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Band: Nick Cave & Warren Ellis
Album: White Lunar
Label/Vertrieb: Mute
Veröffentlichung: 18. September 2009
Geschrieben von: Cyril Schicker
Der neuste Wurf der Herren Cave und Ellis, „White Lunar“, ist zwar nicht mehr ganz so taufrisch, aber auch nach mehrmaligem Reinhören und mehrmonatigem Dasein eine Wohltat fürs Ohr – und für die Seele. „White Lunar“ ist eine auf zwei CD gepresste Soundtrack-Ansammlung. Der Silberling ist, aus zeitlicher Sicht betrachtet, eine Herberge für einen Arbeitserguss von 2005 bis 2009. Der Australier, Sänger, Songwriter, Violinist, Gitarrist, Pianist, Flöten- und Mandolinspieler Warren Ellis ist schon länger der Wegbereiter von Nick Cave (u.a. Grinderman, Nick Cave and The Bad Seeds), seines Zeichens ebenfalls Australier und Multiinstrumentalist. Ein weiteres Merkmal der beiden Klangkünstler ist der eindrückliche (Oberlippen-)Bart und natürlich eine rundum hervorragende Musik, egal, welche Band dahinter steckt.
Jeweils 16 bzw. 17 Tracks werden feilgeboten, der Hauptteil stammt aus dem Western „The Assassination of Jesse James by the Coward Robert Ford“ (Nick Cave hat einen mehr oder minder kurzen Auftritt), sowie den Dramen „The Proposition“ (Nick Cave schrieb das Drehbuch) und „The Girls of Phnom Penh“ (mit Matthew Watson als Film-Director). Doch nun wieder weg vom Film und hin zur Musik: Insgesamt erwarten einen auf den ersten Blick harmonische Lieder, die Sinnlichkeit versprühen, aber zuweilen oder besser gesagt auf den zweiten Blick gerne ins Bizarre abdriften. So oder so, die sphärische Ruhe ummantelt und wärmt einen wunderbar. Wer sich gerne musikalisch in die Lichtspielwelten entführen lässt, der ist mit „White Lunar“ sehr gut bedient. Gewiss, die klangvolle Stille (nicht jeder schafft es, wie Nick Cave und Warren Ellis einem sogenannten Oxymoron die Lebensgrundlage zu entziehen) ist nicht für jeden und dürfte dem einen oder anderen eingefleischten (Grinderman-)Fan die Stirn in Sorgenfalten legen. Dies aber vor allem deshalb, weil vom agilen Duo grundsätzlich anderes erwartet wird.
Aber Obacht! Diese Aussage ist nur die halbe Wahrheit, sie greift sträflich zu kurz. Denn Nick Cave – ob mit oder ohne Warren Ellis – ist nur schwer einschätzbar. Und das macht ihn wohl zu gewissen Teilen auch derart populär!