Church Road Records / VÖ: 10. Februar 2023 / Alternative, Shoegaze
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Text: Michael Messerli
Dass die Smashing Pumpkins im ersten Satz dieser Rezension erwähnt werden, muss bei «Moments Of Clarity» nicht weiter überraschen. Während Billy Corgan jedoch sein eigenes musikalisches Erbe immer mehr dekonstruiert, bauen sich Narrow Head erst eines auf. Und zwar unter anderem auf dem, was die Smashing Pumpkins tatsächlich einmal auszeichnete. Mit dem Unterschied des fehlenden Grössenwahns und der Tatsache, dass Narrow Head aktuell so klingen, als hätte man die Deftones auch noch gleich mit ins Studio geholt. Denn da, wo der Vorgänger «12th House Rock» manchmal noch etwas anstrengend war, hält angenehm der Shoegaze Einzug.
Und das so kraftvoll und organisch produziert, dass «Moments Of Clarity» mehr ist als der logische Paartanz der beiden Hauptreferenzen. Zumal die Band aus Houston keinen Verdacht auf Grossspurigkeit aufkommen lässt, so dass die Ereigniskurve bisweilen ein bisschen flach bleibt – die Frage ist einfach, auf welcher Höhe. Für die Antwort darf man wieder «12th House Rock» hinzuziehen: Der Gesang von Jacob Duarte ist gefestigter und das ist ein wesentliches Merkmal auf dem neuen Album. Der Sound wurde erweitert und «Moments Of Clarity» ist aufgeräumter.
Der Opener «The Real» erinnert ausserdem an die letzte Grosstat der Band Hum («Inlet») und wer sich mit der aktuellsten Arbeit von Quicksand sowie Basement gut versteht, sollte unbedingt die Geduld haben, Narrow Head nicht vorschnell als eine weitere «That ‘90s Band» abzutun. Es ist kein Geheimnis, dass man nach den 80ern jetzt die 90er in jeder möglichen Form aufwärmt. Das treibende Schlagzeug in «Sunday» verscheucht aber unfaire Vorverurteilungen, «Moments Of Clarity» sei ein dreister Abklatsch von bereits Dagewesenem. Es ist schlicht zu gut – und Narrow Head wohl kaum schon am Ende ihrer Möglichkeiten angelangt. Vielmehr integrieren sie gekonnt verschiedene Einflüsse in einen eigenen, aktuellen Sound.