Eigenveröffentlichung / VÖ: 31. Oktober 2024 / Deathcore
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Text: David Spring
Spätestens seit Will Ramos und seiner frohgemuten Truppe Lorna Shore wurde die Messlatte dafür, was man menschlichen Stimmbändern alles zumuten kann, merklich nach oben verlegt. So begeben sich viele neue Bands auf die nicht unbeschwerliche Suche nach den neusten, extremsten Vocals, um den aufschürfenden Emotionen aus dem tiefsten Innern ein Gesicht zu verleihen. Ein starkes Beispiel einer solchen noch relativ jungen Band: Lunar Vortex!
Das Quartett aus Zürich besteht noch keine zwei Jahre und haut uns nun mit «We Wander Lost» ihre erste EP um die Ohren. Zugegebenermassen zündet der Funke beim Opener «The Ones» noch nicht ganz. Die etwas holprigen Gang-Shouts in der Mitte muten leicht amateurhaft an, was bei einer so neuen Band natürlich aber schnell verziehen ist. Denn bereits das folgende «Demons» macht alles richtig. Vertrackter, extrem wütender Deathcore, der ordentlich in die Fresse haut und mit nackenbrechendem Groove und absolut vernichtenden Vocals alles niederwalzt. Richtig gut wird es danach bei «Frozen Solid», denn hier lassen Lunar Vortex auf einmal ein paar Gitarrenmelodien mit einfliessen, was die Sache ziemlich auflockert und die brachialen Breakdowns umso heftiger erscheinen lässt. Richtig richtig gut.
Was unbedingt zu erwähnen ist, sind die formidablen Vocals von Sängerin Lea. Ihre Stimme ist es nämlich, die den Sound von Lunar Vortex vom Gros der existierenden Deathcore-Bands abzuheben vermag. Von verstörenden Pig-Squeals über schnarrende Zombie-Geräusche bis hin zu furchteinflössend dämonischen Schreien ist alles dabei. Das brachiale «Path To My Grave», das mit klassischem Death Metal liebäugelt, bietet darüber hinaus sogar astreine HC-Gang-Shouts – dieses Mal richtig effektiv – und in «Ashes» überrascht die Vocalistin sogar mit einer unerwarteten, cleanen Passage. Wirklich alle Register werden hier gezogen, beachtlich und verdammt effektiv.
Lunar Vortex überzeugen auf ihrer Debüt-EP ordentlich. Die starken, abwechslungsreichen Vocals sowie der Mut, andere Elemente als nur ultimative Brutalität sowie gelegentliche Effekte und Spielereien in die Songs einzubauen, lockern den Sound der Band enorm auf. Deathcore ist von Natur aus nicht das allersubtilste Genre, darum Hut ab, wenn es einer Band gelingt, all diesem Geballere Abwechslung und etwas Einmaliges zu verleihen. Da können wir noch viel erwarten und ich freue mich schon darauf, Lunar Vortex hoffentlich bald im Vorprogramm von Lorna Shore und dergleichen zu sehen.