Band: Riverside
Album: Love, Fear And The Time Machine
Genre: Progressive Rock
Label/Vertrieb: Inside Out / Pirate Smile
Veröffentlichung: 4. September 2015
Website: riversideband.pl
Geschrieben von: Thomas Lang
Nach „Shrine Of New Generation Slaves“ (2013) und „Anno Domini High Definition“ (2009) waren die Erwartungen an ein neues Riverside Album gewaltig. Neben Steven Wilson gilt diese Polnische Band im Moment als einer der federführenden Acts im Bereich des Progressive Rock. Zu Recht, können doch die eingangs erwähnten Alben guten Gewissens als Meisterwerke des Genres bezeichnet werden.
Das Album beginnt sehr ruhig mit „Lost“. Die sanfte Melodie setzt sich sofort angenehm fest und die flirrenden Gitarren bieten eine Trägerwelle, auf der Mariusz Duda’s Gesang förmlich dahin schweben kann. Genauso gefällig kommt „Under The Pillow“ daher. Ein angenehmes Stück welches durchaus auch auf einer der neueren Anathema Scheiben seinen Platz gefunden hätte. Spätestens hier sucht der Riverside-Hörer nach den kleinen Widerhaken, Kanten und Ecken, die sich erst nach mehrmaligem Hören auflösen und den Songs die gewohnte Tiefe geben.
„#Addicted“ erinnert mit seinem Bass-Intro kurzeitig an Fugazi’s „Waiting Room“, poppt aber nach wenigen Sekunden in einer an A-ha erinnernden Leichtfüssigkeit dahin. „Caterpillar and the Barbed Wire“ plätschert im Anschluß etwas kraftlos dahin. Beileibe kein Skipkandidat aber auch kein Highlight. „Saturate Me“ bringt dann die ersehnte proggige Frische. Vor allem im letzten Drittel wird ein wunderbares instrumentales Feuerwerk abgebrannt.
„Afloat“, das mit gut drei Minuten kürzeste Stück auf dem Album, extrem reduziert auf eine Basslinie, Keyboardteppich und Duda’s gefühlvollen Gesang. Man nimmt diesen Song eher als Interlude war, zumal im nachfolgenden „Discard Your Fear“ erneut große Songwriter- und spielerische Kunst geboten wird. Toller Refrain, der sofort hängen bleibt, wunderbare Gitarrenmelodien, Hammond-Orgel und ein Bassspiel, wie man es nur selten zu hören bekommt.
Das wieder etwas ruhigere „Towards The Blue Horizon“ gibt sich im Mittelteil etwas gewollt progressiv, punktet aber mit einer tollen Gesangsleistung. „Time Travellers“ startet nur mit Gesang und Akustikgitarre und bekommt im weiteren Verlauf mehr und mehr instrumentale Unterstützung, allerdings ohne Schlagzeug. Dies verleiht dem Song trotz aller Melancholie eine angenehme Leichtigkeit. Das abschließende „Found“ bleibt in ruhigen Gefilden und beendet das Album rund, allerdings auch etwas unspektakulär.
Fazit:
Riverside schlagen auf ihrem neuen Album deutlich ruhigere und leichter zu konsumierende Töne an, als auf den grandiosen Vorgängern. Der recht dehnbare Begriff Prog-Rock mag in großen Teilen die stilistische Ausrichtung der Scheibe noch recht gut beschreiben, eine gewisse Coldplay’sche Poppigkeit ist allerdings nicht von der Hand zu weisen.
Der Weg hin zu mehr Verspielt- und Entspanntheit mag nicht jedem gefallen, jedoch kann man der Band zu keinem Zeitpunkt einen kommerziellen Hintergrund auf „Love, Fear And The Time Machine“ vorwerfen. Jeder Ton, jede Textzeile klingt ehrlich und das Album wirkt wie aus einem Guss. Es fließt sanft dahin ohne in Kitsch abzudriften. Allerdings sind damit die wirklich spannenden Momente, für welche die Band so sehr geschätzt wird, auch rarer geworden.
Tracklist:
1. Lost (Why Should I Be Frightened By A Hat?)
2. Under The Pillow
3. #Addicted
4. Caterpillar And The Barbed Wire
5. Saturate Me
6. Afloat
7. Discard Your Fear
8. Towards The Blue Horizon
9. Time Travellers
10. Found (The Unexpected Flaw Of Searching)
Bandmitglieder:
Mariusz Duda – Gesang
Piotr Grudzinski – Gitarre
Mariusz Duda – Bass
Piotr Kozieradzki – Schlagzeug
Keyboards – Michal Lapaj
Gründung:
2001