Alcopop! Records / VÖ: 30. September 2022 / Hard Rock, Garage
pulledapartbyhorses.com
Text: David Spring
Ich erinnere mich, als ob es gestern war. Am 21. Oktober 2010 im Dynamo in Zürich, auf der Bühne sollten an diesem Abend die legendären Anti-Flag spielen. Voller Vorfreude war ich, doch vor den Pittsburgher Polit-Punks stand erst noch eine Band aus Leeds auf dem Programm, deren genussvolle Name mich sofort in den Bann zog: Pulled Apart By Horses! Der Name enttäuschte nicht, denn ich verliess das Konzert als frischgebackener Fan.
Die Band hatte damals ihr Debütalbum mit der fantastischen Leadsingle „Back To The Fuck Yeah“ veröffentlicht und es war bereits klar, dass Pulled Apart By Horses eine vorzügliche Party-Band sind. Spulen wir vor ins 2022, als zu Beginn des Jahres Lead-Gitarrist James Brown ausstieg, woraufhin Sänger und Gitarrist Tom Hudson die Gitarre in die Hand von Bassist Robert John Lee weitergab und sich fortan nur noch auf die Vocals konzentrieren wollte. Mit dem Sound auf das Nötigste reduziert, lag es auf der Hand, das Album „Reality Cheques“ in einem Rutsch als Band einzuspielen.
Diese Entscheidung war perfekt, denn die Platte klingt frisch, roh, aufmüpfig und dem Band-Credo entsprechend: „too heavy for the indie-kids, too indie for the metal-kids“. Sei es der bedrohlich psychedelische Opener „Pipe Dream“, der stampfende Rocker „Rinse And Repeat“ oder die rastlose, etwas an unsere Lokalhelden von Dirty Sound Magnet erinnernde Single „First World Problems“: Pulled Apart By Horses gehen 2022 genauso fett und ungehobelt zugange, wie damals im Dynamo.
Die Jungs haben sämtliches Fett abgeschnitten und fokussieren sich auf das Wesentliche: Eingängige Melodien mit vielen Mitsingmomenten, treibende Rhythmen und schmutzige Riffs, viel Fuzz und ein knackiger Bass, fertig ist das Erfolgsrezept. „Sleep In Your Grave“ liebäugelt mit etwas Horror-Punk, „Rat Race“ geht volle Pulle nach vorne und das epische, abschliessende „Fear Of Missing Out“ versammelt in sechseinhalb Minuten alles, was Pulled Apart By Horses ausmacht.
All die Wechsel und die Zwangspause der letzten Jahre haben hörbar gutgetan. Im Pressetext steht, dass die Jungs sich wieder in die Musik verlieben wollen. Dass ihnen das gelungen ist, das spürt man in jedem der acht Songs. Denn es ist verdammt leicht, sich selbst erneut Herz über Kopf in Pulled Apart By Horses zu verlieben.