Svart Records / VÖ: 11. März 2022 / Doom Metal
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Text: David Spring
Was macht ein Album gut? Sind es Songs, die prägnant Aussagen und Ideen einer Band auf den Punkt bringen? Sind es Lieder, die das technische Können der Musizierenden beeindruckend zur Schau stellen? Oder sind viel mehr die Atmosphäre, die Seele und die Kohäsion des gesamten Werks ausschlaggebend, um ein Album möglichst genussvoll erleben zu können? „Close“, das dritte Werk der experimentellen Doom-Rock-Formation Messa aus Italien erfüllt zum Glück keine dieser Kategorien und beweist, dass es in der Musik keine Regeln gibt.
Messa machen keine Musik, die sich schubladisieren lässt. Eine Stilrichtung wie Doom droht mitunter, dem eigenen Gletschertempo zum Opfer zu fallen, ist die Ausdehnung einzelner Songideen nicht unendlich möglich. Das Viergespann aus Padua ist sich dessen bewusst und scheut sich nicht davor, die üblichen Genre-Tropen hie und da mal mit ein paar Blastbeats (!) oder einem Saxophon (!!) anzureichern.
Der Opener „Suspended“ beginnt verhältnismässig gradlinig. Sängerin Sara sticht als das offensichtliche Aushängeschild hervor, ihre Stimme bombastisch und gewaltig. Mit „Orphalese“ wird dieses musikalische Abenteuer abstrus. Ein dunkles Saxophon begrüsst uns mit ungewohnt jazzigen Sounds, bevor orientalische Klänge die Überhand ergreifen. Der Spannungsbogen wird gedehnt, auf Erlösung lassen Messa vergeblich erhoffen.
Erst das rastlose „Rubedo“ bereitet Gelegenheit zum Aufatmen, überwiegen Gitarrensolos, beeindruckender Gesang und ein stampfender Up-Tempo-Beat. Es ist beeindruckend, wie mühelos die Band all diese Elemente unter einen Hut bringt. Sei es das kryptische „0=2“, mit seinen über zehn Minuten Spielzeit und krude verzerrtem Saxophon, die Pink Floyd-eske Ballade „If You Want Her To Be Taken“ oder das nur 45 Sekunden andauernde Black-Metal-Gebolze „Leffotrak“, Messa schaffen es, dass all diese Ideen und Passagen nicht bloss scheinen, als ob man eins obendrauf setzen möchte.
Wer sich auf diese musikalische Achterbahnfahrt begibt, wird reichlich belohnt. Man weiss nie, was einem als nächstes erwartet, aber enttäuscht wird man nicht. Das Songwriting ist auf höchstem Niveau, obwohl die Produktion klingt, als wäre alles unter einer schweren Decke aufgenommen. Messa sind eine bizarre, aber einzigartige Band. Mit „Close“ versteht man die Band nicht besser, aber klar ist, dass man mehr davon will.