MD Records / VÖ: 26. Januar 2024 / Punk
massendefekt.de
Text: David Spring
Wir sind uns einig, so richtig cool ist das alles zurzeit nicht wirklich. Täglich erreichen uns neue Hiobsbotschaften und überall herrscht Weltuntergangsstimmung. Zum Glück gibt es immerhin ein paar Bands, die standhaft versuchen, positiv und voller Kampfgeist zu bleiben. Auf ihrem neusten Werk «Lass die Hunde warten» hauen uns die vier Meerbuscher von Massendefekt 12 Punkrock-Perlen um die Ohren, die endlich wieder etwas Leichtigkeit versprühen.
Los geht es mit der kraftvollen Hymne «Zugvögel». Die Gitarren hauen rein, der Rhythmus drischt nach vorne und Sebastian Beyer holt uns mit seiner charismatischen Reibeisenstimme sofort ab. «Nicht OK» ruft die Geister alter Fun-/Skate-Punk-Heroen wie Sum 41 oder Blink 182 in Erinnerung. Mit reisserischen Chören und tollen, eingängigen Gitarren-Leads macht der Track tierisch Spass. Massendefekt haben es perfektioniert, rasante, eingängige Songs zu kreieren, die sofort ins Ohr gehen – und dieses wundervolle Gefühl vermitteln, dass man niemals alleine ist und irgendwie alles wieder gut wird.
Letzteres ist gleichzeitig der einzige Kritikpunkt an der Platte. Die Texte sind sich oft sehr ähnlich und leider etwas oberflächlich. Die Songs erzählen entweder Geschichten von verschiedenen Aussenseiter:innen und Individualist:innen, die sich durch das Leben schlagen, oder von «du und ich werden dies und das tun». Ein Song wie «Pferdekotzen», der fast schon schlager-haft davon handelt, wie zwei Menschen sich seit der gemeinsamen Jugend auseinandergelebt haben, wirkt kitschig und es fehlt der Biss. Massendefekt wollten bewusst ein positives, bestärkendes Album schaffen und damit an den Zusammenhalt und die gemeinsame Zukunft appellieren, was ihnen bestens gelungen ist. Aber für eine Punkband dürften sie durchaus gelegentlich auch etwas mehr anecken…
Musikalisch überzeugt «Lass die Hunde warten» dafür voll und ganz. Die Produktion ist fett und frisch, die Band geht heftig ab und zieht stets nach vorne. Diese neuen Songs werden live zweifellos für Radau sorgen, die vielen Chöre, die coolen Breaks und die epischen Refrains werden dem Publikum alles abverlangen. Zudem sind die Inhalte und Songtexte keineswegs schlecht, bei weitem nicht, denn die positive Haltung und der «du und ich gegen den Rest der Welt»-Vibe stehen Massendefekt gut zu Gesichte und heben sich von der Masse ab. So bleibt am Schluss darum vielleicht auch genau das Album, das wir alle in diesen dunklen, wirren Zeiten genau brauchen. Denn immer nur rumstänkern und kritisieren hilft am Ende auch nicht viel.