Mayway Records / VÖ: 9. Februar 2024 / Punk
meltheads.com
Text: David Spring
Es ist mal wieder Zeit für glorreich brachialen Grunge-Punk made in Belgium. Meltheads sind ein wildes Quartett aus Antwerpen, das seit ein paar Jahren sämtliche Bühnen Europas unsicher macht. Höchste Zeit, dass die grossartigen und eklektischen Songs dieser Band endlich auf einem Album verewigt werden. Also Vorhang auf für «Decent Sex».
Der Sound von Meltheads ist rabiat und ungestüm. Die rücksichtslose, selbstzerstörerische Energie eines Iggy Pops schwingt genauso mit, wie das Gespür für vorzügliche Melodien und kreatives, unvorhersehbares Songwriting, das Erinnerungen an so unterschiedliche Gruppen wie dEUS, Clowns oder Amyl And The Sniffers hervorruft. Der titelgebende Opener wirkt erst verzettelt und disharmonisch, bevor volle Pulle Garagen-Punk überhandnimmt und die sympathische Stimme von Frontmann Sietse Willems uns abholt. «Night Gym» danach steht Synonym für die überbordende Kreativität der Band. Hier gibt es in nur zweieinhalb Minuten so viel zu entdecken, wie in manch einem dreimal so langen Lied. Dabei verliert die Band niemals die eigene Handschrift und bleibt trotz all dem Chaos stets sich selbst treu.
Wie der Titel des Album ahnen lässt, dreht sich inhaltlich alles nur um das Eine. Sex ist das Thema der meisten der elf Songs, wobei dies wie im rumpligen «White Lies» mal unmissverständlich rausgeschrien wird und mal in anderen Themen wie der toxischen Männlichkeit («Theodore») oder düsteren Beziehungskrisen («Decent Sex») verpackt wird. Daneben geht es auch politisch zu und her, etwa im brutalen «No One Is Innocent» oder im unverschämt eingängigen «Arbeit». Der Höhepunk in jeglicher Hinsicht ist allerdings «Screwdrivers». Mit Honky-Tonk-Piano, erfrischend gemütlichen Gesangs-Harmonien und Rock’n’Roll-Riffs scheint der Song direkt der Rocky Horror Picture Show entsprungen zu sein. Dieses Lied ist so komplett anders und wartet dazu mit einem glorreichen Text auf, dass man nicht umhinkommt, sich spätestens zu diesem Zeitpunkt in die Meltheads zu verlieben.
Es ist einfach schön, dass es solch kreative und unberechenbare Bands immer noch gibt. Ein vogelfreier Haufen wie die Meltheads bringt unglaublich viel frischen Wind in die Szene. Ähnlich wie Gruppen wie The Baboon Show oder die bereits erwähnten Clowns schaffen sie es, sich ausserhalb sämtlicher Genre-Restriktionen zu bewegen und dabei auf sämtlichen Ebenen unendlich abzuräumen. So macht Musik Spass und bleibt gefährlich, sexy und unberechenbar. «Decent Sex» ist ein Paradebeispiel dafür, wie viel Gutes dabei heraus kommen kann, wenn man die ganze Sache nicht allzu ernst nimmt und trotzdem absolut alles an Leidenschaft, Schmerz, Humor und Energie hergibt.