Band: Karg
Album: Traktat
Genre: Post Black Metal
Label: Art Of Propaganda
VÖ: 7. Februar 2020
Webseite: Karg bei FB
Ich kann es dem von Depressionen geplagten J.J. nur zu gut nachfühlen, wie es ist, den Boden unter den Füssen zu verlieren und in einen schier nicht enden wollenden Abgrund aus Trauer, Verzweiflung, Wut und Antriebslosigkeit zu fallen. Ob J.J.’s Leiden mit «Traktat» sein Ende finden wird, sowie sich der Kreis seiner Depri-Trilogie damit schliesst, bleibt zwar zu hoffen, jedoch zu Bezweifeln. Denn nur zu gut kann ich aus meiner Erfahrung als seelisch-melancholisch-bedrückten sprechen, der ich mittlerweile sicher bin, dass der nächste tiefe Fall hinter jeder Ecke lauern kann – einholen wird er mich irgendwann gewiss wieder, dieser tiefschwarze Bekannte meiner frühesten Kindheit, da mache ich mir schon lange nichts mehr vor, ich, der die lichteren Zeiten dazwischen dafür nutzt, um sich für den nächsten langen Absturz zu wappnen, damit ich ihm wenigstens nicht ganz so grenzenlos ausgeliefert bin.
„Traktat“ ist für Aussenstehende ausserhalb dieses Leidenskreises wenig einladend und vermutlich nur schwer nachvollziehbar. J.J., der, bis auf die Drums auch hier wieder alles selber eingespielt hat, zieht die Hörerschaft tief hinunter in seine Gefühlswelt und legt diese offen dar. Seine Verzweiflung über das Mühsal Leben bohrt sich ihren Weg mit seinen Markerschütternden Vocals durch die Gehörgänge mitten in die Seele. Ist diese noch von den Narben der Depressivität gezeichnet, bestätigt Karg’s Musik die trauerhafte Stimmung und lullt sie gar liebevoll umarmend ein.
Je nachdem, auf welcher Seite des Stuhlkreises man sitzt, geht die musikalische Tonalität aus Post Black-metallischer Grundfärbung mit den akustischen Begleiterscheinungen, den gelegentlich klagenden Sprechern aus dem Off, sowie den ganz wenigen Streichern entweder spurlos an einem vorüber, oder man wird von der Schwermut des Albums schier erdrückt.
Hat man die Zeit, den Mut und die Musse, sollte man sich das sechsundsiebzigminütige „Traktat“ in Form einer Volldosis geben. Licht am Ende dieses Trauerkolosses gibt es aber nicht, soviel sei Euch gewiss.
Tracklist:
1. Irgendjemand wartet immer
2. Jahr ohne Sommer
3. Stolperkenotaphe
4. Alaska
5. Abgrunddialektik
6. Alles was wir geben mussten
7. Grabcholerik
8. Tod wo bleibt dein Frieden
Bandmitglieder:
J.J. – Gesang, Gitarre, Bass und weitere Instrumente
Paul Färber – Schlagzeug
Gründung:
2006
Text: Pink