Band: Neurosis
Album: Honor Found In Decay
Label/Vertrieb: Neurot (Cargo)
Veröffentlichung: 26. Oktober 2012
Website: neurosis.com
Geschrieben von: Thomas Lang
Fünf lange Jahre sind seit dem letzten Neurosis Werk, dem brachialen „Given To The Rising“ ins Land gezogen. Zwar gab es in der Zwischenzeit mit Shrinebuilder und verschiedenen Soloveröffentlichungen von Scott Kelly und Steve Von Till, erstklassigen Stoff zu hören, so gut wie keinem anderen Album der letzten Zeit wurde aber mehr entgegengefiebert, als „Honor Found In Decay“. Es gibt nun mal Band’s, die noch nie enttäuscht haben, deren Veröffentlichungen sich auf einem Niveau befinden von dem der Rest der Zunft nur träumen kann und deren Live Auftritte einschneidende Erlebnisse fürs Leben sind. Neurosis ist eine dieser Formationen, die noch was zu sagen haben.
Mit „We All Rage In Gold“ beginnt das Album für Neurosis – Verhältnisse ungewohnt eingängig, ja sogar leichtfüßig, was aber beileibe nicht heißen soll, dass hier leichte Kost geboten würde. Der Track strahlt vor allem in der zweiten Hälfte eine subtile Bedrohlichkeit aus, welcher durch die schweren Riffs und dem einsetzenden Geigenspiel, deutlich Nachdruck verliehen wird. Das vorab veröffentlichte „At The Well“ überspringt im Anschluss zum ersten Mal die Zehnminutenmarke und gibt sich zu Beginn als äußerst zäher Doom-Brocken welchem der Dudelsack und die genialen Keyboardpassagen den typischen Tiefgang verleihen. Zum Ende des Songs wird Fahrt aufgenommen und die sich wiederholenden „In The Shadow World“ Zeilen, wirken schon fast hypnotisch. Es sind Stücke wie diese, die einem eine Pause aus dem Alltag gönnen und wenn sie im Auto laufen, zu einem Umweg verleiten.
“My Heart For Deliverance“ im Anschluss keinen Deut geringer. Allein schon der Mittelteil strahlt mit seinen spärlichen Pianoanschlägen und den Worten von Gastsängerin Anna Brown „We follow the earth, the earth follows the stars, the stars know their way“, eine wahrhaft sakrale Atmosphäre aus, die einem die Sprache verschlägt. Das elektrolastige „Bleeding The Pigs“ beginnt mit einem düster, intensiven Keyboardteppich, zu welchem sich nach etwa drei Minuten ein Tribaldrumming gesellt. Eine gewisse Schwerelosigkeit macht sich in dem Song breit. Der Ausflug wird bei 5:18 abrupt beendet und der Hörer landet recht zielsicher auf den Boden der Tatsachen. Wunderbar!
Mit „Casting Of The Ages“ dann ein Track, bei dem das Adjektiv „majestätisch“ wohl den Nagel auf den Kopf trifft. Relativ einfach gehalten, aber äusserst fesselnd erinnert dieser Song mit seiner in-Trance-versetzenden Monotonie, an „Stones From The Sky“ vom 2001er Werk „A Sun That Never Sets“ . Und wie damals, sorgt auch hier die Schlusssequenz für Gänsehaut. „All Is Found…In Time“ dann wieder deutlich vertrackter und wieder mit ruhigem Mittelteil. Eines der Stücke die etwas länger brauchen bis sie zünden, dann aber gewaltig. „Raise The Dawn“ bringt das Album mit seinem tonnenschweren Rhythmus, den finsteren Keyboards und Kelly’s bzw. Till’s gepressten Gesängen in lediglich sechs Minuten auf den Punkt und lässt mit traurigem Geigenspiel, ein Stunde Kopfkino ausklingen.
Fazit:
Die Band ist nicht stehen geblieben, schlug aber auch keinen Haken wie beim letzten Album. Mit „Honor Found In Decay“ wird eine Schnittmenge des Schaffens seit „Throu Silver In Blood“ präsentiert, welches diese typisch düstere, aber nie hoffnungslose Atmosphäre versprüht und den Hörer die komplette Spielzeit gefangen nimmt. Neurosis legen eine weitere, dicke Schicht auf ihren Sockel und zementieren mit „Honor Found In Decay“ einmal mehr ihren Status, als eine der einflussreichsten und wichtigsten Bands der Gegenwart. Die unglaublich warme, analoge Produktion von Steve Albini ist da noch Tüpfelchen auf dem i. Man meint direkt bei den Aufnahmen im Studio mit dabei zu sein.
Neben „The Seer“ (Swans) und „Les voyages de l’âme“ (Alcest) das Album des Jahres.
Tracklist:
1. We All Rage In Gold
2. At The Well
3. My Heart For Deliverance
4. Bleeding The Pigs
5. Casting Of The Ages
6. All Is Found… In Time
7. Raise The Dawn
Bandmitglieder:
Scott Kelly – Vocals/Guitars
Steve Von Till – Vocals/Guitars
Dave Edwardson – Bass
Jason Roeder – Drums
Noah Landis – Keyboards
Josh Graham – Visual Effects, Art
Gründung:
1985