Third Man Records / VÖ: 23. März 2018 / Rock, Blues
jackwhiteiii.com
Text: Cyril Schicker
Er hat 12 Grammys und 9 Geschwister. Er fährt einen Tesla. Er besitzt den Original-Führerschein von James Brown und die Erstausgabe von Superman. Er „notenschlüsselt“ James Bond und ist selber gerne mal auf der Leinwand anzutreffen. Und er ist Exzentriker, ausgebildeter Polsterer, Musikproduzent sowie Multinstrumentalist. Jack White.
Der Ausnahmekünstler aus Detroit (USA) hat nun mit „Boarding House Reach“ sein drittes Solo-Album auf den Markt gebracht. Wie man es vom musikalisch durchtriebenen Perpetuum mobile (The White Stripes, The Raconteurs, The Dead Weather) nicht anders kennt, ist auch der neuste Silberling mit Ideenreichtum gespickt. Ob sein jüngster kreativer Output den Bogen überspannt, muss jeder für sich entscheiden.
Auf jeden Fall aber stehen alle 13 Anspielstationen für exzellente Technik und akribische Detailverliebtheit. Es sind Klangelemente und Klangexperimente zugleich, gleichwohl sind sie alles andere als einfach zugänglich. „Als ich das neue Album abmischte, ging mir oft durch den Kopf, dass einige meiner alten Fans mit den Songs nicht glücklich sein könnten. Vielleicht würden sie es verstehen, wenn sie sich die Songs ein paar Mal anhören würden, aber die Geduld beim Musikhören ist ja so gut wie ausgestorben“, sagt der Maestro in einem Interview und ergänzt: „Fans, die immer nur die althergebrachten Rock-Riffs hören wollen, werde ich nicht zufriedenstellen. Musik muss aber manchmal herausfordernd sein.“
Kinderchor-Fragment, Videospiel-Soundeinlage, Synthieflächenbrand, Gospel-Spaziergang, Violinen-Piano-Duett, Rock-Orgel-Passage, Gitarrenriff-Torpedo … Ja, Jack White hat da nicht nur mit einer Phalanx an Musikern zusammengearbeitet, sondern wahrlich auch ein musikalisches Panoptikum geschaffen. „Boarding House Reach“ mag für einige ernüchternd bis desillusionierend sein, für andere wiederum ein knapp 45 Minuten langes, wunderbar-abstruses Hörvergnügen.