Sixteentimes Music / VÖ: 15. Oktober 2021 / Stoner Rock
nomute.ch
Text: David Spring
Olten. Kaum ein Städtchen erhält in der Schweiz so viel Spott und Hohn wie der Knotenpunkt des SBB-Liniennetzwerks. Schön ist es da in der Tat nicht, viele Jahre, während ich in diesem grauen Ort zur Schule ging, haben mich dies gelernt. Doch gibt es ab und zu auch kleine Lichtblicke, die den immerwährenden Nebel durchbohren und Olten etwas erleuchten lassen. Zum Beispiel No Mute, die Stoner-Rock-Institution, die seit 15 Jahren auf den Bühnen der Schweiz ihr Unwesen treibt und mit „Feather For A Stone“ ein neues Album am Start hat.
Der Name No Mute war bereits früher ein Garant für eine fette, laute Rockshow. Glücklicherweise hat sich auf Platte Nummer drei nichts daran geändert. Der Opener „Big Talk“ knallt fett und voller Attitüde aus den Lautsprechern. Sänger Tobias Gisi überzeugt von der ersten Sekunde an mit seiner starken Stimme, der Herr steht bewusst im Mittelpunkt des Sounds von No Mute. Die simplen aber ach so effektiven Riffs tun ihr Übriges dazu, um den Song zu einer Rock-Hymne zu machen.
No Mute versprechen in den Linernotes, dass sie auf diesem Album zum ersten Mal in ihrer Karriere auch etwas sanftere Töne zugelassen haben. Ruhig geht es auf „Feather For A Stone“ nie wirklich zu und her, doch haben sich durchaus vermehrt psychedelische Klänge in die Soundwand des Quartetts eingeschlichen. Im Titeltrack zum Beispiel gehen viele Passagen in himmelhohe Sphären und nehmen Zeit und Raum ein, ohne dabei an Druck und Intensität zu verlieren.
Die hervorragende Vorabsingle „Derail“ schlägt in dieselbe Kerbe und zeigt die Band experimentierfreudiger und abwechslungsreicher denn je. Mit fast sechs Minuten Laufzeit ist der Track der längste auf dem Album. Ein ultraschweres Gitarrenriff treibt den Mid-Tempo-Song an. Gisis Stimme schwebt über allem und erhebt die Band in neue Sphären, bevor No Mute mit einem ziemlich abgespacten Solo und furiosen Schreien komplett durchdrehen.
Die Produktion auf „Feather For A Stone“ ist fett und modern, man kommt nicht umhin, beim Hören mit dem Kopf zu nicken und sich vor dem inneren Auge auszumalen, wie gut man zu diesen Songs live abgehen könnte. Die Entwicklung des Sounds ist organisch und fühlt sich richtig an. Alles klingt immer noch 100 Prozent nach No Mute, aber man ist sich bewusst, dass es mehr als nur ein paar Riffs braucht, um beständig zu bleiben, was hier kein Problem darstellt. Schlussendlich darf man eine Band, die seit so vielen Jahren geilen Sound macht, durchaus vermehrt loben, selbst wenn sie aus Olten ist.