Band: Ministry
Album: Relapse
Label/Vertrieb: AFM
Veröffentlichung: 23. März 2012
Website: www.thirteenthplanet.com/ministry/
Geschrieben von: Thomas Lang
Wär hätte das gedacht, prophezeite Al Jourgensen doch 2007 mit „The Last Sucker“ das definitive Ende der Industrial-Metal-Pioniere Ministry. Zwar wurde noch die üblichen Remix-, Cover- und Live-Alben hinterhergeschoben, richtig „Ministry“ war das aber nicht mehr. Schwere gesundheitliche Probleme Jourgensen‘s, sowie die vielen anderen Projekte (RevCo, Buck Satan, eigenes Label, eigener Tattoo-Laden mit Bar) die er verfolgt, machten ein Comeback eher unwahrscheinlich.
Zudem hatte sich auch Al’s Feindbild Nummer eins, Bush Junior, mittlerweile irgendwo in Texas zur Ruhe gesetzt. Ein neues Album ohne seine eingesampelten bzw. gestammelten Rede-Schnipsel war schwerlich vorstellbar und somit war für viele Fans das Thema Ministry endgültig erledigt. Der Käse gegessen, der Drops gelutscht.
„Zu gut um sie in der Schublade verstauben zu lassen“, so Mike Scaccia (Rigor Mortis), seien die Riffs, welche er letztes Jahr bei den Aufnahmen zu Al‘s „Buck Satan“- Projekt vorlegte. Scheinbar war Jourgensen da gleicher Auffassung und trommelte kurzerhand seine alte Krawallcombo wieder zusammen. Gut ein halbes Jahr später steht nun Ministry‘s zwölftes Studioalbum in den Läden und hört auf den Namen „Relapse“ – Rückfall.
Mit „Ghouldiggers“ kredenzt Al dann auch gleich zu Beginn ein Highlight der Bandgeschichte. Im Intro wird schon klar, gegen wen hier geschossen wird. Die Plattenindustrie kriegt‘s diesmal ab. Nach knapp 1:50 geht dieser Stampfer dann richtig los und man kommt die folgenden sechs Minuten nicht mehr aus dem Grinsen raus. Zu gut ist der Beat, das Riff, der Refrain. Da trübt das eingesampelte, etwas flache Telefonat Al’s mit der Sekretärin des Plattenmanagers nur wenig den guten ersten Eindruck. Dieser verfliegt aber etwas bei der folgenden Hochgeschwindigkeitsnummer „Double-Tap“. Diese kommt etwas langweiliger als der grandiose Opener daher. Das orientalische Geplänkel im Hintergrund sorgt hier zwar für Abwechslung, reisst das Ruder aber nicht herum. „Freefall“ im Anschluss geht da bedeutend besser rein. „Kleptocracy“ drosselt dann das Tempo erst mal etwas. Eigentlich ganz gute Nummer, nur geht einem dieser LaLaLa-Refrain schon beim ersten Mal gehörig auf die Senkel.
Das Jourgensen ein Faible für Cover-Versionen hat ist kein Geheimnis. So hat sich Al diesmal S.O.D.‘s „United Forces“ vorgenommen und schneidet dabei gar nicht mal schlecht ab. Zwar wurde die Spielzeit auf knapp fünf Minuten mehr als verdoppelt, was gegen Ende des Tracks etwas nervt, jedoch steht diesem Brecher der Industrial-Anstrich verblüffend gut.
Bei „99 Percenters“ sowie „Git Up Get Out’n Vote“ werden dann doch noch die politischen Statements ausgepackt welche für Ministry – Alben so bezeichnend waren. Leider erreichen diese aber auf „Relapse“ niemals den gewohnten und geliebten Biss. Zu einfach, zu seicht, ja teilweise richtig banal sind die Texte gestrickt. Den Vogel vollends schießt in dieser Hinsicht „Weekend Warrior“ ab. Was Al hier zum Besten gibt kann man getrost als peinlich bezeichnen.
Auf der Habenseite ist allerdings der Titeltrack zu verzeichnen. Fette Nummer, welche mit vertrauter Wut im Bauch von Al eingeschrien wurde. Das abschließende „Bloodlust“ allerdings stellt den Tiefpunkt des Albums dar und hinterlässt einen extrem faden Geschmack. Strunzlangweiliger Song der verkrampft Rock’n’Rollig und mit nervigem Refrain um die Ecke kommt. Jedem Ministry Fan wird hier die (Fremd-)Schamesröte ins Gesicht getrieben. Pfui Deibel!
Fazit:
„Relapse“ ist nicht das erhoffte Comeback-Album und kann nicht an die sehr guten direkten Vorgänger („The Last Sucker“ und „Rio Grande Blood“) anknüpfen. Von einem Vergleich mit den Überalben „Houses Of The Mole“ oder „Psalm 69“ ganz zu schweigen. Grandiose Momente geben sich mit grandiosen Flops die Hand und sorgen so für den durchwachsenen Abgang einer Kultband. Zwar kein solches Debakel wie bei Revolting Cocks aber ein bisschen schade ist’s allemal.
Anspieltipps: „Ghouldiggers“, „Relapse“
Tracklist:
1. Ghouldiggers
2. Double Tap
3. FreeFall
4. Kleptocracy
5. United Forces
6. 99 Percenters
7. Relapse
8. Weekend Warrior
9. Git Up Get Out N Vote
10. Bloodlust
11. Relapse (Defibrillator Mix) – Digipak Bonus
Bandmitglieder:
Al Jourgensen – Gesang, Keyboards
Tommy Victor – Gitarre
Mike Scaccia – Gitarre
Sin Quirin – Gitarre
Tony Campos – Bass
Casey Orr – Keyboards
Samuel D’Ambruos – Drum Computer
Gründung:
1981