Fat Wreck Chords / VÖ: 28. Juni 2024 / Punk
makewarband.com
Text: David Spring
«Je mehr sich die Dinge ändern, desto mehr bleiben sie, wie sie sind.» Diese Worte fassen die Post-Pandemie-Zeit nicht schlecht zusammen, denn irgendwie ist nichts mehr, wie es mal war, und doch fühlt sich unser Alltag wieder an, als ob nie etwas passiert sei. Zum Glück aber gibt es mit MakeWar eine Band, die solche Themen wie keine andere angehen kann. Ihr neustes Werk «A Paradoxical Theory Of Change» ist darum voller Hoffnung.
Das lautstarke Trio aus New York hat ihr Herz schon immer gerne auf den Lippen getragen. Ihre Songs sind ehrlich und offen, sprechen ungeschönt von den Schwierigkeiten des Lebens und haben eine kathartische, erlösende Wirkung. Alle, denen das Leben nicht nur gute Karten ausgeteilt hat, werden sich in den wunderbaren Punk-Songs wiederfinden. Nach drei Alben, die sich auf eher selbstzerstörerische Art mit Depression, Alkoholismus und der Alltagsbewältigung beschäftigten, hat sich Sänger, Gitarrist und Mastermind der Band, Jose Prieto, selbst in Therapie begeben, um einen gesünderen Umgang mit seiner mentalen Gesundheit zu finden. «A Paradoxical Theory Of Change» ist das faszinierende, erbauende Resultat.
«Tell all my friends I’m desperate for some happiness» singt der sympathische Herr in «P.A.N.» und fasst das Album damit vorzüglich zusammen. Genauso wie wir alle, strebt auch er schlicht nach Glück, innerem Frieden und Zugehörigkeit. Wie der Bandname selbst erahnen lässt, geschah dies lange in Form eines endlosen Krieges gegen alles und jeden, vor allem aber gegen sich selbst. Viele von uns kennen das wohl. Doch auch wenn der Kampf gegen die eigenen Dämonen vielleicht nie zu Ende ist, so können wir im Verlauf des Lebens immerhin lernen, damit umzugehen. Und MakeWar liefern dafür die perfekte musikalische Unterstützung.
Es fällt schwer, einzelne Songs dieser grossartigen Platte herauszupicken, denn jeder der insgesamt 12 Stücke ist in sich so vorzüglich abgeschlossen, dass das Gesamtkunstwerk auf jeder Ebene funktioniert und beeindruckt. Sei es der furiose Opener «Magic Worlds», der dich sofort abholt und in die wundervolle Welt von MakeWar entführt. Seien es gnadenlos ehrliche Bretter wie «Tell Me» oder «Not Today», zu welchen man sich den ganzen Schmerz mit erhobener Faust von der Seele schreien kann. Oder das fantastische, finale «This Fucking Year», in dem Jose die Post-Covid-Zeit, die eigentlich wieder voller Leben und Freude hätte sein sollen, auf solch nachfühlbare Art beschreibt, dass man nicht umhinkommt, laut mit ihm mitzusingen: «So, fuck this year and all of our fear! Recover, recharge, restart and I’ll see you next year!»
MakeWar haben sich weiterentwickelt und neu definiert. «A Paradoxical Theory Of Change» ist das Resultat aus Therapie und Kreativität, aus Schmerz und Wut und Unverständnis. So verwirrend und furchteinflössend das Leben geworden ist, MakeWar stehen gemeinsam mit uns allen mittendrin und nehmen uns an der Hand, damit wir nie vergessen: es geht immer weiter! Wir alle dürfen und sollen uns wieder heilen können, darum ist dieses Album genau das, was wir nun brauchen.