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L’Arbre Bizarre – Ortolan

07/06/25
von David Spring

LArbreBizarre-Ortolan

Sixteentimes Music / VÖ: 16. Mai 2025 / Punk, Noise
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Text: David Spring

Man nehme ein Vögelchen von zarter Gestalt, mäste es mit edlem Korn, ertränke es sodann pietätvoll in Armagnac. Knorpelnd zwischen Zahn und Gaumen entfaltet sich das Aroma der Dekadenz in vollendeter Barbarei. Der Connaisseur ergibt sich alsbald der Ekstase, et voilà: der Ortolan – ein Hauch von Tod, serviert als Triumph der Zivilisation.

Und was bitte hat das mit Musik zu tun? Nun, da wäre die kolossale Noise-Kombo L’Arbre Bizarre aus Basel, die ein neues Album am Start hat, das auf den Namen dieses beinahe ausgerotteten Vogels hört. Für wahre Feinschmecker:innen ist das ein grösserer Grund zur Freude als jede kulinarische Gräueltat. Passend heisst der erste Track gleich «Feast», denn genau das liefert das Viergespann: donnernde Drums, brachial laute Gitarren, ein gottloser Groove und eine glorreich angepisste Stimme! «Whitesmith» wird noch ungehobelter und dissonanter. Die Gitarren schneiden sich ohne Rücksicht auf Tonarten oder Verluste ins Gehör, während Bass und Drums den Puls zum Flattern bringen. Was für ein Schmaus!

Deine Krankenkasse wird etwaige Gesundheitsschäden, die aus diesem schauderhaften Gericht resultieren, genauso wenig decken wie solche, die auf diese Platte zurückzuführen sind. Doch mit Verlusten muss die Welt leben – erst recht, wenn sie so genussvoll klingen. «Ortolan» macht verdammt Bock und muss so laut wie menschenmöglich gehört werden, bis die Wände wackeln. Denn ehrlich, wer will schon Subtilität, wenn man auch so dermassen auf den Putz hauen kann? Und L’Arbre Bizarre machen genau die richtige Musik dafür! Während «Win!» zaghaft beginnt und dem Grunge schmeichelt, ist «B.S.F.» nostalgisch in seiner hallenden Brachialität, und «Force Majeur» erdrückt mit unmenschlicher Schwere, bis nur noch ein betrübter Chor in die Ewigkeit dröhnt.

Zugegebenermassen ist das Album nicht immer einfach zu geniessen, doch L’Arbre Bizarre verstehen es genau, uns mit ihrer furchteinflössenden Geräuschkulisse in ihren Bann zu ziehen. Die warme Produktion klingt, als ob die Band direkt im Keller loslegt. Rückkopplungen, Amp-Zischen und gottlose Übersteuerungen verleihen allem einen intensiven Live-Charakter. Egal ob «Barrier» in Desert-Session-Schummrigkeit wabert oder «Organized» klingt, als ob sämtliche Fuzz- und Delay-Pedale gleichzeitig eingeschaltet wurden: Am Ende verspürst du nichts als Glückseligkeit. Und mit dieser exzentrischen Stimme, die das Chaos zusammenhält und nach vorne treibt, ist das Meisterwerk vollendet.

Das Paradebeispiel für den unberechenbaren Wahnwitz ist «Guilt. People. Fun.». Hier treffen fast poppige Melodien und orientalische Klänge auf unanständigste, wahrlich fantastische Verzerrung und fordern dir alles ab. Mit «Defiant Echo» endet der Genuss. Danach bist du erschlagen, erhaben, angeekelt, verwirrt und vollkommen befriedigt. L’Arbre Bizarre sind wirklich wie die französische Küche: zu bizarr, zu rücksichtslos, zu einzigartig – und schlussendlich einfach genau das, was du brauchst. Wirf darum statt unschuldigem Federvieh lieber diesen «Ortolan» auf den Plattenteller, denn davon haben alle mehr. Bon appétit!

Eingeordnet unter Musik-Rezension Schlagworte: David Spring, L’Arbre Bizarre, musiCH, Ortolan, Punk

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