Red Crk / VÖ: 14. Juni 2024 / Post-Metal
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Text: Michael Messerli
Da war doch was? Der Name Julie Christmas wird all denjenigen ein Begriff sein, die sich gerne im Bodennebel des Post-Metals aufhalten, denn ihre Kollaboration mit Cult Of Luna («Mariner») gehört zum Besten, was dieses Genre hervorgebracht hat. Das war 2016. Ihr erstes und bis anhin einziges Soloalbum «The Bad Wife» veröffentlichte sie 2010. Nach «Mariner» verschwand ihr Name wieder vom Radar und nun kehrt die Sängerin aus New York mit «Ridiculous And Full Of Blood» auf die Bildfläche zurück. Ohne grosses Tamtam und Getöse. Das wiederum kann man von den zehn Songs selbst nicht behaupten. Die Gesangsleistung ist dabei herausragend – und nervenaufreibend.
Wenn man «Ridiculous And Full Of Blood» in sein Oberstübchen lässt, dekoriert Julie Christmas zuerst alles in dunkelrot, nur um dann das ganze Inventar in seine Einzelteile zu zerlegen. Das ist manchmal nacktes Entsetzen oder der blanke Horror. Besonders druckvoll wird es dann, wenn – und hier werden die alten Gefühle geweckt – Johannes Persson mit in den Vordergrund rückt. Der Sänger und Gitarrist von Cult Of Luna unterstützt Julie Christmas genauso wie weitere Kollegen, die allesamt dafür sorgen, dass «Ridiculous And Full Of Blood» auch ausserordentlich gut klingt. Hauptverantwortlich dafür ist Andrew Schneider von Unsane bzw. Ken Mode, der nebst dem Bass auch die Produktion übernahm.
Besonders starke Erinnerungen an «Mariner» kommen in «End Of The World» auf, das die ganze emotionale Bandbreite in der Stimme von Julie Christmas zulässt. Von gefühlvoll bis an die Grenzen des Durch- aber nie Überdrehens. Zusammen mit Perssons Urgewalt wird alles abgerissen, was nicht niet- und nagelfest verankert ist. Und während einem hier der Boden mit einem Ruck unter den Füssen weggezogen wird, sind «The Ash» und vor allem «The Lighthouse» (auch wieder zusammen mit Persson) die leuchtenden Fixpunkte, von denen aus man sich immer wieder in die Abgründe herunterlassen kann.