Band: Kings Of Leon
Album: Mechanical Bull
Label/Vertrieb: RCA – Sony
Veröffentlichung: 20. September 2013
Website: kingsofleon.com
Geschrieben von: Cyril Schicker
Kings Of Leon wagen mit „Mechanical Bull“ einen deutlichen Tritt auf die Bremse mit schwelgerischem Blick in den Rückspiegel zu den Country- und Americana-Stücken ihrer Heimat. Und führen mit Streichereinlagen eine marzipan-süsse Dosis Kitsch spazieren. Während dem sich etliche Kritiker die Hände reiben und in eben diese klatschen, dabei mit der Zunge genüsslich entlang dem Oberlippenbart züngeln, staffieren sie (mitunter) balladeske Territorien mit der samt’enen Bestnote aus. Gleichzeitig werden Sympathiepunkte verteilt wie Cumulus-Punkte, doch wirkt die aktuellste Platte viel eher wie eine Heiter-bis-wolkig-Wettervorhersage.
Regen macht bekanntlich zwar schön, das – seichte – Plättchen jedoch ist einfach nur nett und dürfte, geschmacksunabhängig, denn auch keine Stirn in Sorgenfalten legen. Doch genau diese Mediokrität wirkt wie ein Pferdefuss und Botox dominiert des Rezensierenden Gedanken. Man hört hin und eben doch nicht. Immerhin ist die Haut straff. Man erkennt Kings Of Leon und fragt sich gleichzeitig, weshalb stadiontechnische Feuerzeugmeere und nicht mehr wie einst romantische Lagerfeuerromantik-Virtuositäten regieren. Den Spagat zwischen Lässigkeit und Bügelfalte schafft die schnoddrige (Grammy verwöhnte) Nashville-Kirchengängertruppe längst nicht mehr. Dafür garantiert das Album einen (Gospel-)Tanz der Gefälligkeiten.
Und auch wenn es anfangs zu bedauern war, diese Scheibe zu bewerten, so belustigt es inzwischen eher. Nichtsdestotrotz entsteht keine Mitgröhl-Bolognese, doch nachfolgende Album-Kritik (wer-wo-wie-wann auch immer) stärkt die humoristische Hirnfrese – auf ironische Art:
„Die grossen Hymnen mögen zwar fehlen, die Lust der Kings Of Leon an melodiösem und melancholischem Southern-Rock ist auf „Mechanical Bull“ immer noch ungebrochen. Sie begeben sich auf die Spuren von Blues (Rock City), Country (On The Chin) und Funk (Family Tree), klingen bei „Coming Back Again“ sogar ein wenig nach Billy Idol. Und dazu greint, fleht und jault Caleb Followill herzergreifend. Denn sie fühlen sich echt an, seine Geschichten von einem gesundeten Selbstbewusstsein, am eigenen Leib erfahrenen Schmerz und einer fortfahrenden Selbstfindung. Und tatsächlich: Mit „Mechanical Bull“ findet das Quartett ein Stück weit wieder zu sich selbst. Die Kings Of Leon am Ende? Von wegen.“
Addendum: Man nehme Blues, Country und Funk, lasse das Ganze von Billy Idol zu einer Masse rühren (mindestens 10 Minuten!), füge eine Prise Schmerz, eine Dosis Selbstfindung bei – und ja, fertig ist dieser rührselige Pferdeapfel. Än Guete …
Tracklist:
1. Supersoaker
2. Rock city
3. Don’t matter
4. Beautiful war
5. Temple
6. Wait for me
7. Family tree
8. Comeback story
9. Tonight
10. Coming back again
11. On the chin
12. Work on me
13. Last mile home
Bandmitglieder:
Caleb Followill – Gesang, Gitarre
Matthew Followill – Gitarre
Jared Followill – Bass
Nathan Followill – Schlagzeug
Gründung:
2000