Datum: 21. September 2009
Website: www.mobbingworld.ch
Geschrieben von: Nicole
MOBBINGWORLD, dass sind fünf Vollblut-Musiker aus Zürich, die ihren Stil selber als “Progressive Hard-PopRock“ bezeichnen. Auf den richtig „grossen Gig“ warten sie zwar noch, doch bis dahin sitzen sie nicht auf der faulen Haut rum, sondern organisieren gleich selber das Rock am Üetliberg und laden dazu die – ebenfalls Zürcher – Redcharly und Radical Solution ein. Kein Konkurrenz-Denken also, sondern einfach viel Freude an der Musik und am live spielen und genau das macht die fünf so sympathisch.
Nicole: Hallo MOBBINGWORLD Erzählt doch erst mal etwas über Euch selber. Wie lange gibt es MOBBINGWORLD schon und wie habt Ihr euch kennen gelernt?
Dani: MOBBINGWORLD entstand aus der Vorgänger-Band Next mit Kerstin Jäger an den Vocals. Als sie sich entschied auszusteigen, mussten wir jemand neuen für den Gesang finden. Das war etwa im Januar 2007. Und als wir mit Reez dann via music.ch jemanden gefunden haben, merkten wir, dass wir mit ihm auch eher in die etwas dunklere, progressivere Seite der Musik eintauchen können. Der Name wurde dann gewechselt, weil wir fanden, dass die neue Formation nicht mehr viel mit Next zu tun hatte. Kennen gelernt haben wir uns über Bekannte aber auch Inserate. Päde, haben wir, soviel ich weiss, auch via music.ch kennen gelernt. Mitch spielte z.B. bei den Ur-Redwood, wo heute mein Bruder spielt. Dieser Kontakt, kam damals via Nic Kolb von den Radical Solution, mit dem ich die Berufsschule besuchte und der später bei Next auch mal den Bass spielte. Du siehst also, das übliche Netzwerk hat gespielt.
Reez: Kurz erzählt: MOBBINGWORLD entstand so ziemlich genau Anfangs 2007. Da ich mein letztes Musikprojekt (WEiRD) in den Sand gesetzt hatte, habe ich via einer Musikplattform den Schlagzeuger Romi der Band Next (eine ziemlich eingespielte Truppe) kontaktiert und nach mehreren gemeinsamen Jams war schnell klar, dass da etwas Neues entstehen könnte.
Nicole: Ihr seit ja alle nicht mehr Grün hinter den Ohren, sprich schon aus der Pubertät heraus und wisst sicherlich ganz genau, dass die Musikbranche nicht immer rosa und goldig ist. Und dennoch startet Ihr jetzt nochmals mit Vollgas durch. Was für Reaktionen erwartet ihr oder was wäre der Musiker-Traum?
Dani: Das stimmt 🙂 wir sind alle, ausser Mitch, um die 40ig, aber lieben es immer noch wie damals, als ich als 14jähriger angefangen habe, zusammen eigene Songs zu kreieren und live zu spielen. Vollgas, kann ich nur bedingt bejahen, denn wenn du in einem 9-12 Stunden Arbeitstag eingebunden bist um dir deine Brötchen zu verdienen, ist es schwierig „Vollgas+ zu geben, so wie man das eigentlich möchte und könnte. Unsere Erwartungen sind eigentlich bescheiden, auf jeden Fall was mich betrifft. Ich bin sehr zufrieden, wenn wir pro Jahr 4-6 coole Club-Gigs spielen dürfen und dazu noch ein paar von diesen kleinen aber feinen (Dorf-) Open Air Konzerten, bei den noch so etwas wie Idealismus bei den Veranstaltern herrscht, aber ziemlich professionelle Bedingungen bieten. Das ist zum Teil ziemlich „urchig“, man lernt sehr nette Leute und auch immer wieder seine eigene Band neu kennen. Wichtig ist, dass man von Zeit zu Zeit aus dem Proberaum rauskommt, dass wir Ziele wie eben Konzerte haben. Daneben, haben wir, aber vor allem ich, grossen Spass daran, unsere Songs aufzunehmen. Nur so für uns. Mit den Möglichkeiten (Equipment) die wir haben, so gut wie möglich zu klingen. Natürlich würden wir gerne in ein Studio gehen, mit all den Vorteilen die dort herrschen. Aber das verschlingt einfach extrem viel Geld. Wenn Du 10 Songs professionell Recorden und Mischen möchtest, bist du sehr rasch in einem fünfstelligen Betrag, im Vergleich zu früher ein Klacks, aber für eine Hobby Band mit relativ kleinen Gagen ziemlich viel. Aber das wäre, um auf Deine Frage zu antworten, von mir der Traum.
