Hayk Records / VÖ: 14. April 2023 / Noise, Alternative
musadagh.info
Text: Michael Messerli
Es ist gleich von Beginn weg eine Wildwasserfahrt mit reichlich Stromschnellen und immer wieder wird man unter Wasser gedrückt. Bis einer plötzlich mit offenen Armen konstatiert: «I love you, I love you, I do». Nur um einen dann doch endgültig im Strudel runterzuspülen. Einmal in der Kanalisation angekommen, steht mit roter Farbe «No Future» an die feuchte Wand geschmiert. Eine kurze Verschnaufpause der anderen Art. Denn schon bald prasselt der ganze Dreck von oben auf einen herab: Ein Noise-Gewitter donnert gehörig. Man gibt seinen Instinkten nach und stürzt sich Richtung Licht. Als wäre es Einbildung, trifft man am Ende des Tunnels auf drei verlorene Gestalten, die um eine Tonne stehen und sich am Feuer wärmen. Euphorisch grinsend und doch selber unsicher, wie genau sie hier gelandet sind. Für einen weiteren kurzen Moment sind die Schmerzen dieser ganzen Strapazen betäubt. Erst als man wieder aufwacht, merkt man, dass die Gestalten einen verschleppt haben: «Join the family».
Erst fühlt man sich in den verschiedenen Ecken dieser Unterwelt willkommen und sorgt sich dann bald aber um die eigene Zurechnungsfähigkeit. Kämpft man da tatsächlich gegen einen metallischen Geschmack im Mund oder doch eher mit seinen Dämonen? Irgendwann arrangiert man sich mit seinem Schicksal und gewöhnt sich daran, was einem in rasendem Tempo um die Ohren fliegt. Zumindest bis zum Punkt, an dem man vom Untergrund wieder zurück in das einem bekannte Leben gespuckt wird – und auf allen zittrigen Vieren landet. Immer noch die Inschrift «No Future» vor den inneren geröteten Augen und dem tiefen Verlangen, aufzustehen und zurück zum Anfang dieses Rauschs zu rennen. Denn da stehen sie wieder, die drei Gestalten: Aydo Abay, Aren Emirze und Sascha Madsen. Sie schubsen dich gleich wieder ins Boot und treten einmal fest dagegen.