Date: 24. – 26. Juni 2009
Place: Grafenort/Engelberg (CH)
Website: www.muisiglanzgmeind.ch
Bands: Eisbrecher / Die So Fluid / Jennifer Rostock
Written by: Nicole
Bilder dazu mit einem Klick HIER
Samstag, 25. Juli 2009, 15:00 Uhr, auf in die Innerschweiz nach Grafenort bei Engelberg und auf zu unerwarteten Höhenflügen, inmitten einer prächtigen Kulisse unterhalb des Titlis. Bereits zum vierten mal stellt der Verein Muisiglanzgmeind – übrigens ein Wort, dass ich noch immer weder richtig aussprechen, noch spick-frei schreiben kann – ein Festival auf die Beine, das keine Vergleiche mit den Grossveranstaltungen zu scheuen braucht. Eine kleine, feine Sache, mit viel Herzblut und Liebe zum Detail organisiert und mit einer bunten Mischung, Querbeet einmal durch die Musiklandschaft. „Under Your Skin“ war das Motto dieses Events. Unter die Haut ging es tatsächlich und genauso wie ein Tattoo fürs ganze Leben bestimmt ist, wird auch die Erinnerung daran sicherlich genauso lange halten. Sehr viel Lob schon in wenigen Sätzen, also erst mal der Reihe nach und was wir so an diesem Tag erleben durften.
Freitags ging es bereits los (ohne uns zwar) und die ersten Camper hatten ihre Plätze bezogen. Ein kleines musikalisches Programm stand ebenfalls bereits auf dem Plan, nur leider hat das Wetter da in den falschen Tönen mitgespielt. „Land unter“ hätten die Seefahrer früher wohl geschrien, als sich die grünen Wiesen in braune Pfützen und Seen verwandelten. So vorgewarnt beobachteten wir Samstag Morgens über die Live-Webcam auf der website der Muisiglanzgmeind, wie sich das Gelände stündlich veränderte und konnten erleichtert feststellen, dass zwar der Matsch zu bleiben schien, sich jedoch die Sonne erfolgreich durchzusetzen vermochte. Also packten wir unsere Wanderschuhe, Sonnencrème, Kamera und Winterjacken ein und düsten Nachmittags gen Grafenort.
Dort angekommen wurde uns schnell bewusst, hier geht alles etwas gemütlicher zu und her und weder Besucher noch Veranstalter schienen sich durch irgendetwas aus der Laune zu bringen. Ein kunterbuntes Treiben aus Familien mit Kleinkindern, Alt-Rockern und Teenies fand sich zusammen und machte es sich gemütlich. Wir Teilzeit-Städtler wurden auch gleich herzlich empfangen und mit dem überschaubaren Gelände vertraut gemacht. Es ist schon erstaunlich, wieviel Sympathie und Wohlwollen gegenüber diesem Festival wohl seitens der Gemeinde entgegen gebracht wird, dass die Bauern ihre Felder zur Verfügung stellen und wahrscheinlich das halbe Dorf, samt Polizei von Engelberg unterstützt und mithilft. So kommt es uns auf alle Fälle vor und wir fühlen uns sehr schnell wohl an diesem heimeligen Ort.
Um 16 Uhr startet dann die Konzert-Reihe mit der deutschen Band Kommando. Die müssen allerdings noch vor leeren Rängen aufspielen und haben sichtlich einen schweren Stand gegen die Schlamm-Massen in den ersten Reihen vor der Bühne. Nichts desto trotz war die Stimmung gut und mit jeder folgenden Band wagten sich mehr Besucher näher ran. Die Bemühungen des Ansagers, die Massen mit Gratis-T-Shirts, die es zu fangen galt, nach vorne zu locken, war ein witziger Versuch und hatte durchaus etwas Erfolg.
Gegen 18 Uhr verliessen wir kurzzeitig das Gelände für einen Interview-Termin mit Alexx von Eisbrecher, dem Headliner des Tages, der uns im Foyer des Hotel Bellevue in Engelberg Rede und Antwort (zu Lesen unter „Interviews“) stand. Ein gutgelaunter Herr Eisbrecher, der allerdings mit einer Magenverstimmung zu kämpfen hatte, freute sich auf seinen Auftritt am Abend. Für ihn und Eisbrecher übrigens erst das zweite Konzert in der Schweiz.
Jennifer Rostock stand bereits auf der Bühne, als wir wieder zurück in Grafenort waren. Die blutjunge Rock-Göre aus Berlin lockte die Fans aus ihren nassen Zelten und gab ihr MTV-erprobtes Können zum besten. Und weil diese Band anscheinend gerade kommerziell gross rausgebracht werden soll, standen auch Reporter von MTV auf der Matte. Ok, bleibt zu hoffen, dass auch mal wieder Musik auf diesem Musikkanal gespielt wird… „off topic“.
Aber worauf wir an diesem Abend als erstes gewartet haben, waren die Londoner Punk-Rocker Die So Fluid. Was soll ich sagen, das Warten hat sich gelohnt und nun ging es wirklich so richtig ab. Frontfrau Grog hat eine Bühnenpräsenz und Energie, die einfach umhaut. Bass, Gitarre, Schlagzeug. Wenn diese drei Dinge in der richtigen Kombination aufeinander prallen, braucht es nichts mehr zusätzlich. Und so funktioniert das auch bei Die So Fluid. Eine hinreissende Show und tolle Musik, mehr gibt es da nicht zu sagen.
23:45 Uhr, Zeit für den Headliner Eisbrecher. Wahrscheinlich waren nicht viele Leute im Publikum, die Eisbrecher bereits kannten. Eine kleine Gruppe Fans in der ersten Reihe ausgenommen. Es könnte aber durchaus sein, dass der eine oder die andere vielleicht ein „aha-Erlebnis“ hatte, als sie im Leadsänger den „Checker“ aus der Fernseh-Show wieder erkannten. Egal, die Musik ist eine andere Geschichte. Frontal und direkt rocken die Männer von Eisbrecher und liefern harten Rock. Neue deutsche Härte wird es katalogisiert und mit Bands wie Oomph! und Rammstein verglichen. Obwohl auf Deutsch gesungen wird, verstehen nicht immer alle den Inhalt der Texte, genauso wie bei den Vorgenannten, aber auch das ist ein anderes Kapitel. Die Bühne war schlammig und rutschig, doch die Bässe fetzten, das Eis schmelzte und der Auftritt war wie immer, verdammt cool.
Und somit ging ein genialer Tag zu Ende und für uns „Nicht-Camper“ hiess es, ab nach Hause unter die trockene und warme Decke. Der diesjährigen Schlamm-Festival-Saison ihren Tribut zollend, flogen meine Wanderschuhe dann auch gleich direkt in den Mülleimer. Nochmals herzlichen Dank an eine super Organisation und den Mut, ein so farbiges und gemischtes Festival auf die Beine zu stellen. Und wir hoffen natürlich, dass sich die zweijährige Reihe fortsetzen wird und freuen uns schon auf die Muisiglanzgmeind 2011 🙂