Eigenveröffentlichung / VÖ: 19. April 2024 / Punk
klabusterbernd.de
Text: David Spring
Punkrock in Deutschland kann alles. So viele tolle Bands, die unterschiedlicher kaum sein könnten: Mal klare Kante, mal lustige Reime, mal voll in die Fresse, mal poppig und melodiös – der grosse Kanton hat für sämtliche Fans etwas zu bieten. Und dann sind da auf einmal Klabusterbernd, die nicht nur den Preis für den tollsten/kopfschütteligsten Bandnamen aller Zeiten einheimsen, sondern auch gleich mit ihrem Debüt «Dorfrebell» auf sämtlichen Ebenen des Genres abräumen.
Vorneweg: wer beim Bandnamen oder dem (fantastischen) Albumartwork an grenzdebilen Fun-Punk oder schrammligen Garagenlärm denkt, kann sich beruhigen. Ja, Klabusterbernd machen Spass und ziehen ihre Texte auch gerne ab und zu kunstvoll ins Alberne, doch drücken sie dabei stets heftig ab und klingen modern und druckvoll. Der Opener «Sonnenuntergang» holt dich gleich mit melodiösen Gitarren und einem treibenden Beat ab, bevor der sympathische Gesang die Sache klarmacht. Der Vierer aus dem sehr ländlichen Emsland in Niedersachsen, dem Aargau von Deutschland, versteht es hervorragend, alltägliche Geschichten aus der Provinz mal kritisch, mal humorvoll, mal sogar etwas nostalgisch in ihre Songs einzubauen.
Der Opener zum Beispiel erzählt von vergangenen Liebesbeziehungen auf dem Land, der folgende Titeltrack wiederum auf witzige und nachdenkliche Art und Weise von diesem einen Teenage-Kumpel, den wir alle irgendwie kennen, dem einfach alles egal war und der beim Unfug immer ein klein wenig zu weit ging. Die cleveren Texte malen wundervolle Bilder, die viele Emotionen auslösen. Doch es geht auch ernsthafter, wie das Highlight «Stammtischparolen» zeigt. Klabusterbernd beklagen hier äusserst effektiv all die Proleten und Parolenklopfer, die an den Stammtischen – ob online oder im Lokal – mit Hass, Fake News und hetzerischem Müll um sich poltern. Die Band findet genau die richtigen Worte und beschwört dabei auch gleich noch wundervoll die Geister der Terrorgruppe herauf.
Sei es ein sarkastischer Fun-Punker wie «Hey Max!», ein glorreicher Deutschpunk-Hit à la ZSK oder 100 Kilo Herz wie «Gerüchteküche» oder der eindrückliche Closer «Happy End», der uns wohlig, doch mit einer nicht kleinen Prise Nachdenklichkeit entlässt, es stimmt fast alles auf dieser Platte. Wenn jemand ganz fies sein möchte, könnte behauptet werden, dass sich zwischenzeitlich auch ein paar Längen einschleichen und sich einige der Songs etwas ähnlich sind. Doch das wäre Jammern auf zu hohem Niveau, wenn man bedenkt, dass es sich hier schliesslich um das Debüt-Album einer immer noch relativ jungen Band handelt.
Klabusterbernd behaupten sich auf «Dorfrebell» vorzüglich, mit grossartigen Songs, einer starken Produktion und mit dem Herz stets bei der Sache. Sie versuchen nicht, das Rad neu zu erfinden, sondern klauben sich das Beste aus allen Ecken des Genres zusammen, tragen ihre Einflüsse offen auf dem Ärmel und hauchen so dem lieben deutschen Punk einmal mehr gehörig neues Leben ein. Die Provinz ist zweifellos schuld, dass sie so sind und darum ist es schön, dass es Bands wie Klabusterbernd gibt!