Band: Paradise Lost
Album: The Plague Within
Genre: Gothic-, Death Metal
Label/Vertrieb: Century Media / EMI
Veröffentlichung: 29. Mai 2015
Website: paradiselost.co.uk
Geschrieben von: Thomas Lang
Kaum ein anderes Metal-Album wurde in letzter Zeit mit größerer Spannung erwartet als „The Plague Within“, Paradise Lost‘s vierzehntes Studioalbum. Die Ankündigung, dass ein weiterer Schritt zurück zu den Anfängen vollzogen wird und sogar wieder Death-Metal Elemente in die neuen Stücke Einzug halten würden, versetzte die Fans in pure Verzückung. Die Erwartungen waren extrem hoch und das sicherlich begründet.
Zum einen überraschte Sänger Nick Holmes mit dem Einbrüllen der Vocals auf dem letztjährig erschienen Bloodbath – Album. Zum andern lieferte Gitarrist Gregor Mackintosh ebenfalls 2014 mit seinem Projekt Vallenfyre eines der lässigsten Death-Doom-Grind-Alben der letzten Jahre ab. Zudem konnte Paradise Lost mit drei richtig starken Vorgängeralben aufwarten, die sich immer weiter zum Gothic-Doomigen Ursprung der Band zurück orientierten. Vorläufiger Höhepunkt war 2012 „Tragic Idol“, welches sich direkt neben die Jahrhundertalben „Icon“ und „Draconian Times“ einreihen konnte.
Der bereits im Vorfeld veröffentlichte Song „No Hope In Sight“ eröffnet das Album mit einem typischen Paradise Lost Riff und die einsetzenden Drums drücken den Hörer fest in den Sessel. Ebenso Nicks gegrowlter Refrain, der sich mit Klargesang in den Strophen abwechselt. Bei Kennern und Fans von „Shades Of God“ kommt sofort ein wohliges Nostalgiegefühl auf. Toller Song.
„Terminal“ dann etwas flotter und roher. Der brachiale Snaresound peitscht diesen astreinen Death-Metal-Brecher voran, dazu Holmes gutturaler Gesang. „An Eternity Of Lies“ überrascht mit Streichern und Klavier. Solch hymnisch-melancholische Melodiebögen können einfach nur Paradise Lost schreiben. Abwechslungsreicher Gesang und gekonnte Breaks ergeben einen Song, der sich vielleicht nicht gleich beim ersten Mal erschließt, aber im Laufe der Zeit wächst.
„Punishment Through Time“ dann wieder treibender und härter. Nicht das Highlight des Albums, aber ein sehr solides Stück mit tollem Finale. Dann „Beneath Broken Earth“! Ohne Übertreibung liefern Paradise Lost hier einen der besten Songs ihrer Kariere und eine der fettesten Death-Doom-Nummern überhaupt ab. Ein Riff zum Niederknien und wenn Holmes „The Circle Is Done“ durch die Boxen schreit, dann wähnt man sich endgültig Anfang der Neunziger.
„Sacrifice The Flame“ dann ebenso doomig, aber durch die Streicher nicht mehr ganz so roh und mit viel Klargesang. „Victims Of The Past“ sprudelt im Anschluss an Abwechslung nur so über. Hier findet man so gut wie jede Phase der Band. Nicks Gesang erinnert in manchen Passagen an „Host“, die Streicherarrangements könnten auf „Gothic“ sein. Mit „Flesh From Bone“ dann der wohl wütendste Song den die Briten je geschrieben haben. Das Tempo variiert in dem mit Chören hinterlegten Refrain, im Prinzip wird einem aber ein Death-Metal-Brecher der fiesesten Art um die Ohren gehauen.
„Cry Out“ dann in gewisser Weise rockig, was bei den ersten Durchläufen etwas irritiert, sich aber mit der Zeit gut in den Albumverlauf einfügt. Vielleicht der schwächste Song des Albums aber trotzdem sehr hörenswert. „Return To The Sun“ beginnt zum Abschluss des Albums recht unheilschwanger mit Fanfaren und Chören, dann setzen die typischen Mackintosh-Leads ein. Der Song baut eine ungeheuer dichte Atmosphäre auf und Holmes bringt mit den gegrowleten Refrains und den gesungenen Strophen das Album noch einmal auf den Punkt. Ein großartiger Abschluss.
Fazit:
Die Entwicklung, die sich bereits mit „In Requiem“ und „Faith Devides Us“ anbahnte und mit „Tragic Idol“ für offene Münder sorgte, wird auf „The Plague Within“ konsequent weiter geführt und sollte den Fans der ersten Stunden (wie dem Verfasser dieser Zeilen) Freudentränen in die Augen treiben. Angekündigt waren ein paar Death-Metal Einflüsse, aber dass sich dieses Stilelement quer durch alle Songs ziehen würde, damit hat wohl niemand gerechnet.
„The Plague Within“ erfüllt die extrem hohen Erwartungen mit Bravour.
Zwei, drei Songs fallen im Vergleich zum Rest der Stücke vielleicht etwas ab, was dem Album hier die Höchstnote kostet. Jammern auf höchstem Niveau. Das Album wirkt zu keinem Moment aufgesetzt oder konstruiert, um mit allen Mitteln Back To The Roots zu kommen, nein, es ist grundehrlich, roh, sperrig aber auch wieder versöhnlich und wartet mit tollen Melodien und einer unglaublich dichten Atmosphäre auf. Es ist zu 100 Prozent Paradise Lost.
Es fühlt sich an, als würde man einen alten Jugendfreund nun wieder öfter treffen. Man hat sich nie aus den Augen verloren nur die Wege gingen etwas auseinander. Paradise Lost sind anno 2015 in Höchstform und niemand, wirklich niemand hätte vor zehn, fünfzehn Jahren geglaubt, dass Nick, Greg und Co., noch einmal solch ein Brett aus dem Hut zaubern. Chapeau!
Tracklist:
1. No Hope In Sight
2. Terminal
3. An Eternity Of Lies
4. Punishment Through Time
5. Beneath Broken Earth
6. Sacrifice The Flame
7. Victim Of The Past
8. Flesh From Bone
9. Cry Out
10. Return To The Sun…
Bandmitglieder:
Nick Holmes – Gesang
Gregor Mackintosh – Gitarre
Aaron Aedy – Gitarre
Stephen Edmondson – Bass
Adrian Erlandsson – Schlagzeug
Gründung:
1988