Band: NOFX / Frank Turner
Album: West Coast VS Wessex
Genre: Punk / Rock
Label: Fat Wreck Chords
VÖ: 31. Juli 2020
Webseite: nofxofficialwebsite.com / frank-turner.com
Coversongs sind so eine Sache. Viel zu oft wird ein Lied einfach neu aufgenommen und vielleicht etwas schneller oder langsamer gespielt und gut ist. Da könnte man dann gleich so gut beim Original bleiben. Zum Glück aber bleiben diese Sorgen bei der neuen Kollaboration der Punk-Legenden NOFX und dem englischen Troubadour Frank Turner unbegründet, beide Künstler zeigen auf “West Coast VS Wessex” eindrücklich, wie man das mit einem Split-Album so richtig macht.
Den Start machen die Amerikaner mit der Liebeshymne “Substitute”, wobei sie gleich wundervoll demonstrieren, dass ein guter Song einfach ein guter Song bleibt, egal in welchem Stil er gespielt wird. Fat Mike und seine Jungs verleihen dem Stück ein frisches neues Gewand und musikalisch könnte diese Neuinterpretation gut auch aus dem NOFX-Katalog stammen. Das Highlight der Frank Turner-Covers folgt im glorreichen “Thatcher F**ked The Kids”, welches NOFX kurzerhand in eine ihrer bekannten Ska/Reggea-Nummern verwandeln. Bereits das Original hat einen wundervoll zynischen Unterton, der Gegensatz zwischen der fröhlichen Melodie und dem ziemlich ernüchternden Text wird durch die Trompeten und Off-Beat-Gitarren der Kalifornier noch verstärkt. Dass sie dies daraufhin gleich noch übertrumpfen und “Glory Hallelujah” als Musical/Punk/Gospel-Mashup verarbeiten, in Reminiszenz an Fat Mikes “Home Street Home” Musical-Erfahrungen, beweist eindrücklich, dass NOFX mitnichten nur betrunkene Punks, sondern vor allem fantastische Songwriter und Musiker sind.
Danach ist Frank an der Reihe und es ist schon fast bezeichnend, dass er mit “Scavenger Type” eines der wenigen akustischen NOFX-Stücke ausgewählt und daraus einen rasanten Punk-Song gemacht hat. Es folgt das am viert-häufigsten gespielte NOFX-Lied auf Spotify, “Bob”, aus welchem Turner eine gefühlvolle Country-Nummer kreierte, doch die wohl interessanteste Neuinterpretation kommt mit “Eat The Meek”. Frank Turner zeigt sich hier besonders kreativ und weit ausserhalb der Box, seine Version kommt in einem unruhigen Reggea/Funk-Gewand daher, wobei er auch diesem Stück fast mehr Punk-Vibes zu verleihen mag, als dass sie das Original hat. Für mich ist das grösste Anzeichen dafür, dass eine Coverversion gelungen ist, dass ich diese besser als das Original finde, was Frank Turner hier geschafft hat. Mit dem abschliessenden “Falling In Love” sind wir dann so weit von NOFX entfernt, wie nur möglich. Das akustische Lied ist dermassen tieftraurig, schwer und deprimierend, dass es schwer zu glauben ist, dass das Original von den Punks aus Kalifornien stammt.
Frank Turner und NOFX haben hier ein grandioses Werk geschaffen. Die Originale werden zelebriert, das grossartige Songwriting der ursprünglichen Künstler scheint zu jedem Moment durch und gleichwohl beweisen beide Interpreten, dass sie nicht nur selbst herausragende Liedermacher sind, sondern vor allem auch grosse Fans und Bewunderer der jeweils anderen. So macht ein Cover-Album Spass. Dass NOFX auch in 2020 noch relevant und toll sind, das stand für mich nie in Frage. Ich jedoch, der ich Frank Turner bisher nicht all zu gut kannte, kann auf jeden Fall sagen, dass ich mit “West Coast VS Wessex” zum Fan geworden bin.
Tracklist:
1. Substitute
2. Worse Things Happen At Sea
3. Thatcher Fucked The Kids
4. Ballad Of Me And My Friends
5. Glory Hallelujah
6. Scavenger Type
7. Bob
8. Eat The Meek
9. Perfect Government
10. Falling In Love
Bandmitglieder NOFX:
Fat Mike – Bass und Gesang
Eric Melvin – Gitarre und Gesang
El Hefe – Gitarre und Gesang
Smelly – Schlagzeug
Bandmitglieder Frank Turner:
Frank Turner – Gesang und Gitarre
Ben Lloyd – Gitarre
Tarrant Anderson – Bass
Matt Nasir – Keyboards
Nigel Powell – Schlagzeug
Gründung:
NOFX – 1983
Frank Turner – 2005
Text: David Spring