Black Shark Recordings / VÖ: 1. September 2023 / Skapunk
patskats.com
Text: David Spring
Skapunk! Von manchen verachtet und verschrien, wie kaum ein Genre. Zu fröhlich, zu nervös, zu unseriös. Andere wiederum lieben nichts mehr, als im Offbeat zu skanken und zu Trompeten und Posaunen abzugehen, als gäbe es kein Morgen mehr. Ruft man dann eine neue Band ins Leben und verschreibt sich voll und ganz diesem Genre, riskiert man, dass sich die Geister daran scheiden. Doch hört man sich die selbstbetitelte Debütplatte von Patskats aus dem Berner Seeland einmal an, vergehen die Zweifel so schnell, wie jegliche schlechte Laune.
Das Beste am Sound von Patskats ist das komplette Fernbleiben von Blasinstrumenten. Viel mehr stehen Punk, Rockabilly, Surf Rock und Reggae im Vordergrund. Zackige Off-Beats, sexy Bassläufe und eine wohl-temperierte Surf-Orgel lassen uns den Ska zwar nie vergessen, doch passiert da so viel mehr, wie bereits die ersten beiden Tracks belegen. Der Opener «Refalling» ist ein gutgelauntes Liebeslied, dass einem sofort ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Und mit «Better Times» haben die Jungs mal eben einen der besten Schweizer Punk-Songs des Jahres geschaffen. Fast unverschämt, wie geil der Refrain abgeht.
Was Patskats ebenfalls äusserst gut beherrschen, sind Cover-Versionen. Gleich fünf solche liefern die Herren ab. Während «You’re Wondering Now» von The Specials und «One Step Beyond» von Madness relativ originalgetreu daherkommen, illustrieren die anderen drei sehr schön die überbordende Kreativität der Band. The Weeknds «Blinding Lights» überzeugt als gradliniger Punk-Song, der Elvis-Evergreen «Viva Las Vegas» kommt als rasanter Rockabilly-Kracher daher, doch das unerwartete Highlight ist wohl die grossartige Neuinterpretation von Nina Hagens «Farbfilm».
Man merkt, dass mit Pat ein alteingesessener Fachmann in Sachen Cover-Versionen an der Spitze der Band steht. Genau, der Pat von QL, DER Schweizer Punkcover-Institution. Kein Wunder also! Doch so stark diese Neuinterpretationen sind, die exzellenten Eigenkompositionen übertreffen sie nicht. Patskats müssen sich hinter gar nichts verstecken. Die grossartige Social-Media-Kritik «Follow Me», das entspannte «Love Flow» oder das fette «Miss Marylin» sind allesamt richtige Hits. Vor allem versprühen die Songs ein wundervoll nostalgisches Gefühl, wie damals 2003, als man an der Deconstruction-Tour einen ganzen Tag lang im Pogo-Pit abging. Einfach schön.
«Patskats» ist ein grossartiges Debüt geworden, auf welches die Band stolz sein darf. Kreativ, gutgelaunt, abwechslungsreich und voller Spass. Der Sound ist fett, die Produktion hochwertig und die Songs gehen hervorragend ab. Auf Patskats dürfen wir uns in Zukunft an jedem Fest freuen, daran besteht kein Zweifel. Wer hätte gedacht, dass Skapunk nochmals so gut sein kann?