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Band: Schöngeist
Album: Keine Zeit
Label/Vertrieb: GoldenCore/Zyx
Veröffentlichung: 25. Februar 2011
Website: www.schoengeist-musik.de
Geschrieben von: Luke J.B. Rafka
Integration einmal anders
Nachdem in der Politik Integration in letzter Zeit bereits sehr stark behandelt wurde, schliesst sich nun auch die Independentmusik durch Schöngeist dieser Thematik an. So veröffentlichte Mastermind Timur Karakus mit seiner im Jahr 2006 gegründeten Band den Tonträger “Keine Zeit“ am 25. Februar 2011. Band ist wahrscheinlich eher der falsche Ausdruck, denn Schöngeist ist eigentlich Timur Karakus.
Bereits mit seinem Debutalbum “Liebeskrieger“ bewies Timur, dass Schöngeist die „Scheuklappensicht“ der Gesellschaft nicht angeeignet hat und stattdessen als musikalische Integrations-Botschafter ihre Stimme erheben. In diesem noch kurzen Jahr 2011 kehrten die Musiker nicht nur mit ihrem neuen Album “Keine Zeit“, sondern auch mit einer Auszeichnung der Deutschen Musikförderung für ihr interkulturelles Schaffen zurück.
Auf seinem, komplett in deutscher Sprache gehaltenen Album, beschreibt er den aktuellen Stand der durchs Leben hetzenden Menschheit. Die immer für Diskussionsstoff und nie in Vergessenheit geratene Thematik des Kopftuch-tragens wurde auch von Timur im Song “Halbmondfinsternis“ verarbeitet. Ein eingängiger Text, schön geschrieben, wunderbar zelebrierte Melodie, aber mit einem kleinen Makel behaftet. Zum Schluss dieses Textes folgt ein Satzfetzen „..und wenn das Spiel zu Ende ist…“, der mich ein wenig irritiert. Gerade Timur, mit seiner deutsch-türkischen Abstammung sollte klar sein, dass hier nicht die Rede von einem Spiel ist! Als Gastsongwriter konnte für diesen Track sogar Eisbrecher-Kopf und DMAX-Moderator Alexx Wesselsky verpflichtet werden.
Ansonsten geben Schöngeist mit ihrem neuesten Werk ein deutschsprachiges Rockalbum ab, welches mich stark an den Mainstreamausflug von Down Below bei Stefan Raabs Bundesvision Contest erinnert. Das Soundgefüge klingt ein wenig ähnlich, aber nicht weniger gut. Ein gewisser Gothic-Touch ist nicht zu verkennen, auch diverse Industrial-Elemente werden hier gekonnt mit orientalisch-medievalen Klängen vermischt. Mit satten Gitarren, atmosphärischen Synthesizer wird das Album gar mit tanzbaren Nummern wie “Sonne in der Nacht” bestückt. Dieser bearbeitet in gewisser Weise die nach Alkohol und Fleischeslust gierende Jugend, die sich allzu gerne und oft bis zur Willenlosigkeit betrinkt, was natürlich nicht ohne Folgen bleiben kann. Auch hier soll mit eingängigen Mitteln zum Nach- oder Umdenken verleitet werden.
Ob allerdings die Klientel erreicht werden kann oder die Hörer des Albums gar “Keine Zeit” haben, werden wir sehen. Für mich hat dieses Album allein wegen der gewagt heissen Themen, die heutzutage leider nicht viele Künstler klar und deutlich ausdrücken, vier Sterne verdient.
Lasst also Euren Geist sich mit diesem Silberling schön tanzen.
Euer Luke J.B. Rafka
Tracklist:
01. Auge um Auge
02. Keine Zeit
03. Sonne der Nacht
04. Halbmondfinsternis
05. Nie mehr allein
06. Ganz oder gar nicht
07. Schalt ein! Schalt aus!
08. Der Gral
09. Nur mich
10. Heiler
11. Du
Bonus-Tracks:
12. Sonne der Nacht (MCC Dusk Version)
13. Sugar Sugar (US Version)
14. Wenn ich es nur wüsste
Bandmitglieder:
Timur Karakus
Gründung:
2006