Band: NOFX
Album: Single Album
Genre: Punk
Label: Fat Wreck Chords
VÖ: 26. Februar 2021
Webseite: nofxofficialwebsite.com
NOFX sind seit fast 40 Jahren im Geschäft. Trotz vieler intelligenter, politischer und persönlicher Songs werden die südkalifornischen Punk-Vorreiter weiterhin in erster Linie als drogenmissbrauchende Spass-Truppe wahrgenommen. Mit ihrem vierzehnten Album „Single Album“ könnte es ihnen endlich gelingen, ernster genommen zu werden.
Fat Mike ist das Zentrum von NOFX. An kaum einer Persönlichkeit schneiden sich die Geister so sehr, wie an ihm. Stets auf der Kippe zwischen rasiermesserscharfer Beobachtungsgabe und komplettem Irrsinn, sind seine internationalen Drogeneskapaden genauso bekannt, wie die Punkrock-Hymnen „The Idiots Are Taking Over“, „Bob“ oder „The Decline“ aus seiner Feder. Und ohne Fat Mike gäbe es NOFX nicht. Daran ändert sich auch bei „Single Album“ nichts, die zehn Stücke sind allesamt enorm selbstkritisch, gnadenlos ehrlich und dabei zu 100% typisch NOFX, wie eben nur Fat Mike das kann.
So beschreibt er zum Beispiel in schmerzhaftem Detail, wie er sein massives Suchtproblem eines Nachts endlich als solches erkannte, als er kurz davor war mehr Kokain zu besorgen. Währendessen kratzte er die letzte Line vom Fussboden („Birmingham“). Er erzählt davon, wie die LA-Punks der 90er-Jahre nicht genügend Geld für Heroin hatten und sich deshalb verschreibungspflichtige Medikament-Cocktails reinpfiffen („Doors And Fours“), was zu vielen Verstorbenen führte. Und er beklagt einfühlsam den Tod des Adolescents-Bassisten Steve Soto, in dem er seinen eigenen Lebensstil unter die Lupe nimmt („Grieve Soto“).
Musikalisch ist die Platte so abwechslungsreich wie immer. Der NOFX-typische, melodische Hardcore ist vertreten („I Love You More Than I Hate Me“), genauso wie ihre rasanten Punkrock-Songs ohne Refrain („Fuck Euphemism“). Mit „Fish In A Gun Barrel“ ist auch die obligate Reggae/Ska-Nummer vorhanden. Etwas unerwarteter sind eine intime Halbballade mit Piano („The Last Resort“) und, als wohl grösste Überraschung, ein dunkles und über fünfminütiges Post-Punk-Brett, welches das Album eröffnet („The Big Drag“).
Und dann ist da noch „Linewleum“. Seit 1994 ist „Linoleum“ wahrscheinlich jedem Fan von US-Punkrock ein Begriff. 2021 entschlossen sich NOFX nicht nur dazu, ihr bekanntestes Lied mit neuem (sehr krudem und amüsantem) Text und abgeändert neu aufzunehmen, sondern niemand geringeres als Avenged Sevenfold mit ins Boot zu holen. Das am meisten gefeierte Stück der eigenen Band zu covern ist so sinnlos wie genial, letztendlich aber passend für diese Band.
Letzten Endes ist die Gruppe nach vier Dekaden nicht nur richtig gut, sondern eventuell besser denn je. Die Mischung aus Wortwitz, tiefgründigen Gedanken und schonungsloser Ehrlichkeit stimmt auf dem „Single Album“ perfekt. Rasant, melodiös, unverkennbar und unkaputtbar– NOFX haben es mehr als verdient, endlich ernst genommen zu werden.
Tracklist:
1. The Big Drag
2. I Love You More Than I Hate Me
3. Fuck Euphemism
4. Fish In A Gun Barrel
5. Birmingham
6. Linewleum
7. My Bro Cancervive Cancer
8. Grieve Soto
9. Doors And Fours
10. Your Last Resort
Bandmitglieder:
Fat Mike – Bass und Gesang
El Hefe – Gitarre
Eric Melvin – Gitarre
Smelly – Schlagzeug
Gründung:
1983
Text: David Spring