Datum: 16. April 2010
Ort: Hallenstadion – Zürich (CH)
Was haben WWE superstars und Rockstars gemeinsam?
Das war die Frage, die mich am letzten Freitag ins Hallenstadion zur Wrestling Show SmackDown geführt hatte. Dabei erlebt habe ich einen Abend voller kreischender Fans, die ihre Stars frenetisch anfeuerten und eine spannende Show, die eine weitere Fortsetzung der wöchentlichen World Wrestling Entertainment action soap opera bildet. Durchtrainierte Männer und Frauen mit sehr viel Selbstironie und dem U.S. typischen Talent der Eigenvermarktung. Sicher nicht jederman/frau’s Sache, aber genau deshalb haben wir einmal auch einen Blick hinter die Fassaden gewagt und nachgefragt.
Der charmante WWE superstar John Morrison hat sich ein paar Minuten Zeit für uns genommen und uns die folgenden Fragen beantwortet …
Nicole: Hallo John. Danke, dass Du dir die Zeit nimmst, trotz einer anstrengenden Anreise mit dem Zug von Hannover nach Zürich und uns ein paar Fragen beantwortest. Art-Noir ist ein Online-Magazin, dass sich vor allem um Musik aus der Gothik, Rock und Alternative Szene annimmt. Deshalb würde ich Dir gerne ein paar Fragen im Zusammenhang mit Musik stellen und meine Sport-Expertin, Sam, danach noch ein paar Fragen über Wrestling.
In Euren Shows treten Rockmusiker wie Nickelback und Kid Rock und ein Haufen anderer grosser Bands auf. Auf mich wirkt Eure Show auch wie ein Rockkonzert. Wie würdest Du dich, als WWE superstar, mit Rockstars vergleichen?
John: Ich denke, dass die Unterschiede relativ tief gehen. Wir sind z.B. 200-250 Tage im Jahr unterwegs, Rockstars auf alle Fälle weniger. Ähnlich ist dagegen sicherlich, dass bei einem Konzert, als auch einem WWE sports entertainment event, das Publikum live dabei ist und die Energie des Publikums sich direkt auf das Geschehen auswirkt. Ein gutes Konzert hängt doch sehr stark vom Mitmachen und der Stimmung des Publikums ab. Und wenn die Leute schreien, spiel den oder den Song, dann geht die Band vielleicht darauf ein und spielen den gewünschten Song. Bei uns ist das definitiv mehr der Fall. Wir können uns viel mehr auf die Stimmung einlassen und das tun, was das Publikum in dem Moment von uns verlangt.
Nicole: Habe ich das richtig verstanden, ihr könnt mehr auf das Publikum eingehen und spontan verändern?
John: Ja, genau das ist auch der heikle Part. Du musst den Zuschauern das geben, was sie wollen. Nur meistens wissen sie selber gar nicht so genau, was das ist. Und genau das musst du ihnen zum richtigen Zeitpunkt geben. Ich denke das ist der grosse Unterschied zwischen uns und Rockstars. Wenn die Show anfängt und du da raus gehst, dann spürst du die Stimmung und was das Publikum will. Du kannst dir die Show sicherlich am Fernseher anschauen, doch live ist das etwas vollkommen anderes.
Nicole: Du nennst Dich ja John Morrison, was offensichtlich in Anlehnung an Jim Morrsion von The Doors ist und dem Du ja ein wenig gleichst. Ok, Du bist ein bisschen grösser wahrscheinlich als er war. Magst Du die Musik von The Doors oder was hörst Du persönlich für Bands?
John: Ich bin mit klassischem Rock aufgewachsen und war sicherlich Fan von The Doors. Und ja, wenn Jim Morrison einen gesunden, drogenfreien Bruder gehabt hätte, dann wäre das vielleicht ich gewesen 🙂 Ich liebe die Lyrik und Musik von den Doors, auf alle Fälle. Ich mag Sachen wie Pink Floyd, The Grateful Dead, Beatles oder Blue Oyster Cult. Deshalb ist Jim Morrision für mich sicherlich eine gute Rolle.
Nicole: Und was haben die Kreuze auf Deiner Sonnenbrille zu bedeuten. Das sieht sehr nach Gothic-Style aus?
John: Ja, ich musste da auch was Eigenes haben, um nicht eine reine Kopie von Jim zu sein. Ich mag diese Steine auf den Gläsern. Es erinnert mich irgendwie an die Münze, die man dem Fährmann bezahlen muss, um in das Reich der Toten zu gelangen.
Nicole: Ok, dankeschön, dann wird Dir Sam jetzt noch ein paar Fragen zur WWE direkt stellen.
Sam: In ein paar Tagen findet die Entscheidung über die Wechsel innerhalb der WWE-Shows statt. Wirst Du bei SmackDown bleiben oder zu RAW wechseln?
