Band: Raised Fist
Album: Anthems
Genre: Hardcore
Label: Epitaph
VÖ: 15. November 2019
Webseite: raisedfist.com
Vier Jahre ist es schon her, seitdem die schwedischen Hardcore-Meister von Raised Fist ihr letztes Werk ablieferten. Doch nun hat das Warten ein Ende, denn jetzt erschien auf Epitaph mit „Anthems“ endlich ihr neustes, siebtes Album.
Mit „Venomous“ geht es gleich ordentlich los. Ein hartes, eingängiges Riff, ein treibender Mid-Tempo Beat und Alexander „Alle“ Hagmans unvergleichlich kratzend aggressive Stimme, Raised Fist kehren mit einem Knall zurück. „Top of the morning to you all“ heisst es da, „today we feel steady like a stone wall standing tall“ – das Lied ist eine einzige Kampfansage an alle Feinde und Gegner und man kann sich beim Hören selbst im Zug um 7 Uhr morgens kaum zurückhalten, um den Refrain nicht laut und mit erhobener Faust mitzuschreien. Weiter geht es mit „Seventh“, das Tempo wird etwas nach oben geschraubt, die Aggressivität ebenfalls. Und auch hier ist der Mitsing-Faktor unfassbar hoch, „another one straight from the heart when all the others fell apart“, diese Lieder werden live unglaublich reinhauen. Dass das Album schlicht „Anthems“ (Hymnen) heisst, ist auf jeden Fall nicht aus der Luft gegriffen, denn hier sind so viele Mitschrei-Hymnen dabei, dass es nur so eine Freude ist.
Laut den Linernotes zum Album hat sich die Band bei den Aufnahmen früh dazu entschlossen, nur zehn Stücke aufzunehmen und sich dabei ausschliesslich auf diese ersten zehn Songideen zu konzentrieren. Wenn während den Aufnahmen eine andere gute Idee aufkam, musste diese immer erst eines der bestehenden Stücke vom Thron schubsen, um in Betracht gezogen zu werden. Dadurch ist ein kurzes, aber extrem druck- und kraftvolles Album entstanden und zehn Songs, die genau das beinhalten, was diese Band ausmacht. Harte Riffs, knallende Drums und diese unverkennbare Stimme, darauf baut alles auf. Beim ersten Durchhören fand ich noch, dass alles etwas ähnlich tönt, aber mit jedem Durchlauf offenbaren sich neue Schichten und Details, das macht tierisch Spass. Die Lieder auf „Anthems“ sind abwechslungsreich, melodiös, aggressiv und wütend und verlieren dabei nie die Raised Fist Identität, genauso, wie es sein soll.
Das mit dreieinhalb Minuten längste Lied „Into This World“ ist dabei wohl mein Lieblingssong auf dem Album, es zeigt sich ungemein melodiös mit unverzerrten Gitarren in den Strophen und einer wundervoll melodiösen Hook, die erneut zum Mitsingen einlädt. Dazu ein Text über die Kindheit, Armut und verlorene Freunde, den man auch ausserhalb von Schwedens Unterschicht wundervoll nachfühlen kann, einfach richtig geil. Hier auch noch kurz die Anmerkung, wie stark die Produktion des Albums ist, die Gitarren und Bässe sind trocken, laut und hart, das Schlagzeug tönt unglaublich lebendig, als ob man gleich danebenstünde, und die Vocals sind aggressiv, abwechslungsreich und halt wirklich unverkennbar Alexander Hagman, ganz grosses Kino.
Mit dem Statement „We Are Here“ und dem abschliessenden Song „Unsinkable II“ kommen wir nach ungefähr 30 Minuten auch schon ans Ende dieses grandiosen Albums. Es gibt hier wirklich kein Fett, keine Füller und keine Pause, vom ersten bis zum letzten Lied wird uns hier melodiöser, aggressiver Hardcore aller erster Güte geboten. „Anthems“ macht richtig Spass, es ist kein Album, dass die Welt verändern will, sondern nichts mehr oder weniger als das Werk einer Band, die ihre eigene Nische gefunden hat und daraus wirklich absolut alles herausholt. Jedes der 10 Lieder hier verdient das Attribut „Hymne“, selten habe ich mich so darauf gefreut, diese Songs live mitzuschreien und so kann ich eigentlich nun nur noch darauf hoffen, dass sich die fünf Herren aus Luleå auch bald zu uns in die Schweiz begeben werden, damit wir gemeinsam unsere Fäuste gen Himmel recken und „we are Raised Fist, this is how it is“, schreien können.
Tracklist:
1. Venomous
2. Seventh
3. Anthem
4. Murder
5. Into This World
6. Shadows
7. Oblivious
8. Polarized
9. We Are Here
10. Unsinkable II
Bandmitglieder:
Alexander „Halle“ Hagman – Gesang
Jimmy Tikkanen – Gitarre
Daniel Holmgren – Gitarre
Andreas „Josse“ Johansson – Bass
Robert Wiiand – Schlagzeug
Gründung:
1993
Text: David Spring