Band: Mr. Bison
Album: Seaward
Genre: Psychedelic Rock
Label: Subsound Records
VÖ: 16. Oktober 2020
Webseite: Mr. Bison bei FB
Vor langer Zeit lebte eine Frau von unvergleichlicher Grazie, Haltung und Schönheit, wie nie zuvor auf Erden gesehen. Aus göttlichem Elternhaus stammend, fehlte es dieser Schönheit an nichts. Von Männern verehrt, von Frauen benieden, wie man sich das Leben als eine der zwölf olympischen Gottheiten vorstellt. Die Rede ist von Aphrodite (bei den Römern auch als Venus, bei den Bernern sogar als W.Nuss bekannt) und wie es sich für eine solch ansehnliche Gottheit gehört, waren Affären, Lügen und Untreue nie weit. Vom Göttervater Zeus höchstpersönlich mit dem Gott der Schmiede, Hephaistos, verheiratet, doch oft in den Schlafgemächern anderer Gottheiten anzutreffen, Aphrodite wusste, wie sie sich die Langeweile austreiben konnte.
An ansehnlichen Interessenten mangelte es nicht, solch illustre Gäste wie der Götterbote Hermes, der Partygott Dionysos und Ares, der Gott des Krieges höchstpersönlich, überquerten des Nachts regelmässig Aphrodites Türschwelle. Zu ihren zahlreichen Nachfahren gehörte unter anderem auch der nackteste aller Götter, Eros. Und eines Tages ergab es sich, dass unsere Aphrodite mit einer wunderschönen Perlenhalskette in den Händen aus den Tiefen der tyrrhenischen See aufstieg, um diese von ihrem Sohn anpassen zu lassen. Dabei stellte sich der Gute leider sehr ungeschickt an und die Kette ging, wie die meisten olympischen Beziehungen auch, zu Bruch. Die sieben unbezahlbaren Perlen auf der Kette fielen in die Gewässer, doch oh Wunder, sie sanken nicht, sondern schwammen auf der Wasseroberfläche. So, die Legende, entstanden die sieben Inseln des toskanischen Archipels.
Natürlich tummeln sich um diese Inseln eine ganze Reihe weiterer Sagen und Legenden, die Sirenen, der Fluch des Drachens Scylla und die Sage des Odysseus, um einige zu nennen. Und genau diese Geschichten nahmen sich die italienischen Psychedelic-Rocker von Mr. Bison vor, um ihr viertes Album „Seaward“ thematisch zu kreieren. Sieben Songs, so viele wie Aphrodites Perlen. Ganz schön esoterisch, aber passend zum Sound der drei Matteos. Mal geht es hart und heavy zur Sache, dann wieder ruhig und gemütlich, so wie die weite See auch. Die Fuzzpedale meist bis zum Anschlag durchgedrückt, mit mannigfachen Einflüssen von Jimi Hendrix über Monster Magnet und Led Zeppelin, bis hin zu, überraschenderweise, Tool, die Mischung funktioniert perfekt.
„Seaward“ hört sich am besten als grosses Ganzes. Sämtliche der sieben Tracks bieten Eigenes, sei es die psychedelische Verspieltheit in „Oudeis“, die progressiven Ausuferungen in „I’m The Storm“, die Haltlosigkeit von „The Sacrifice“, oder die erdrückende Schwere von „The Curse“. Nimmt man alles zusammen, erhält man 40 Minuten perfekter Psychedelic- und Stoner-Rock, den man nicht mehr aus dem Kopf kriegt. Mr. Bison haben ein starkes Werk geschaffen, das thematische Konzept wird gekonnt umgesetzt und durch das künstlerische Coverbild noch verstärkt. Spielerisch auf höchstem Niveau und von der ersten bis zur letzten Sekunde vielfältig und verführerisch – genauso, wie die See, die sieben Inseln der Toskana und schlussendlich genau wie Aphrodite selbst.
Tracklist:
1. Seaward
2. From The Abyss
3. I’m The Storm
4. Oudeis
5. The Sacrifice
6. Underwater
7. The Curse
Bandmitglieder:
Matteo Barsacchi – Gitarre und Gesang
Matteo Sciocchetto – Gitarre und Gesang
Matteo D’Ignazi – Schlagzeug und Gesang
Gründung:
2009
Text: David Spring