John: Das weiss ich noch gar nicht und um ehrlich zu sein, ist das für mich nicht so wichtig. Im Moment würde ich sagen, dass SmackDown die bessere Show ist. Hier gibt es mehr Action und Wrestling. Also wenn dir das gefällt, dann ist SmackDown definitiv die richtige Show für dich. Es wird wahrscheinlich sehr viele Wechsel geben und von dem her ändert sich das Bild danach auch wieder vollständig. Wie es danach aussehen wird und welche Show die bessere ist, kann ich so also gar nicht sagen. Mir geht es sowieso mehr um die Leute, mit denen ich zusammen arbeite, das ist für mich wichtiger.
Sam: Wie wichtig ist Wrestlemania für Dich?
John: Wrestlemania ist das, was für Fussballer die Weltmeisterschaft oder für Football-Spieler der Super Bowl ist. Es ist die grösste Veranstaltung und der Event des Jahres. Schon als Kind habe ich jedes Jahr zusammen mit meiner Familie oder mit Freunden Wrestlemania geschaut. Dass ich nun selber ein Bestandteil dieser Show bin, ist sehr wichtig für mich.
Sam: Was haltest Du von der neuen Show WWE NXT? (a.d.R.
die Show „ECW“ wurde abgesetzt und dafür eine neue namens „NXT“ kreiert. Dabei handelt es sich um eine Talentshow – zu vergleichen z.B. mit American idol. Ca. 10 Wrestler treten an und pro Woche wird einer davon rausgewählt. Der Gewinner wird einen Vertrag mit der WWE erhalten. Trainiert und Betreut werden die angehenden Wrestler von Profis wie CM Punk oder Chris Jericho.)
John: Ich finde NXT ein grossartiges Konzept. Es wird interessant werden beobachten zu können, wie sich das Ganze entwickelt und wohin es führen wird.
Sam: Und vor welchem Konkurrenten hast Du den grössten Respekt?
John: Lass mich nachdenken. Ich würde Finlay sagen. Wenn ich an die anderen in der Umkleide da hinten denke, könnte ich von jedem sagen, dass er ein grossartiger Athlet ist und jeden Tag fantastische Arbeit liefert. An Finlay musste ich jetzt denken, weil er sein Leben lang hart daran gearbeitet hat, um dorthin zu kommen, wo er heute ist. Er war ganz oben in seiner Karriere und ganz unten und ist noch immer Bestandteil der Show. Und grundsätzlich ist er einfach ein toller Mensch, der immer für uns da ist uns unterstützt. Er weiss, dass das ganze seriös ist, doch er weiss auch, dass wir nebst allem auch eine gute Zeit haben müssen und dieses Gefühl gibt er uns.
Nicole: Vielleicht noch zum Schluss, weshalb sollte man sich eine Show von Euch ansehen?
John: Eine Show live zu sehen ist immer ein Erlebnis und es bleiben einem unvergessliche Momente. Egal, ob das jetzt Fussball oder WWE ist. Man spürt die Energie des Publikums und ist mitten drin im Geschehen, als nur vor dem Fernseher. Und hey, vielleicht werdet ihr in ein paar Jahren sagen, da war doch dieser komische Typ mit den Steinen auf der Brille, John Morrison, weisst du noch … 🙂
Nicole: Dann wünschen wir Dir weiterhin viel Erfolg und einen guten Match heute Abend.
Soviel also direkt von John Morrison und ich muss wirklich zugeben, dass mich die Show fasziniert hat. Es wurde sehr viel Abwechslung und Unterhaltung geboten und war für mich definitiv einmal etwas anderes. Ich denke, dass in der Schweiz Wrestling noch immer den Status von „nicht ernst zu nehmendem“ Sport hat. Was John und die anderen hier jedoch boten, dafür muss man Jahre trainieren und in jeder Sekunde hoch konzentriert sein. Die Show an sich versteht sich selber als „action soap opera“. Und von dem her stellt sie an sich selber nicht den Anspruch, Sport im üblichen Sinne zu sein. Viel mehr steht die Unterhaltung im Fordergrund.
Leider war mein Favorit, The Undertaker, an diesem Abend nicht mit von der Partie. Dafür andere wie z.B. Chris Jericho, der z.B. in der Heavy-Metal Band Fozzy mitspielt. Fozzy hat gerade eine neue CD heraus gebracht, „Chasing The Grail“ und vielleicht kommt er damit sogar einmal für einen Auftritt in die Schweiz und wir können den WWE superstar für einmal als Rockstar erleben.
Website: www.wwe.com
Falls dieser Artikel Euch jetzt Neugierig gemacht hat, am 12. November 2010 ist die WWE mit der Show „RAW“ zurück in der Schweiz und zwar in der Arena in Genf.