Band: Lizzard
Album: Eroded
Genre: Art Rock / Progressive Rock
Label: Pelagic Records
VÖ: 19. Februar 2021
Webseite: lizzard.fr
Denkt man an Frankreich, tauchen die Begriffe Metal und Rock eher selten als Assoziationen auf. Zwar ist das Hellfest in Clisson eines der grössten Metalfestivals Europas und Gojira sind schon lange eine weltbekannte Grösse des Tech-Death-Metals, davon abgesehen sind musikalische Exporte der härteren Art von unserem westlichen Nachbarn eher selten. Was niemals heisst, dass es keine heavy Bands aus Frankreich gibt. Ein wundervolles Beispiel ist die Art-Rock-Truppe Lizzard, die mit „Eroded“ ihr bereits viertes Album veröffentlichen.
Vorneweg muss gleich erwähnt werden, dass es schwerfällt, Lizzard in eine Genreschublade zu stecken. Die Band schafft es, vertrackte Rhythmen und komplizierte Passagen unglaublich eingängig erklingen zu lassen. Man nehme den Opener „Blowdown“: ein gewaltiger Headbanger von einem Song, der trotz aller komplizierten Elemente sofort im Kopf bleibt. „Haywire“ ist etwas verträumter und weniger direkt, doch auch hier schafft es die Band, dass die polyrhythmischen Spielereien von Bassist William Knox und Schlagzeugerin Katy Ewell nie störend auffallen, sondern zu jedem Zeitpunkt die Melodien und Riffs von Frontmann Mathieu Ricou unterstreichen und verstärken.
Lizzard verlieren sich nie in überlangen Instrumentalpassagen oder Improvisationen, sondern überzeugen mit erstklassigem Songwriting. Sie schaffen es, enorm viele Elemente und Abwechslung in ihren Kompositionen unterzubringen. „Flood“ mausert sich innerhalb vier Minuten vom geradlinigem Indie-Rocker zu einer Metal-Wand, die auch Dream Theater gut zu Gesicht gestanden hätte. „The Decline“ wiederum klingt wie eine Mischung aus Foo Fighters und Haken; unwahrscheinlich, funktionieren aber perfekt.
Der zweite Teil des Albums schlägt leider nicht ganz so ein, wie der erste. Der Titeltrack „Eroded“ ist nicht nur eine etwas zu lange akustische Halbballade, das darauffolgende 2-minütigen Instrumental nimmt dem Album leider etwas den Drive weg. Zum Glück dreht das letzte Stück „Avalanche“ dann nochmals richtig auf. Der Song beginnt eher ruhig, doch der Schluss ist so unfassbar heavy und episch, dass die kurze Flaute zuvor schnell vergessen ist. Genau so und nicht anders sollte ein Album aufhören.
Am Ende des Tages kann also getrost berichtet werden, dass man sich um harte Musik aus Frankreich keine Sorgen machen muss. Von Lizzard werden wir noch einiges hören, denn mit „Eroded“ haben sie ein abwechslungsreiches Album abgeliefert, welches modern und druckvoll klingt und eine äusserst kreative und talentierte Band zeigt. Hoffen wir, dass noch so einige französische Bands in Zukunft versuchen werden, ihnen dies nachzumachen.
Tracklist:
1. Corrosive
2. Blowdown
3. Haywire
4. Flood
5. Hunted
6. The Decline
7. Eroded
8. Usque Ad TERRAM
9. Blue Moon
10. Inertia
11. Avalanche
Bandmitglieder:
Mathieu Ricou – Gitarre und Gesang
William Knox – Bass
Katy Elwell – Schlagzeug
Gründung:
2006
Text: David Spring