Band: Phil Campbell And The Bastard Sons
Album: We’re The Bastards
Genre: Rock
Label: Nuclear Blast Records
VÖ: 13. November 2020
Webseite: philcampbell.net
Manchen verflossenen Musikern wird zu Recht auf ewig nachgetrauert werden. Einer der grössten Verluste für den Rock’n’Roll war zweifellos der grosse Lemmy Kilmister, der 2015 von uns ging. Das Füllen seiner Fussstapfen scheint beinahe unmöglich, doch wenn es jemanden gibt, der dieser Aufgabe gewachsen zu sein scheint, dann Phil Campbell, der langjährige Motörhead-Gitarrist an Lemmys Seite.
Herr Campbell musste gar nicht erst lange nach neuen Mitstreitern suchen, hat er doch vier überaus talentierte Söhne, die gerne bereit waren, sich mit Papa auf die Bühne zu stellen. So entstand Phil Campbell And The Bastard Sons, vervollständigt durch Neil Starr am Gesang, und spätestens seit dem 2018er Debütalbum „The Age Of Absurdity“ ist klar, dass diese Familie keine halben Sachen macht. Nun steht das nächste Album unter dem unmissverständlichen Titel „We’re The Bastards“ am Start und der gleichnamige Opener bläst gleich einmal alles weg. Der Geiste Lemmys ist in jedem Ton, jedem Beat und jedem Riff spürbar und doch mit eigenem Charakter und Seele. Die ersten Worte des Albums könnten nicht passender sein: „Music is medicine, music is therapy.“
Phil Campbell And The Bastard Sons sind aber nicht einfach Motörhead 2.0. Natürlich ist Phils Gitarrenspiel für jeden Fan seiner alten Band sofort erkennbar und selbstverständlich hätten Songs wie „Son Of A Gun“, „Animals“ oder „Keep Your Jacket On“ gut auf einem Album der Rocklegenden zu finden sein können. Doch sind es die Momente, in denen sich die Band etwas vom erwarteten Terrain entfernt, die das Album erst richtig spannend machen. „Desert Song“ liebäugelt mit Stoner Rock, „Born To Roam“ wiederum macht die Verbundenheit zu Americana und Blues offensichtlich. Der fast siebenminütige Closer „Waves“ hat mit rollenden Bassläufen, sphärischem Gesang und ausufernder Instrumentierung viele Einflüsse aus Psychedelic Rock und gar Prog. Und wer es lieber etwas punkig mag, wird mit „Destroyed“ in Grund und Boden gerockt. Das altbekannte Motörhead-Credo „Everything louder than everything else“ haben sich die Bastard Sons auf jeden Fall sehr zu Herzen genommen.
Die Tatsache, dass Konzerte derzeit nicht möglich sind, war noch nie so schmerzlich, wie beim Hören von „We’re The Bastards“. Man möchte zur Musik von Phil Campbell And The Bastard Sons einfach mit gehörnter Faust in der Luft und einem Bier in der Hand, zusammen mit schwitzigen Leuten in einem lauten Club alles vergessen und durchdrehen. Jeder der 13 Songs bringt pure Freude. Es ist good old Rock’n’Roll und ein kleiner musikalischer Arschtritt, der im Moment so richtig guttut. Lemmy wäre entzückt. Darum gibt es auch nichts mehr hinzuzufügen als: aufdrehen und abgehen.
Tracklist:
1. We’re The Bastards
2. Son Of A Gun
3. Promises Are Poison
4. Born To Roam
5. Animals
6. Bite My Tongue
7. Desert Song
8. Keep Your Jacket On
9. Lie To Me
10. Riding Straight To Hell
11. Hate Machine
12. Destroyed
13. Waves
Bandmitglieder:
Neil Starr – Gesang
Phil Campbell – Gitarre
Todd Campbell – Gitarre
Tyla Campbell – Bass
Dane Campbell – Schlagzeug
Gründung:
2015
Text: David Spring