Findaway Records / VÖ: 7. Juli 2023 / Punk
itchyofficial.de
Text: David Spring
Itchy sind zurück! Nach haufenweise abgesagten und verschobenen Konzerten und dem ganzen Mist mit der Pandemie. Aber auch ihrem zweiten Buch, dem fantastischen, deutschsprachigen «Ja Als Ob» und der erfolgreichsten Tour ihrer Geschichte, melden sich die drei charmanten Punker aus Eislingen/Fils mit dem wohl stärksten Album ihrer nunmehr 20-jährigen Karriere zurück. «Dive» heisst das gute Stück. Die 12 Songs zeigen Sibbi, Max und Panzer frischer, aber auch wütender denn je – und wieder auf Englisch.
Der Opener «Prison Light» haut uns ein für Itchy-Verhältnisse erstaunlich hartes Riff um die Ohren. Vollgas und ohne Rücksicht auf Verluste dreschen die Drei auf unnachahmliche Art und Weise nach vorne – was für ein Brett. Etwas entspannter, doch inhaltlich noch viel wütender dann «Thoughts & Prayers». Die glorreiche Abhandlung mit politischer Heuchelei und Stagnation hält kein Bisschen zurück. Man hat Sibbi schon lange nicht mehr so angepisst gehört, wenn er «will they ever know I’m a lunatic fascist, thoughts and prayers for the fucked up masses» singt. Doch keine Sorge, denn trotz offensichtlich viel angestauter Wut klingen die Songs positiv und erbauend, vor allem aber unverkennbar nach Itchy.
Die Produktion ist fett und voll, so tauchen bei jedem erneuten Durchhören der Platte wieder neue, kleine Details im Hintergrund auf. Und neben unverschämt hohem Mitsing- und Mittanz-Faktor sind es vor allem die unglaubliche Vielfalt und Abwechslung, die das Album auszeichnen. Der gemütliche Titeltrack oder das absolut geniale «You» sind eher gemächlich und entweder nachdenklich oder humorvoll. Daneben steht das grossartige «Burn The Whole Thing Down», in welchem Panzer zusammen mit Justin Sane von Anti-Flag sich seine ganze Wut von der Seele schreit. Oder das Highlight der Platte und der gleichzeitig wohl punkigste Song, den Itchy seit langem geschrieben haben: «No One’s Listening».
Wer sich in den letzten paar Wochen den tollen «Deep Dive»-Podcast der Band angehört hat, weiss, dass Itchy stolz wie Bolle auf ihr neustes Werk sind. Sehr schön, dass dieses ungewohnte Eigenlob auch absolut verdient ist. Denn «Dive» ist locker das beste Album, das Itchy je geschrieben haben. Es stimmt von der ersten bis zur letzten Sekunde alles darauf. Die Wut und Frustration stehen der Band äusserst gut zu Gesicht, dabei verlieren sie nie ihren Humor und vor allem nicht ihren ureigenen Sound. Itchy sind verdientermassen eine der besten Bands Deutschlands und «Dive» zementiert diesen Status erneut. Einfach unverschämt, wie gut diese Gruppe gutgelaunter Eislinger mittlerweile ist.