Reez: Man ist so alt wie man sich fühlt … und das ist jünger als wir aussehen! 🙂 Tatsache ist, wir machen alle sehr gerne Musik, sind jedoch 100% berufstätig. Daher liegt für Vollgas nicht sooviel drin. Trotzdem geben wir an unseren Gigs alles was wir können. Hauptsache, wir haben Spass und den Leuten gefällt’s. Ich denke, wir sind am Boden geblieben was Musiker-Träume betrifft, darum eher keine Monsterkarriere sondern „just fun“ 🙂 Die nächsten Ziele wären eine eigene Scheibe produzieren und den einen oder anderen feinen Gig spielen … thats it!
Nicole: Euer Name MOBBINGWORLD lässt ja auf eine kritische Haltung gegenüber der Gesellschaft schliessen. Wie drückt sich das in Eurer Musik aus, geht ihr direkt auf z.B. politische Themen ein oder was steckt genau dahinter?
Reez: Das siehst Du genau richtig! Die Songs sind meistens Geschichten aus dem Alltag und sind z.T. auch persönlich Erlebtes. Sozialkritisch über Tod, Liebe, Verderben und Verzweiflung … also der ganz normale Alltag 🙂
Politische Themen werden höchstens gestreift, aber nur als Gedankenanstoss, wie z.B. im Song „80miles“ beschrieben „sind wir alle sicher dass wir auf dem richtigen Weg sind?“.
Dani: Ich denke was die Musik angeht, die bei uns meistens zuerst steht, so kommt diese glaube ich einfach so aus dem Gemisch dieser fünf Personen heraus, ohne irgendwelche Gedanken an Politik oder sonst was. Natürlich werden wir alle durch verschiedene Stimmungen inspiriert. Wenn ich vor ein paar Stunden von meinem Arbeitgeber die Kündigung erhalten habe, werde ich wohl kaum die Musik zu einem Song wie z.B. „Sharp Dressed Man“ von „ZZ Top“ komponieren, dann wird es eher nach „Tool“ oder „Stone Temple Pilots“ klingen!
Nicole: Seit kurzem habt Ihr ein paar Lieder auf Spanisch im Repertoire, da dies die Muttersprache Eures Sängers, Reez ist. Reez, was bedeutet es für Dich, als Schweizer mit spanischen Wurzeln von einer anderen Heimat zu singen und mit was für einem Gefühl verbindest Du Heimat?
Reez: Na ja, es war eigentlich nie geplant spanische Lieder zu singen. Die Idee kam von Freunden und Bandkollegen, mal einen Song in meiner Muttersprache zu schreiben. Es hat mich erstaunt wie gut diese Songs beim Publikum angekommen sind und mir persönlich macht es auch eine Menge Spass diese zu singen, obwohl ich nicht direkt von meiner Heimat, sondern eher über Themen die mich momentan beschäftigen singe. Heimat ist da, wo ich mich wohl fühle, ob in der Schweiz, Spanien oder einem anderen Land, wenn ich die richtigen Leute und Freunde um mich herum habe, denen ich vertrauen kann, könnte ich mich eigentlich überall Zuhause fühlen.
Nicole: Ihr organisiert ja gerade das „Rock am Üetliberg“ und habt dazu u.a. Redcharly aufgeboten, die momentan einen kleinen Höhenflug innerhalb der Schweiz hinlegen. Was denkt Ihr, ist gerade eine Erfolgswelle in Sicht, die Schweizer Rockbands wie Euch selber unterstützt und mittragen könnte oder nur eine sporadische und auf wenige Ausnahmen spezifische Erscheinung?
Dani: Also meine Meinung bezüglich Schweizer Musik Szene ist die, dass es leider schon sehr sehr lange bei den meisten Leuten nicht mehr um das Musik machen im eigentlichen Sinne geht. Und die Schweizer Musik Szene ist eine Szene für sich, beinahe ohne Anbindung an die Internationale. Eigentlich hätten wir absolut tolle Bands und Musiker in der Schweiz, aber es ist niemand wirklich bereit „Dreck zu fressen“. Und die, die es sind, sind zuwenig talentiert, haben aber bei einer dämlichen Casting Show gewonnen und nun würgen sie sich durchs Schwiizerländli und versperren den guten Bands den Weg. Deshalb wünsche ich gerade Bands wie Redcharly allen Erfolg, den man sich nur erdenken kann. Aber es ist sehr schwierig. Die Industrie tickt leider nur noch für Geld. Idealismus, das war einmal. Das anstreben einer Karriere als Band im Musik-Business interessiert mich überhaupt nicht. Vielleicht damals in der Schule als KISS und AC/DC Fan.
