Band: Kvelertak
Album: Nattesferd
Genre: Black Metal / Punk / Power Pop
Label/Vertrieb: Roadrunner / Warner
VÖ: 13. Mai 2016
Webseite: kvelertak.com
«Nattesferd», das inzwischen dritte Album der norwegischen Grossartigkeit Kvelertak, vereint so ziemlich alles, was einen strahlkräftigen Silberling ausmacht. Angefangen beim Artwork, das der US-Künstler Arie Roper (u.a. High On Fire) gestaltete. Übergehend zum Toningenieur, Nick Terry (u.a. Turbonegro), der all die Besonderheiten des Kvelertak‚ Sound gestochen scharf spiegelte. Endend bei der Tatsache, dass die Platte – abgesehen von einigen Akustikgitarrenparts und Vocals, die später als Overdubs dazukamen – live eingespielt wurde.
Kvelertak, «die Misfits des Metals», sehen sich keiner Szene, keinem Genre verbunden und picken sich von allem das Beste heraus. Sie offerieren dadurch einen bunten Blumenstrauss an Richtungen, gleichzeitig sind sie aber noch immer harsch, schroff, dreckig. Dass sie dazu konsequent norwegisch singen, färbt den Silberling wunderbar schwarz ein.
Die Souveränität der nordländischen Brachial-Combo hat sicher damit zu tun, dass sie einerseits eine, wie sie selber sagen, dysfunktionale Familie sind und dadurch keinerlei Anpassungsbegehren spazieren führen. Anderseits rührt ihr eklektischer Sound von den verschiedenen Ursprüngen der Bandmitglieder her: Black Metal, Power Pop, Alternative Metal …
Dass Kvelertak es entschieden ablehnten, 2015 als Vorband der Böhsen Onkelz aufzutreten, die im Jahr zuvor an zwei Tagen ihre Reunion vor insgesamt 200’000 Fans (der Kanton Genf hat rund 180’000 Einwohner, der Kanton Zug hätte von der Einwohnerzahl her zehnmal Platz), feierten, passt da gut ins Bild. Natürlich, das Nein ist mitunter dem zweifelhaften Ruf der deutschen Ikonen geschuldet. Doch man stelle sich vor, man spiele vor einer schier unerschöpflichen Menge an Leuten (nach 1,5 Stunden waren die jeweils 100’000 Tickets weg!).
Dafür spielt die nordländische Ausnahmeband gelegentlich vor Kindern und Jugendlichen, so wie jüngst am Øya Festival in Oslo. Ja, Kvelertak zementieren ihre eigenen Wege. Auch mit «Nattesferd», ein Hörgenuss, der wie gegen Licht gehaltenes Bernstein daherkommt. Zwei Alben lang haben Goldkehlchen Erlend Hjelvik und seine Mannen ihre Formel perfektioniert: Geballer und Gebrüll, Feuer, Tod und Teufel, laminiert zu einem ebenso unwiderstehlichem wie einzigartigem Mix.
Geballer und Gebrüll, Feuer, Tod und Teufel – damit geht «Nattesferd» nicht mehr einher. Unwiderstehlich, und einzigartig ist der «Dritte im Bunde» aber allemal. Und wer lässt sich bei Songtiteln wie «Dendrofil For Yggdrasil», «Bronsegud», «Ondskapens Galakse», «Heksebrann» nicht gerne in den Würgegriff nehmen? K wie Kvelertak, k wie kaufen!
Tracklist:
1. Dendrofil For Yggdrasil
2. 1985
3. Nattesferd
4. Svartmesse
5. Bronsegud
6. Ondskapens Galakse
7. Berserkr
8. Heksebrann
9. Nekrodamus
Bandmitglieder:
Erlend Hjelvik – Gesang
Vidar Landa – Gitarre
Bjarte Lund Rolland – Gitarre
Maciek Ofstad – Gitarre
Marvin Nygaard – Bass
Kjetil Gjermundrød – Schlagzeug
Gründung:
2007
Text: Cyril Schicker