Band: Mark Lanegan
Album: Straight Songs Of Sorrow
Genre: Alternative Rock
Label: Heavenly Recordings
VÖ: 8. Mai 2020
Webseite: marklanegan.com
„Records are not real life, man – in case no one told you. They‘re just a fake version of life! Well, at least you have one now that‘s a little closer to being real. Unfortunately, it‘s by me.“ Mit dieser Aussage fasst Mark Lanegan sein neustes Album „Straight Songs Of Sorrow“ bereits ziemlich gut zusammen. Wer doch noch etwas mehr darüber wissen möchte, darf an dieser Stelle gerne weiterlesen.
Dass jemand mit einem Leben, wie es Mark Lanegan bis anhin hatte, viele Geschichten zu erzählen hat, ist anzunehmen. Diese hat er nun auch tatsächlich erzählt und sein eigenes Leben biografisch in einem Buch zusammengefasst. „Sing Backwards And Weep“ wird Ende Monat noch erscheinen und Einblicke Lanegans unstete Jugend in Washington ermöglichen, seinen Platz in der Seattle-Grunge-Szene der 90er beleuchten, bis hin zu dem Punkt, an dem Mark Lanegan heute steht. Das Eintauchen und erneute Erforschen der eigenen Vergangenheit brachte jedoch nicht die erhoffte Läuterung: „All I got was Pandora‘s box full of misery and pain.“ Plötzlich tauchten die vor Jahren weggesperrten Dämonen der Vergangenheit wieder auf und brachten viel mehr zurück, als der Musiker selbst erwartet hatte.
Sobald das Buch jedoch zu Ende geschrieben war, suchte Mark Lanegan Zuflucht in der Musik. Und heraus kamen 15 Songs – direkt mit der Autobiografie und den damit verbundenen Emotionen verwachsen. Jeder Song bezieht sich auf einen spezifischen Abschnitt des Buches, oder aber auf eine darin erschienene Person. Beim genauen Hinhören, wie Mark Lanegan von Tod und Verlust, Drogen und der zermürbenden Suche nach dem nächsten Kick, genauso aber auch über Einsamkeit und Selbsthass singt, stellt sich unweigerlich ein unangenehmer Druck auf die Brust ein. Doch das Album endet mit einer positiven Botschaft: „Eden Lost And Found“. Song Nummer 15 hinterlässt ein Gefühl von Zuversicht und Hoffnung, nach dieser mehrheitlich von Schwermut und Bedrückung geprägten Reise durch Mark Lanegans Leben.
Mitsingen tut auf „Eden Lost And Found“ Simon Bonney, von Lanegan als einer seiner Lieblingssänger bezeichnet. Auch auf anderen Songs des Albums ist Mark Lanegan nicht alleine: Wesley Eisold (der Sänger von Cold Cave hat bereits mehrmals mit Lanegan gemeinsame Sachen gemacht), John Paul Jones (Led Zeppelin, aber das wusstet ihr ja sicher schon), Adrian Utley (Portishead), Warren Ellis (unter anderem Mitglied bei Nick Cave and the Bad Seeds) – nur um ein paar der Namen zu aufzulisten, die im Zusammenhang mit „Straight Songs Of Sorrow“ genannt werden müssen. Auch Mark Lanegans Ehefrau Shelley Brien war an der Arbeit des Soloalbums beteiligt. Ihre Stimme ist auf „This Game Of Love“ zu hören, bei „Burying Ground“ und „Eden Lost And Found“ leistete sie ihrem Ehemann beim Schreibprozess Gesellschaft.
„Straight Songs Of Sorrows“ weckt in mir primär zwei Bedürfnisse: Erstens, lange irgendwohin fahren (Zug, Auto, Velo – egal, Hauptsache lange) und dabei Lanegans Worte noch einmal ganz auf mich wirken lassen, und zweitens, die Biografie zum Album, „Sing Backwards And Weep“, lesen. Mit letzterem muss ich mich noch bis Ende Monat gedulden und ersteres ist durch äussere Umstände momentan ebenfalls nicht möglich. Vorerst muss ich die Wirkung der Songs also beim Kaffeetrinken, Frühlingsputz und Osterzopfbacken erfahren.
Tracklist:
1. I Wouldn’t Want To Say
2. Apples From A Tree
3. This Game Of Love
4. Ketamine
5. Bleed All Over
6. Churchbells, Ghost
7. Internal Hourglass Discussion
8. Stockholm City Blues
9. Skeleton Blues
10. Daylight In The Nocturnal House
11. Ballad Of The Dying Rover
12. Hanging On (For DRC)
13. Burying Ground
14. At Zero Below
15. Eden Lost And Found
Mitglieder:
Mark Lanegan
Gründung:
1990
Text: Sarah Rutschmann