Band: Liquid Tension Experiment
Album: LTE3
Genre: Progressive Rock
Label: Inside Out Music
VÖ: 16. April 2021
Webseite: Facebook
Prog-Metal-Fans in aller Welt trauern noch immer dem 8. September 2010 nach, dem Tag, an dem Mike Portnoy die Prog-Giganten Dream Theater verliess. 13 Jahre vor diesem verhängnisvollen Tag tat sich ebendieser mit seinem Gitarristen John Petrucci, dem Basslegende Tony Levin und dem zukünftigen Dream-Theater-Keyboarder Jordan Rudess zusammen, um eines der bedeutendsten Instrumental-Prog-Rock-Alben aller Zeiten aufzunehmen: Liquid Tension Experiment.
Zwei Jahre später kam bereits ein Nachfolger, danach wurde es wieder ruhig um die Supergroup. Nachdem sich Dream Theater und Portnoy nicht ganz friedlich voneinander getrennt haben, war jegliche Hoffnung auf ein weiteres LTE-Album vollends gestorben. Und tatsächlich hat es 21 Jahre und eine weltweite Pandemie gebraucht, um die vier Musiker zusammen in ein Studio zu kriegen. Nun ist es endlich soweit und Album Nummer drei ist tatsächlich hier.
Schon bei den ersten Klängen des „eine Million Noten pro Sekunde“-Openers „Hypersonic“ kriegt man Gänsehaut, schlicht weil es klingt, als ob die 21 Jahre nie stattgefunden hätten. Petruccis berühmte Überschall-Gitarrenläufe, Rudess crazy Keyboardsounds, Levins unnachahmlichen Bass-Skills und dieser Portnoy. Der einzige Schlagzeuger, den ich beim Hören sofort erkenne, so unverwechselbar ist sein Spielstil. Im zweiten Track „Beating The Odds“ führen die durchgedrehte Komposition, das unglaubliche spielerische Niveau und die wundervolle Mischung aus Melodie und strukturiertem Chaos zu reihenweise O(h)rgasmen.
Nur vier der Songs wurden im traditionellen Sinne geschrieben. Neben den beiden Erwähnten ist da das überraschend harte „The Passage Of Time“ und der epische dreizehnminütige Closer „Key To The Imagination“, ein Song, der LTE-typischer nicht sein könnte. Der Rest ist eher improvisatorisch und somit das, was Liquid Tension Experiment wirklich ausmacht. „Liquid Evolution“ basiert auf jazzigen Akkordfolgen von Rudess, in „Shades Of Hope“ wiederum steht Petrucci im Mittelpunkt. „Rhapsody In Blue“ ist eine faszinierende, ganz im LTE-Stil umarrangierte Version der bekannten Komposition von George Gershwin. „Chris & Kevin’s Amazing Odyssey“ ist eine komplett durchgeknallte Improvisation von Portnoy und Levin, in welcher die Grenze des Geniessbaren nur knapp nicht überschritten wird.
Nach gut einer Stunde ist Schluss. „LTE3“ zeigt die vier Übermusiker in Höchstform und vereinigt alles, was die Supergroup vor 20 Jahren so spektakulär gemacht hatte. Freilich ist nicht alles auf dem Album so wegweisend und unfassbar, wie damals. Als Fan der vier Musiker hat man viele der Elemente schon anderswo gehört. Aber schlicht die Tatsache, dass Petrucci, Rudess und Portnoy wieder zusammen Musizieren, bereitet dermassen Freude, dass man nicht umhinkommt, Liquid Tension Experiment auch in 2021 noch, oder besser gesagt wieder abzufeiern.
Tracklist:
1. Hypersonic
2. Beating The Odds
3. Liquid Evolution
4. The Passage Of Time
5. Chris & Kevin’s Amazing Odyssey
6. Rhapsody In Blue
7. Shades Of Hope
8. Key To The Imagination
Bandmitglieder:
Jordan Rudess – Keyboard
John Petrucci – Gitarre
Tony Levin – Bass und Chapman Stick
Mike Portnoy – Schlagzeug
Gründung:
1998
Text: David Spring