mit den nicht minder begabten Künstlern an Gitarre, Bass und Schlagzeug funktioniert einwandfrei und der Gesang ergänzt das Ganze auf unverwechselbare Weise. Schön zu hören bereits am Beginn der Platte. „Keep It In“ und „Healthaholic“ bilden denn für mich auch ein Übergang der Musik von Scutluck 2012 zum aktuellen Sound. Zufall? Es macht jedenfalls Lust auf mehr. So folgt mit „One Way Ticket“ der Song, welcher auch dem Album den Namen gab, ein kleiner feiner Richtungswechsel. Die Musik wird ein klein wenig – „allgemeiner“. Will Scutluck sich vielleicht für ein breiteres Publikum einstellen und dadurch möglicherweise ein paar mir liebgewonnene Ecken abrunden? Es ist nicht zu hoffen. Diese anfängliche Angst verpufft denn auch gleich wieder. „Superkaracho-Man“ ist wieder schnell, ein bisschen dreckig und absolut genüsslich.
Was auffällt, „One Way Ticket“ ist anders als „The Sideshow“ ganz klar rockiger unterwegs. Es tut der Musik von Scutluck jedoch keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil, es ist bissweilen sogar erstaunlich wie sie es schaffen trotz des klaren rockigeren Stils die Blasinstrumente so klar zu integrieren, dass sie mehr denn je die Essenz der Musik von Scutluck bilden. „No One Really Cares“ ist ein gutes Bespiel dafür. Aber auch „Just Friends“ und „It Can Wait `til Tomorrow“ vermögen zu überzeugen.
Besondere Beachtung findet bei mir der Song „Long Johnson“. Verspielt und wohl nicht ganz ernst gemeint klingt er. Er findet sich richtigerweise auch auf diesem Album und lockert auf.
Den Abschluss vollbringt „On My Own“. Ein wunderbarer Mix, der nochmals die musikalische Kunst der Jungs und Mädels demonstriert. Rassig zu Beginn, vollzieht sich gegen Ende hin ein Stilwechsel und bäumt dann erneut zu eindrücklicher Schnelligkeit auf. Purer Hörgenuss.
So wie das Albumcover es vorausahnen lässt und ich bescheiden hineininterpretiere, will Scutluck mit diesem Geschenk an die Musikwelt einen kleinen feinen Wandel aufzeigen. Sie haben sich von der jungen, experimentierfreudigen Skapunkband weiterentwickelt, hin zu einer reiferen und musikalisch durchaus vielfältigeren Band. Dass sie dies geschafft haben ohne Ihre Wurzeln zu verlieren, ja diese gar noch zu verfestigen, das erfreut mich sehr.
Wer Scutluck noch nicht kennt, sich jetzt aber gerne ein Bild machen möchte, der höre und sehe sich das offizielle Musikvideo zu „One Way Ticket“ an. Denn auch wenn dieses Stück vielleicht nicht das allerbeste auf der aktuellen Scheibe ist, so ist es doch ein guter Einstieg in die Welt von Scutluck. Lasst euch hinreissen und löst ein One Way Ticket, ich bin sicher ihr möchtet nicht wieder zurückkehren.
Tracklist:
1. Keep It In
2. Healthaholic
3. One Way Ticket
4. The Superskaracho-Man
5. Earworm
6. Just Friends
7. No One Really Cares
8. Long Johnson
9. It Cant Wait `til Tomorrow
10. On My Own
Bandmitglieder:
Peti – Gesang
Ives – Gitarre
Mitch – Bass
Mingi – Schlagzeug
Samira – Trompete
Cedi – Trompete
Tamara – Saxophon
Steffi – Posaune
Gründung:
2009
Text: Sebastian Leiggener
https://www.youtube.com/watch?v=3p8o83gqG08