Band: John Wesley
Album: Disconnect
Genre: Classic Rock
Label/Vertrieb: InsideOut
Veröffentlichung: 28. März 2014
Website: john-wesley.com
Geschrieben von: Daniel Baratte
Wer John Wesleys Gitarrenarbeit bei Porcupine Tree, Fish oder auch bei einigen Live Auftritten von Sound of Contact schätzt, läuft Gefahr mit einer falschen Erwartungshaltung an das neue Solo-Album heranzugehen. Damit habe ich eigentlich schon die Spannung herausgenommen, denn wie unschwer zu erraten ist, bin ich genau mit dieser Erwartung an „Disconnect“ herangegangen und habe mich auf eine Wunderwelt voller spektakulären Gitarrensounds gefreut. Mit der Vorfreude war es dann auch relativ schnell vorbei, denn es zeigte sich, dass „Disconnect“ ganz anders klingt, als ich es mir gewünscht hatte.
Die Songs kommen verhältnismässig rau und ungeschliffen daher, die mit mehrheitlich einfachen Sounds ausgeschmückt wurden. Nun, das muss kein Nachteil sein, denn manchmal ist weniger mehr. Bei „Disconnect“ aber kommt es mir vor, als würde etwas Elementares fehlen. Dass man mit „Disconnect“ ein Gitarrenlastiges Album erwirbt, dürfte nicht überraschen, schliesslich ist das Wesleys Hauptbeschäftigung. Gitarristen werden sicher viele Passagen finden, die begeistern.
Leider vermag John Wesley auch mit seiner Stimme nicht wirklich in dem Masse zu überzeugen, wie man es sich wünscht. Es fehlt einfach an Farbe und Kraft. Wesley hätte besser auf einen guten Sänger gesetzt und dafür kompositionell mehr herausgearbeitet. Nebst „Window“ konnte mich nur noch der letzte Song des Albums „Satellite“ milde stimmen. Dies allerdings eher wegen seiner Einfachheit und weil die verhältnismässig schwache Stimme von John Wesley ausnahmsweise gut zur akustischen Gitarre passt.
Was man dem Album sicher zu Gute halten muss ist, dass es in sich stringent ist. Man merkt, dass die Songs aus einer Feder kommen und ich nehme es Wesley definitiv ab, dass viel Herzblut darin steckt. Aber auch nach mehrmaligen Hören des Albums will einfach kein Song hängen bleiben und da ändert auch die Tatsache nichts daran, dass Rush Gitarrist Alex Lifeson als Gastmusiker vertreten ist. Dass John Wesley ein respektabler Gitarrist ist, zweifelt niemand an und das konnte er auch schon zur Genüge unter Beweis stellen. Und auch wenn sich meine Begeisterung in Grenzen hält, kann ich mir gut vorstellen, dass das Album in einem kleinen Club gespielt, sicher gut und rockig-melancholisch rüber kommt.
Fazit: Meiner Meinung nach ist Wesleys „Disconnect“ weit weg davon als Masterpiece bezeichnet zu werden, aber das Album einen Flop zu nennen wäre ebenfalls nicht in Ordnung. Vielmehr trifft die Kategorie „kann man haben, muss man aber nicht“ am ehesten zu. Die Hoffnung stirbt zuletzt, neigt man jeweils zu sagen, und so bleibt mir die Hoffnung, dass Wesleys nächstes Album die Erwartungen zu erfüllen vermag.
Tracklist:
1. Disconnect
2. Any Old Saint
3. Once A Warrior
4. Window
5. Gets You Everytime
6. Mary Will
7. Take What You Need
8. How Goes The War
9. New Life Old Sweat
10. Satellite
Bandmitglieder:
John Wesley – Gesang und Gitarre
Dean Tidey – Gitarre
Patrick Bettison – Bass
Mark Prator – Schlagzeug
Alex Lifeson – Gitarre auf „Once A Warrior“
Gründung:
1992