Reez: Dani hat das Rock Am Üetliberg praktisch im Alleingang organisiert, natürlich mit der Hilfe von Mitch. Wir sind da eher nur Randfiguren dieses Projekts. Da sage ich nur „Chapeau und Danke“ 🙂
Was die Schweizer Musikszene betrifft, es gibt einen Haufen gute Bands in der Schweiz, die leider zuwenig gefördert werden. Dennoch bietet sich immer wieder eine Gelegenheit dank Musikern, die Events auf die Beine stellen wie z.B. das Rock Am Üetliberg , jenseits des Mainstreams auch einmal ein paar neue Bands kennenzulernen. Ich denke mit Redcharly haben wir einen würdigen Headliner aus der Region gefunden und freuen uns auf einen gelungenen Rock-Abend in Tsüri-City.
Was die Erfolgswelle von uns betrifft, da machen wir uns keine Gedanken. Wie gesagt, bei uns steht momentan eher der Spassfaktor im Vordergrund als eine Karriere.
Nicole: Das „Rock am Üetliberg“ ist auf Eigeninitiative von Euch entstanden. Macht mal etwas Werbung und erzählt, was uns da erwarten wird und wieso man unbedingt da hin sollte.
Dani: Abgesehen von Redcharly als Top-Band und den zwei ebenfalls aus Zürich stammenden Bands, MOBBINGWORLD und Radical Solution, ist das Atrium im GZ Heuried eine der genialsten Räumlichkeiten die man sich für ein kleines Rock Konzert überhaupt vorstellen kann. Alle haben super Sicht auf die Bands, man ist ziemlich nahe an den Musikern, weil hier quasi eine 3/4-Tribüne um die Bühne herum steht, wo die Zuschauer sogar etwas erhöht sind. Die Leute sind meistens etwas scheu bei kleinen Konzerten und stehen 5-10 Meter vor der Bühne. Hier können sie sich, ohne sich selber auszustellen, gemütlich hinsetzen und die Bands geniessen. Wenn die Bands nicht möchten, dass die Zuschauer während ihres Auftritts sitzen, tja dann sollten sie halt etwas Gas geben und die Hütte zum Rocken bringen, dann kann man im Atrium auch wunderbar stehen und mit den Bands abrocken. Zudem gibt es an diesem Abend mal wirklich gute Musik. Auch vor, zwischen und nach den Gig’s der Bands!
Nicole: Wie sehen die nächsten Pläne für MOBBINGWORLD aus, wird man in nächster Zeit so einiges von Euch zu hören bekommen?
Reez: Die nächste Gelegenheit MOBBINGWORLD live zu sehen ist natürlich am Samstag, 10. Oktober beim Rock am Üetliberg und dann am Donnerstag, 3. Dezember wieder in Zürich im Club Hey.
Dani: Es gibt ja auch eine Musik-Szene ausserhalb vom Volkshaus, Hallenstadion oder Letzigrund. Wir werden einfach, so lange es uns Spass macht, weiter unsere Musik machen, die Konzerte spielen die wir bekommen und vielleicht eine CD in Eigenregie aufnehmen, einfach so für uns. Und wenn jemandem diese CD auch gefällt, darf er sie bei uns am Konzert für es paar Fränkli kaufen. Der Vorteil, wenn man nicht nach Karriere strebt ist eben, wir können und dürfen spielen wie und was wir wollen und müssen uns für niemanden verbiegen um zu gefallen. Dann macht das ganze ja auch Spass und dies war doch der Grund, weshalb wir mal angefangen haben ein Instrument zu spielen und Musik zu machen? Und nicht wegen idiotischen Bade-Frotte-Tücher im Backstage Bereich für nach dem Konzert oder? 🙂
Nicole: Danke Euch für das aufschlussreiche Interview und auf ein tolles Rock am Üetliberg
Bandmitglieder:
Reez Alva (vocals)
Daniel Deck (guitar)
Mitch Braem (keyboards)
Patrick Arnet (bass/backing-vocals)
Romi Dähler (drums)
Gründungsjahr:
1997