Inverse Records / VÖ: 18. Oktober 2024 / Black Metal
Facebook
Text: David Spring
Black Metal ohne Teufelsanbetung und Gotteslästerung, ist das überhaupt erlaubt? Kreyl aus Barcelona schauten sich ein wenig in den Abgründen der Geschichte der Menschheit um und befanden, dass es da mehr als genügend Schreckensgeschichten gibt, um gar nicht erst an den Gehörnten denken zu müssen. So entstand das fabelhafte Debüt «Obscure Rise Of Ancient Eulogy».
Wie so oft im Black Metal entstand auch Kreyl Ende 2020 als Einmensch-Projekt von Gitarrist Virus Tremor. Bald schon versammelte der Gute dann eine Riege an Mitmusiker:innen um sich, bis der Zugang von Schreihälsin und Sängerin Eris Nocturna Aura die Band komplettierte. Die thematischen Eckpfeiler dieses wuchtigen Erstlingswerks nun sind eben nicht mehr nur schlichter Hass auf die Kirche oder ähnliche blasphemische Frivolitäten, sondern konzentrieren sich vielmehr auf historisch-kulturelle Themen, die eng mit dem Konzept des Todes, dem Okkultismus und alten Zivilisationen verbunden sind. Dabei werden die rohesten und brutalsten Mythen sowie das Heidentum aus einem philosophischen und dunklen Standpunkt aus betrachtet. Ein durch und durch frohes Album also.
Die Musik von Kreyl widerspiegelt dies alles vorzüglich. Das Album ist von den ersten Sekunden des Openers «Giants Of Arto Island» ein rabiater, rast- und haltloser Genuss. Freund:innen des gekonnten Blastbeats kommen voll auf ihre Züge, Gitarren und Bass erschaffen gewaltige, erpressende und vernichtende Sound-Mauern und die Vocals verleihen allem ein unbequemes, dämonisches Gewand. Der schwarze Fünfer ist dabei gerade abwechslungsreich und kreativ genug, damit es auf dem Album nie langweilig wird. Das groovende «The Oracle Of Delphi» etwa, das mit einem grossartigen und unverschämt eingängigen Riff erster Güte aufwartet, oder das epische «Sparagmos», das von den cineastischen Schreien zu Beginn über gnadenloses Geballere bis hin zum kolossalen C-Part alles auffährt, was es zum musikalischen Hochgenuss der extremen Sorte braucht.
Doch keine Sorge, am Ende des Tages ist «Obscure Rise Of Ancient Eulogy» einfach ein richtig starkes Black Metal Album, mit dem man ein paar genüssliche Stunden verbringen kann, ohne sich gleich Sorgen um den Zustand der eigenen Seele (oder Ohren) machen zu müssen. Kreyl machen alles richtig, von der konsequent erdrückenden Atmosphäre über die erbarmungslosen Riffs bis hin zum ausgefuchsten Songwriting, dass den Kvultist:innen genauso gefallen wird, wie allen, die einfach gerne extreme Musik hören. Das Rad wird nicht neu erfunden und trotzdem gnadenlos in Schwung gehalten. Was willst du mehr?