Band: Peter And The Test Tube Babies
Album: Fuctifano
Genre: Punk Rock
Label: Arising Empire
VÖ: 6. März 2020
Webseite: testtubebabies.co.uk
Die Nachrichten aus dem Vereinigten Königreich sind derzeit meistens negativ und haben höchstens noch mitleidiges Kopfschütteln als Reaktion. Nicht nur das Wetter ist grau und traurig da, wie sich das einstige Imperium gerade selber zu demontieren scheint, ist nicht immer schön mit anzusehen. Aber zum Glück ist nicht ganz alles verloren im Reich von Schwarztee, Ale und der Queen. Denn selbst wenn man sich nicht einmal mehr auf die Royals verlassen kann, gibt es eine Gruppe, die nie enttäuschen wird, und das seit nunmehr 42 Jahren: Peter And The Test Tube Babies.
Ganz nah an der Geburtsstunde des Punks in England dabei, steht die bierselige Truppe um Peter Bywaters und Derek „Strangefish“ Greening aus dem beschaulichen Peacehaven in der Nähe von Brighton seit 1978 für erstklassigen Oi!-Streetpunk, der sich selbst nie wirklich allzu ernst nimmt. 2017 erschien mit „That Shallot“ so etwas wie ein Comeback-Album, welches die Band in einem neuen, modernen Sound präsentierte. Mit dem fantastisch betitelten „Fuctifano“ (am besten einfach den Titel und „meaning“ googeln), steht das nunmehr bereits vierzehnte Album in den Läden bereit. Und was für ein wunderbares Werk es ist. Für Fans der Band kann getrost gesagt werden, dass man sich nicht allzu weit von den bewährten Wurzeln wegbewegt hat. Es geht mehrheitlich immer noch rasant, rau und ungehobelt zur Sache. Peter klingt weiterhin nicht ganz nüchtern, die Songs sind schnell und simpel gehalten, und wirklich tiefgründige Philosophien oder musikalische Offenbarungen sucht man hier vergebens.
Dafür aber zeigen uns Lieder wie „Facebook Loser“, „Hell To Pay“ oder „Punched Awake“ Peter And The Test Tube Babies in einem zeitgenössischen und fetten Klanggewand, dass den nicht mehr ganz taufrischen Jungs sehr gut zu Gesicht steht. Über 40 Jahre an der Speerspitze des UK-Punks sind an Peter und seinen Babies nicht spurlos vorbeigegangen, der eine oder andere hat mittlerweile tatsächlich das gewählte Instrument in den Griff bekommen. Da kann man noch so Punk sein wollen, so viele Jahre zusammen Musik zu machen lehrt einem ein Bisschen was. „Fuctifano“ tönt als Ganzes äusserst kohäsiv, gut durchdacht und macht ständig Spass. Auch die etwas untypischeren Lieder, wie das Kaufhaus-Polka-Saufstück „I Ain’t Missing Her Yet“ oder das grandios unanständige „Wanker“, welches nicht nur eine Dame am Leadgesang aufweist, sondern vor allem wie ein Popsong aus den 90er-Jahren tönt, lockern das Ganze wundervoll auf.
Ob „Fuctifano“ für Fans der ersten Stunde die unsterblichen Hit-Alben wie „Mating Sounds Of South American Frogs“ oder „Soberphobia“ vom Thron stossen wird, das wage ich zu bezweifeln. Peter And The Test Tube Babies machen 2020 noch genauso Spass, wie schon in den frühen Achtzigern. Es ist immer noch Musik zum Saufen, zum Grölen, zum Lachen und heutzutage zum Reminiszieren. Oi! wie er im Bilderbuch steht, ohne Firlefanz und grosses Trara, dafür mit ganz viel Freude an der Sache.
Tracklist:
1. Liver’s Lament
2. Facebook Loser
3. Hell To Pay
4. Cydrated
5. Saturday Dad
6. Gravy Train
7. Ain’t Missing Her Yet
8. Wanker
9. Small Victories
10. Punched Awake
11. Tales Of The Bleedin‘ Obvious
12. Screwed Down
13. Queen Of F***ing Everything
14. Liver’s Lament (Reprise)
Bandmitglieder:
Peter Bywaters – Gesang
Derek „Strangefish“ Greening – Gitarre
Nick Abnett – Bass
Sam Fuller – Schlagzeug
Gründung:
1978
Text: David Spring