wurden kahlgefegt. Die Blätter flogen durch die Gegend. Wir waren gerade Backstage in einem kleinen Metallcontainer und haben uns für die Show vorbereitet. Dann kam Hagel, der schlug so hart auf die Plastikfenster des Containers ein, dass wir dachten, die Fenster gehen gleich kaputt. Dazu dieser immense Sturm. Dekobäume aus dem Backstage-Catering Bereich flogen umher. Es hat sich fast wie ein Tornado angefühlt, obwohl es keiner war. Das war wirklich angsteinflößend. Das ganze ging das ungefähr 10 Minuten. Einige Zeit danach haben wir erst mitbekommen, dass Leute von den herumfliegenden Teilen der Bühne getroffen wurden. Von da ab ging es dann bergab. Keine Band hat mehr gespielt.
Alle Bands, die auf Festivals spielen, machen die Erfahrung, mal schlechte Wetterbedingungen oder so zu haben. Aber das hier war wirklich heftig. Am Anfang habe ich mir einfach meine Kamera geschnappt um zu gucken, was los war, und habe Bilder von den ganzen Ästen gemacht, die von den riesigen Bäumen abgesprochen waren und überall lagen. Das war natürlich, bevor ich wusste, dass jemand verletzt wurde. Eine Stunde später fanden wir dann heraus, dass Leute ums Leben gekommen sind. Das war natürlich sehr traurig.
Wiebke : Vor zwei Jahren hattet ihr Euer 10-jähriges Bandjubiläum. Zu dem Anlass habt ihr in eurer Heimatstadt Chicago ein Konzert gegeben, bei dem ihr ausschließlich Songs von euren ersten Alben gespielt habt. Bei eurer momentanen Tour hört man fast ausschließlich Songs der aktuellen Platte „Endgame“ oder dem Vorgänger „Appeal to reason“. Warum spielt ihr die alten Songs nicht mehr in der aktuellen Tour? Habt ihr keine Lust mehr auf sie, wollt ihr eure neuen Songs promoten…
Brandon: Unser Fans sind recht jung, die Leute kennen die alten Lieder leider größtenteils gar nicht. Wir versuchen normal immer, ein oder zwei alte Songs zu spielen. Als wir die alten Songs aufgenommen haben, das ist wirklich lange her. Manche unserer Fans waren damals noch kleine Kinder. Deshalb kennen sie die alten Sachen nicht. Und wir spielen halt das, was die Kids, äh, die Fans gerne möchten.
Wiebke: Klar. Und wie war das in Chicago zu eurem Jubiläumskonzert, die ganzen alten Songs mal wieder zu spielen?
Brandon: Oh, das hat Spaß gemacht! Ich meine, wir waren selbst irgendwie noch Kids, als wir die Songs damals geschrieben haben. Das war wie ein Flashback.
Wiebke: Und wie haben die Fans reagiert?
Brandon: Sie haben’s geliebt. Zum Jubiläumskonzert waren viele alte Fans da, die uns schon vor 10 Jahren gehört haben. Aber der Großteil unserer Konzerte ist halt mit jüngeren Kids, die waren halt 5 Jahre oder so alt, als die alten Alben rauskamen. Deshalb kann man sowas halt nicht immer machen.
Wiebke: Ihr habt letzten September einige Akustik- Konzerte in den USA gespielt. Bekommen wir hier in Europa auch mal die Chance, ein unplugged Konzert von euch zu sehen?
Brandon: Uhm… wir spielen heute Abend wahrscheinlich ein oder zwei Akkustik- Songs. Aber nee, ein ganzes Konzert… das ist wirklich selten, dass wir sowas machen. Wir machen dann doch lieber ein richtiges Konzert mit allem drum und dran.
Wiebke: Schade. Tim meinte mal in einem Interview, dass er bei eurer Singleauskopplung „help is on the way“ durch die Geschehnisse in New Orleans beim Hurricane Kathrina inspiriert wurde.
Brandon: Ja, genau, das war krass.
Wiebke: Was muss denn geschehen, um euch zu neuen Songs zu inspirieren?
Brandon: Wir haben da eine ganze Bandbreite von Themen, die uns inspirieren. Das hier mit Kathrina war ein sehr ernstes Thema, das uns sehr mitgenommen hat. Das war echt eine Tragödie in Amerika, nicht nur Kathrina selbst, sondern auch das danach. Tim war gerade zu der Zeit in der Nähe von New Orleans und hat dann später realisiert, wie ich hoffe viele Leute in der US, dass das, was in New Orleans geschehen ist, mittlerweile einfach vergessen wurde. Ein schlimmes Drama hatte sich abgespielt. So viele Leute sind gestorben und haben ihr Zuhause verloren. Und dann, einen Monat später, hat der Rest der Welt es einfach vergessen.
Das ist leider einfach so, wie das mit den Medien in der USA läuft, einfach „was gibt mir die nötige Auflage?“. Mit Kathrina ist etwas so schlimmes passiert, aber dann passiert etwas gutes oder schlechtes irgendwo anders, und keiner schert sich mehr um die Leute dort in New Orleans. Die Leute von New Orleans versuchen irgendwie zu überleben, ihre Stadt wieder aufzubauen und bekommen bis heute kaum Unterstützung vom Staat. Naja, und in unserem Song sprechen wir halt diesen Missstand an, und versuchen, da einfach Aufmerksamkeit mit zu erwecken. New Orleans ist einfach ein toller Ort, eine der wenigen Orte in der USA mit so viel Geschichte und so interessant. Da ist es einfach so traurig, dass das alles zerstört wurde und wohl nie wieder so wird, wie es einmal war.
