Rookie Records, Kidnap Music / VÖ: 27. Januar 2023 / Punk, Rock
pascow.org
Text: David Spring
Deutschpunk ist nicht einfach. Die Szene hat unglaublich viele tolle Bands, entsprechend muss vor allem textlich Einiges abgeliefert werden, um dem aufgeweckt kritischen Publikum zu gefallen. Da ist nichts mit Plattitüden und Belanglosem, wer nichts zu sagen hat, wird abgestraft. Schön also, dass Pascow auf Album Nummer «Sieben» einmal mehr alles richtig machen.
Los geht es mit dem epischen «Himmelhunde», einem verdammten Gitarrenbrett, das sofort auf die Zwölf geht. Vor allem das unerwartet heftige Ende lässt aufhorchen. «Königreiche Im Winter» wartet mit starkem Text und wundervollem Gastbeitrag von Apocalypse Vega, ihrerseits Sängerin bei Acht Eimer Hühnerherzen, auf und dank «Monde» ist die Dreieinigkeit an genialen ersten Stücken komplett. Unglaublich, was Pascow hier von der ersten Sekunde an abliefern.
Musikalisch drückt das Album enorm ab. Der Mix ist glasklar, die Gitarren hauen rein und die angriffig wütende Stimme von Sänger und Gitarrist Alex ist eindringlicher denn je. Pascow klingen auf ihrem neusten Werk unvergleichlich nach Pascow, sie vermischen gekonnt Elemente aus Post-Punk, Hardcore, Metal, Pop und viel Punkrock. Am weitesten links-aussen ist wohl das grossartige «Mailand», auf welchem kurzerhand eine der tollsten Geigen-Melodien erklingt, die ich seit langem gehört habe. Ganz grosses Kino.
Und ja, inhaltlich überzeugen die Songs ebenfalls. Pascow vermeiden es, mit erhobenem Zeigefinger oder allzu viel Pathos zu Werke zu gehen, dafür wird sich auf vielen Songs endlich mal wieder so richtig gegen Nazis und rechte Politiker, gegen Klima-Leugner, Reichsbürger, Xenophoben und den ganzen dreckigen Rest ausgekotzt. Erfrischend angepisst und jederzeit clever und nahbar. Wenn im fantastischen Closer «Vierzehn Colakracher» dann noch innbrünstig «Fickt die Elite» gebrüllt wird, kann man sich jetzt schon lebhaft vorstellen, was für eine Über-Hymne dieser Song live werden wird.
«Sieben» überzeugt voll und ganz. Die tollen Gastbeiträge (es sind zudem Nadine Nevermore und Hanna Landwehr mit von der Partie), die unbändige Energie und Emotion, die unglaublich fette Produktion und letzten Endes die fantastischen Songs machen die Platte jetzt schon zu einem heissen Anwärter für den Titel des Deutschpunk-Albums des Jahres. In einem nicht immer sehr innovativen Genre tut es gut, ein solch tolles, abwechslungsreiches und überzeugendes Werk bei uns zu wissen. Pascow machen damit sicherlich der einen oder anderen Band neues Feuer unter’m Hintern.