Silver Dagger Records / VÖ: 3. Mai 2024 / Psychedelic Rock
maidavaleband.com
Text: David Spring
Es ist nicht einfach, als Band auf sich aufmerksam zu machen. Soziale Medien, Streaming und die exzellente Qualität von Homerecording-Geräten und Smartphone-Kameras machen es möglich, dass Hinz und Kunz ihre kreativen Ergüsse auf die Welt loslassen können. So geht bei all dem Mist leider manchmal auch eine Perle unter. Deswegen machen wir eine kleine Ausnahme und sprechen über «Sun Dog» von MaidaVale, obwohl das Album vor bald schon einem Jahr erschien.
Die Band aus Fårösund existiert bereits seit 2016 und «Sun Dog» ist das dritte Album. Durch etliche Auftritte auf kleinen und grossen Bühnen sowie namhaften Festivals wie dem Desertfest oder dem Sweden Rock haben sich die vier Damen einen ordentlichen Namen in der Psychedelic Rock Szene erspielt. Dass hier leidenschaftliche Profis am Werk sind, hört man der Platte umgehend an. Der Opener «Faces» springt dir förmlich entgegen, funky und gutgelaunt. Knackige, hallende Gitarren, sympathische Stimmen und ein cooler Beat, der dich nicht stillsitzen lässt. Es dauert nicht lange, bis der Sound in weite Sphären entschwebt. MaidaVale vermischen dafür gekonnt allerlei Sounds aus den 60er und 70er Jahren mit Neo-Psychedelia, Krautrock, Post-Punk und Funk zu ihrem ganz eigenen Mix.
Songs wie «Fools» und vor allem das exquisit ausschweifende «Give Me Your Attention» machen früh klar, dass MaidaVale Meisterinnen ihres Handwerks sind. Die hallend vibrierenden Gitarrensolos und -Improvisationen tragen uns in immer weiter entfernte Gefilde und lassen Parallelen zu Bands wie Dirty Sound Magnet, Kebnekajse oder Stereolab aufkommen. Einzigartig ist auch die Stimme von Frontfrau Matilda Roth, die die Songs prägt und trägt. Die Produktion dient dem Sound dabei perfekt, denn du fühlst dich, als stündest du zusammen mit der Band direkt im Studio. Lange klang eine Platte nicht mehr so lebendig und frisch.
Ihren Bandnamen haben MaidaVale natürlich den legendären BBC-Studios in London abgeguckt, in dessen heiligen Kammern von den Beatles über Beyoncé bis hin zu Elton John schon so ziemlich alles aufgenommen hat. Auch wenn die Vier selbst noch nicht da waren, sondern ihr Werk im Svenska Grammofonstudion in Göteborg einspielten, so sind solcherlei Einflüsse in der Abwechslung und schieren Spielfreude mehr als spürbar. Sei es ein so treibendes wie kreatives Quasi-Instrumental wie «Control», verträumte Psychedelic-Klänge und Lyrics auf Schwedisch wie bei «Alla Dagar» oder der fulminante, sphärisch-entspannte und absolut geniale Closer «Vultures», es passiert unendlich viel. So macht Musik Freude.
Es ist durchaus ein kleiner Glücksfall, dass dieses musikalische Kleinod doch noch seinen Weg auf meinen Plattenteller gefunden hat und ich bin verzückt, MaidaVale entdeckt zu haben. «Sun Dog» ist eine erstklassige Platte und zeigt eine unverschämt talentierte Band, die Spass am Musizieren hat und ihre Sache verdammt gut macht. Ob direkt der winzigen Insel Gotland aus oder bald vielleicht doch aus einem altehrwürdigen Londoner Studio, MaidaVale wissen, wie sie unser Leben mit ihrer vorzüglichen Musik bereichern können.