Band: Moving Oos
Album: Made From Sin
Genre: Rock
Label: Crispin Glover Records
VÖ: 26. Juni 2020
Webseite: Moving Oos bei FB
Der Einstieg ins neue Album der Moving Oos ginge ohne Wenn und Aber als Titelsong eines Tarantino-Movies à la „Jackie Brown“ durch. Jedenfalls schwirrte mir spätestens nach dem ersten Satz „I can remember“ des souligen Openers „Solidaritiy Union“ nur noch dieses eine Bild durch den Kopf, die Sonne und Strassen in der trockenen Landschaft Kaliforniens. Dabei stammen die Moving Oos aus komplett anderen Breiten- und Längengraden.
Bei uns wohl eher unbekannt – zumindest mir, obwohl ich durchaus eine gewisse Norwegen-Affinität im Bereich Musik besitze – sind die Moving Oos in in ihrem Heimatland eine Grösse. Anfang des Jahrtausends eigentlich mehr als Kollektiv denn als Band gegründet und vom norwegischen Radio gefeiert, wurde das Projekt nach drei Alben im Jahre 2010 in den Winterschlaf versetzt. Die drei Hauptakteure Per Borten (Cadillac, Spidergawd), Frank Reppen (Blood on Wheels) und Haakon-Marius Pettersen (Turbonegro) wandten sich wieder ihren Projekten zu. Schlussendlich kam es 2019 zu einer Reunion, wobei eine, in der Zwischenzeit auf acht Leute angewachsene Truppe entstanden ist, die wirklich zusammen auf der Bühne stehen wollte und gleich 2019 ein erstes Album mit dem Titel „Romancer“ herausbrachte. 2020 die zweite Scheibe, „Made From Sin“ hintennachschob.
Die Platte vereinigt die 70er und verneigt sich auch vor diesen. Der zweite Track „The Robinson Hood“ ist gradliniger Rock der aus diesen Zeiten stammen könnte und grossartig fett daherkommt. Er kokettiert mit der geäusserten Kritik, dass der Sänger der Moving Oos, Frank Reppen, der Stimme von Chris Robinson von den Black Crowes sehr ähnlich ist. Und wenn auch: Der Song ist voll mit Gitarrensolis, wie man sie sich wünscht: harmonisch, virtuos und mit warmem und verzerrtem Gittarrensound.
„U-O-Me“ startet mit einem Wahnsinns-Prog-Anfang, wie man es von anderen Trondheimern kennt. Aber es bleibt nicht dabei, da ist so viel Rock, so viel Soul und auch fast schon gemütliches Easy Listening. Grossartiges Soundwriting. Straighter Rock’n Roll, 3 Minuten 29 ohne Pause. Das ist „Two Times More“. Mit allem was dazugehört, da fehlt nichts, da sitzt jeder Ton an der richtigen Stelle, jeder Trommelwirbel hat seinen Platz und der Chor zaubert Flächen über die Refrains. Wow. By the way: Ein Song von Per Bortens Band Cadillac.
Den Titelsong des Albums, „Made From Sin“, hatten wir schon mal. Genau, er wurde auf der Platte „Spidergawd II“ veröffentlicht, ist aber ein ganz alter Song der Moving Oos. Er lohnt sich auf alle Fälle bei beiden Bands (und so wurden mal wieder alle Spidergwad-Platten hervorgekramt). Die Variante der Moving Oos ist etwas geschmeidiger, geschliffener, weniger brachial, vielleicht durch die Instrumentierung, der grösseren Band, und ja, ziemlich sicher dank den Chören, die einfach dazugehören. Überhaupt, nebst dem, dass es ein Arrangement des Wahnsinns ist: Der Schluss, eine nicht aufhören wollende Steigerung des Wurlitzer/Orgelsolos. Bäääm!
Wunderschöne Rhodes oder Wurlitzersolos wechseln sich mit Gitarrenparts ab, mal ein wenig Jazzig, dann wieder rockig – und ja, man erahnt es – die Chöre welche „The Dance of the Living Dead“ zu sechs Minuten machen, die man in der Endlosschlaufe hören möchte. „Sundown Harbour“. Da haben wir die Sonne, die zu Beginn erwähnt wurde, doch noch. Zumindest im Titel. Könnte von den frühen Black Sabbath stammen, aber dennoch der wahrscheinlich ruhigste Song der ganzen 36 Minuten dieser Platte (die Lyrics wirken nicht ganz so entspannt). Ein schöner Ausklang!
Da oben im hohen Norden muss ein Schmelztiegel sein, viel gute Musik entsteht da oben in Norwegen. Und die Moving Oos setzen noch einen drauf mit ihrem 70er-Sound, der unglaublich ins 2020 passt. Man kann das, was einen erwartet nicht besser beschreiben, als die Band selbst: „8 piece band. 70s. Soul. Rock. Will play the shit out of your brains. Every time. Always.“ Bleibt nur zu hoffen, dass sich die Band irgendwann auch ausserhalb Norwegens live zeigen kann. Ich bin dann auf alle Fälle in der vordersten Reihe. Man sieht sich!
Tracklist:
1. Solidarity Union
2. The Robinson Hood
3. U-O-Me
4. Two Times More
5. Made From Sin
6. The Dance Of The Living Dead
7. Sundown Harbor
Bandmitglieder:
Frank Reppen – Gesang
Per Borten – Gitarre
Ranveig Seljemark und Mildrid Seljemark – Gesang
Stian Lundberg – Schlagzeug
Eirik Øien – Bass
Haakon-Marius Pettersen – Tasten
Vegard Bjerkan – Tasten
Gründung:
2005
Text: Mischa Castiglioni