Wiebke: Wer schreibt eigentlich meistens bei euch die Songs?
Brandon: Die Texte schreibt Tim, der ist da der Fachmann. Aber ansonsten sind wir echt oldschool, wir machen das mit der Musik und manchmal auch Texte meist zusammen. Manche Band lassen sich ja auch einfach die Songs schreiben, aber nee, sowas machen wir nicht. Wir schreiben eigentlich die Lieder wirklich zusammen. Tim schreibt halt viel an den Texten, die Musik machen wir zusammen.
Wiebke: Wie läuft das denn dann, schreibt Tim einen Text, und die Melodie kommt später, oder…
Brandon: Nee, eher andersrum. Wenn jemand einen guten Riff hat, dann sagen wir, joah, das könnte ein guter Song werden. Die Texte kommen dann meist später.
Wiebke: Das ist faszinierend. Der Musik unterstützt die Aussagen des Textes so gut, zum Beispiel bei „Hero of war“, da ist das fast schwer vollstellbar, dass es erst die Musik gibt…
Brandon: Tim. Tim ist da echt begnadet. Du kommst an mit einem coolen Riff, er hat dann vielleicht schon eine Melodie für den Gesang auf Lager, und die Texte entstehen dann echt später.
Wiebke: Ihr habt vor einem halben Jahr euer aktuelles Album „Endgame“ rausgebracht. Seitdem seid ihr eigentlich permanent auf Tour. Habt ihr irgendwelche Pläne für nach der Tour? Geht ihr erst mal nach Haus zu euren Familien, entspannt Euch…
Brandon: Hehe. Nach eine Album versuchen wir, dann wirklich erst mal eine Welttournee zu machen, und bis man da durch ist, das dauert zwei Jahre. Also, ich denke, in 2 Jahren können wir mal kurz eine Pause machen und etwas relaxen, hehe… Ja, oder wir fangen gleich an, ein neues Album aufzunehmen.
Wiebke: Wie ist das denn, so lange am Stück zu touren? Ich meine, ihr Jungs kommt offensichtlich sehr gut miteinander klar, 10 Jahre Bandgeschichte, das sagt ja schon einiges.
Brandon: Ja, wir verstehen uns wirklich sehr gut. Und wir mögen es einfach, auf Tournee zu sein.
Wiebke: Das sieht man, wenn man euch live sieht.
Brandon: Genau, das kann man einfach sehen. Es gibt Musiker, die wirklich gerne Musik machen. Aber die es einfach nicht mögen, auf Tour zu sein. Und dann wird’s echt hart für die. Wir alle mögen es aber einfach gerne, live spielen, und das reisen. Und das muss man einfach mögen, wenn man auf Tour geht. Sonst dreht man nach einer Weile durch mit den ganzen Flugzeugen, Zügen und Bussen. Aber ja, wir mögen das. Wir machen das jetzt seit 10 Jahren. Und werden weiter machen.
Wiebke: Sehr schön. Wann können wir denn dann das neue Album erwarten?
Brandon: 2030.
Wiebke: Öäääh.
Brandon: Nee, nee, hehe. Wir sind fast das ganze Jahr 2012 auf Tour. Danach werden wir dann erst mal eine Weile unsere Freizeit genießen. Also, 2014 vielleicht?
Wiebke: Ist in der Zwischenzeit dann noch irgendwas geplant, ein Goodie für die Fans? Live- DVD oder so?
Brandon: Bislang noch nicht. Aber es ist ja noch einiges an Zeit, vielleicht ergibt sich was bis dahin.
Wiebke: Es sind jetzt noch 5 Stunden bis zu eurem Konzert. Wie verbringt ihr die Zeit vor dem Konzert? Gibt es da irgendein Ritual, abgesehen von das sehr leckere Catering hier im Xtra genießen?
Brandon: Ich versuche, immer möglichst viel Wasser vorher zu trinken. So eine Show ist echt anstrengend als Drummer. Etwas einspielen… ich versuche, einige Stunden vor der Show nichts mehr zu essen, sonst wird mit schlecht.
Wiebke: Hihi. Gibt’s irgendeinen Song, den du besonders gerne live spielst?
Brandon: Also, „survive“ mag ich richtig gerne. Den Song haben wir schon vor ein paar Alben aufgenommen, aber der macht einfach Spaß. Ich denke, der macht uns allen Spaß zu spielen. Deshalb ist der Song echt mein Liebling. Aber vom neuen Album mag ich „Make it stop“ auch richtig gerne, und „Satellite“, das ist auch ein klasse Song. Aber meine Lieblingssongs ändern sich auch recht häufig, während wir auf Tour sind. Momentan sind es diese.
Wiebke: Okay. Abschließende Worte?
Brandon: Ich möchte mich gerne bei der Schweiz bedanken, dass Ihr unsere Musik hört und über all die Jahre immer zu unseren Shows kommt. Vielen Dank!
Herzlichen Dank auch an das Rise Agsinst Street- Team von
Nowrise