Rock Action / VÖ: 19. Februar 2021 / Post-Rock
mogwai.scot
Text: Michael Messerli
Mogwai gibt es schon ein Vierteljahrhundert und die Postrock-Pioniere haben mehr als die nun zehn Studioalben veröffentlicht. Es kommen diverse Soundtracks und andere Projekte hinzu. Mit „As The Love Continues“ ist die Zeit reif für den Ritterschlag. Wenn es die Queen nicht macht, dann eben wir. Das wird den abtrünnigen Schotten sowieso lieber sein. Die „Glasgow Mega-Snake“ bewegt sich seit Jahren gekonnt durch ein längst totgesagtes Genre, häutet sich dabei immer wieder aufs Neue und bleibt im Kern aber dieselbe.
Eine Meisterleistung und am Ende bleibt einem auch als Hörer*in nichts anderes übrig, als in erwartungsfroher Lähmung darauf zu hoffen, dass die Schlange einen wieder packt. Und das tut sie nicht deswegen, weil man eh nicht wegrennt. Während einige Dinge aktuell unser Zusammenleben vergiften, ist der Würgegriff von Mogwai ein anderer. Siehe Albumtitel. Der Livestream zum Relase eine Woche zuvor zeigt, worauf mittlerweile besonders Wert gelegt wird: Das Atmosphärische schlägt das Kompositorische – bei Mogwai und generell im Postrock werden Songstrukturen breiter definiert. Klar, damit erzählt man niemandem mehr etwas Neues. Aber in der Breite findet man eben auch mehr Chancen, sich zu verzetteln.
Das Quartett zieht einen nicht hinunter in seine Schlangengrube bzw. in den Bunker, wie der Opener „To The Bin My Friend, Tonight We Vacate Earth“ vermuten lässt. Mogwai machen die Welt schöner. Auch die bisherigen Videos schreiten mit bunten Animationen voran, besonders in “Dry Fantasy“ lassen die 80er freundlich grüssen. Das ist nicht überraschend, nach dem Ausstieg von Gitarrist John Cummings sprechen seit den „Rave Tapes“ vermehrt die Keyboards und Synthesizer. Und an den „Rave Tapes“ ist man heute wieder näher. „As The Love Continues“ klatscht den eher mediokren Vorgänger „Every Country’s Sun“ locker an die Wand.
Es ist die viel bessere Werkschau, sie ist sogar ziemlich grossartig. „Ritchie Sacramento“ überzeugt mit überraschend schönem Gesang und „Midnight Flit“ überragt alles mit seinen dramatischen Streichern, die den Song oscarreif in Sphären hieven, in denen einen fast der Kopf platzt. Die hier erzeugte Gänsehaut geht bis zum Schluss des Albums nicht mehr weg. Womit wir wieder bei der Haut wären, aus der Mogwai immer wieder können. Es ist noch lange nicht Schluss mit dem Häutungsprozess einer Band, die mit ihrer Liebe zur Musik sowie ihren teilweise absurden und manchmal konkreteren Songtiteln („It’s What I Want To Do, Mum“) weitermacht. Die Mütter werden stolz sein. Der Queen ist es wohl ziemlich egal.