Band: Madmess
Album: Madmess
Genre: Stoner / Psychedelic Rock
Label: Hassle Records
VÖ: 9. April 2021
Webseite: Facebook
Die Weiten des Weltalls. Niemand weiss, was da draussen alles so herumschwebt. Dass es freilich nicht immer friedlich zu und her geht, haben uns zahlreiche Science-Fiction-Filme seit jeher gelehrt. Wem derlei Filme zu anspruchslos sind und wer sich lieber auf die eigene Vorstellungskraft verlässt, der oder die dürfte sich durch Musik wie die von Madmess aus Porto, Portugal inspiriert fühlen.
Abgefahrener, ausgedehnter Psychedelic Rock ist der Sound der drei in London ansässigen Triperios. In vier instrumentalen Songs werden wir in den Kosmos entführt. Eine halbe Stunde voller abgespacter Fuzz-Riffs, sphärischen Klängen und purem Rock’n’Roll, der den nötigen Antrieb für die Reise bringt. Los geht es passenderweise mit „Ignition“. Die Gitarrenmelodie ist euphorisch und nach vorne peitschend, der Bass dröhnend wie das Rauschen eines Raketenantriebs und das Schlagzeug unbändig und gewaltig.
Natürlich geht eine solch intergalaktische Reise nicht ohne Probleme vonstatten. Der über neun-minütige Track „The Storm“ beginnt ruhig und gemächlich, noch ist man in sicherer Schwerelosigkeit, doch der Sturm rast unweigerlich auf uns zu. Der Song wird lauter und härter, die sphärischen Passagen weichen chaotischen Drumfills und ausufernden Gitarrensolos, man fühlt sich den Naturgewalten ausgeliefert. Mit jeder neuen Passage wird die Intensität nach oben geschraubt, bis es kein Halten mehr gibt.
Und irgendwann hat man das Ziel erreicht, man hat den „Lunar Giant“, den Mondgiganten, gefunden. Der treibende Beat weicht einem zurückgelehnten Shuffle, die Gitarre ist entspannt und wohlwollend. Nicht alles ist so friedlich, wie wir uns dies vorstellen, das Schritttempo wird angezogen und der Madmess-Flug geht weiter. Das Stück hat den wohl höchsten Improvisations-Faktor, Gitarrist Ricardo Sampaio dreht minutenlang völlig durch. Am besten, man schliesst dazu die Augen und geniesst.
Zum Abschluss wird es nochmals ruhiger. „Waves“ klingt zu Beginn, als ob man den Teil des beobachtbaren Universums hinter sich gelassen hat und nun fernab jeglicher Realität durch den Äther driftet. Nach der chaotischen Odyssee der Vorgängerstücke wirkt dieses Stück beinahe gradlinig. Sphärisch und psychedelisch bauen sich die Melodien während neun Minuten immer mehr auf, bis alles in einem gewaltigen Crescendo zusammenkommt.
Am Ende der Reise bleibt zu sagen, dass Madmess ein enorm überzeugendes Werk geschaffen haben. Das Album klingt rau und ungeschliffen, doch gleichwohl ist das Songwriting und die Soundcollagen, welche das Trio ihren Instrumenten entlocken, voller Finessen. Madmess nehmen uns auf einen Space-Trip mit, der abgefahren und wild ist. Der Fantasie wird freien Lauf gelassen und für eine halbe Stunde kann man unseren kleinen Planeten Erde getrost vergessen.
Tracklist:
1. Ignition
2. The Storm
3. Lunar Giant
4. Waves
Bandmitglieder:
Ricardo Sampaio – Gitarre
Vasco Vasconcelos – Bass
Luis Moura – Schlagzeug
Text: David Spring