Datum: 3. Februar 2011
Ort: Universal – Zürich
Geschrieben von: Nicole Imhof
Im Gespräch mit: Michael Robert Rhein aka Das Letzte Einhorn von IN EXTREMO
Ein neues Album von In Extremo namens „Sterneneisen“ kommt Ende Februar in die Läden. Deshalb haben wir uns kurz mit „dem letzten Einhorn“ aka Micha Rhein getroffen und ihm ein paar Fragen gestellt.
Nicole: Ihr habt früher eure Texte auch aus alten Schriften und ähnlichem abgeleitet oder euch davon inspirieren lassen. Woher stammen die Ideen für das neue Album „Sterneneisen“?
Micha: Bei einigen Liedern war das so, wie z.B. dem „Ave Maria“. Doch alles andere sind unsere eigenen Texte, wie jetzt auch auf dem neuen Album. Die fremdsprachigen stammen ebenfalls alle aus unserer Feder.
Nicole: Und woher kommen die meisten Inputs?
Micha: Das liegt alles auf der Strasse, das muss man nur sehen und nehmen.
Nicole: Das Lied „Zauberspruch No. VIII“ klingt sehr spannend, was für eine Sprache ist das?
Micha: Das ist Estländisch. Wir haben ja auf jedem Album einen Zauberspruch und das ist nun das siebente Album, deshalb haben wir ihn auch „Zauberspruch Nummer Sieben“ genannt. Die Übersetzung dieses Zauberspruches soll aussagen, „lass ruhig alle hinter deinem Rücken lästern, schau positiv nach vorne und lass den ganzen Dreck einfach nicht an dich heran“.
Nicole: Ein guter Vorsatz.
Micha: Ja, genau. 🙂
Nicole: Im Lied „Sterneneisen“ kommt die Zahl 7 sehr oft vor. Was hat die Zahl 7 darin für eine Bedeutung?
Micha: Das Lied handelt von uns selber. Wir sind ja Sieben Leute und deshalb auch die Zahl 7. Diese Zahl gehört irgendwie zu In Extremo. Der 7-zackige Stern ist ja auch unser Symbol. Grundsätzlich kommt es aus der griechischen Mythologie und soll heissen, lass nichts Böses an dich ran und denke Positiv. Und das sind wir, wir sind lebensfrohe und bejahende Typen. Das siehst du auch auf dem neuen Album-Cover mit dem Flugzeug. Da muss man doch einfach ins Schmunzeln kommen. 🙂 Sieht ein bisschen aus wie Pippi Langstrumpf, aber so sind wir nun mal. Ich finde das Cover sehr gelungen.
Nicole: Soll es auch Aufbruch bedeuten, mit dem Flieger einfach abzuheben?
Micha: Ja klar, und „Sterneneisen“ ist sowieso ein sehr kraftvolles Wort. Es hat Romantik, Freiheit und etwas Verspieltes in sich. Im Lied „Sterneneisen“ heisst es auch „… dieser Stern hat Sieben Zacken, Sieben Funken, Sieben Macken …“. Es handelt über uns selber.
Nicole: Im Album geht es also um euch und eure Lebensfreude?
Micha: Nicht nur. Es gibt zwei Songs, die über uns selber sind. Das sind „Zigeunerskat“ und eben „Sterneneisen“. Alles andere sind halt Themen, die man tagtäglich erlebt und sieht.
Nicole: In Extremo ist bekannt dafür Musik zu machen, zu der man grölen und saufen kann auf der einen Seite und andererseits doch auch gesellschaftskritisch ist wie z.B. mit dem Stück „Gold“.
Micha: Das stimmt. „Viva La Vida“ z.B. ist so ein Song. Wer kennt das nicht, morgens aus der Kneipe raus purzeln und Sonnenbrille vergessen, ach du Scheisse. Sowas halt, aber das ist doch was lustiges und macht Spass. Dieser Song hat schon fast etwas Road-Movie-mässiges.
Nicole: Bei welchen Stücken möchtest du, dass die Leute auch richtig zuhören und nachdenken?
Micha: Zum Beispiel eben „Gold“. Es handelt dabei von zwei Freunden, die zusammen losgezogen sind um Gold zu schürfen. Aber das ist ja egal, was sie genau machen, es ist einfach eine Metapher die sagen will, dass wenn der eine dem anderen plötzlich neidisch ist und ihn wegen Geldes umbringt, dann hat er am Ende nichts davon und steht alleine da. Die Freundschaft ist doch eigentlich mehr Wert und es ist nicht alles Gold was glänzt. Auch bei „Auge um Auge“ ist der Text sehr tiefgründig würde ich sagen. Und da braucht man gar nicht so stark hinzuhören, damit man ihn versteht. Es ist ganz eindeutig um was es geht.
Nicole: Themen wie Gaukler, Vagabunden und Zigeuner spielen bei euch eine wichtige Rolle. Würdest du sagen, dass du selber ein Zigeuner bist oder woher stammt die Vorliebe für diese Themen?
Micha: Wir sind auch ein reisendes Volk. Sieben Rüden, die auf der ganzen Welt ihre Markierungen setzen. 🙂 Und ja, wie auch bei „Zigeunerskat“, da geht’s rund in der Bude. Aber das ist doch klasse, lebensbejahend.
Nicole: Und wie können wir uns dein Zigeuner-zu Hause vorstellen?
Micha: Also ganz normal und ich schlaf auch nicht auf dem Teppich. 🙂 Die meiste Zeit im Jahr lebe ich in Kroatien und pendle deshalb ständig zwischen Deutschland und Kroatien hin und her.
Nicole: Nach mittlerweile über 15 Jahren Bandgeschichte, haben sich die Themen, über die ihr schreibt, verändert?
Micha: Selbstverständlich, klar. Jedes Album war ja eine Weiterentwicklung und das soll auch so sein. Es gibt zwar immer Leute die meinen „macht doch mal wieder ein Album wie früher“. Aber warum, das haben wir doch schon gemacht. Und dann gibt es noch die Kommerz-Vorwürfe. Wenn du mehr als zwei Platten verkauft hast, dann bist du schon Kommerz, was soll das. Ich selber freue mich, wenn ich im Radio oder einer anderen Plattform plötzlich ne Band höre, die ich mag. Da freue ich mich drüber und stell mich nicht hin und jammere über Kommerz.
Nicole: Wie z.B. gerade mit Unheilig der ja praktisch über Nacht zur Nummer Eins in Deutschland mutiert ist.
Micha: Ich kenne den Graf schon lange, damals hatte er noch vor 30 Leuten gespielt. Er hat sich auch überhaupt nicht verändert und der Erfolg gibt ihm doch einfach Recht. Und eigentlich möchte doch jeder Musiker auf der ganzen Welt gehört werden, deshalb zieht man ja überhaupt erst los. Wie du auch als Journalist möchtest, dass deine Zeilen möglichst überall gelesen werden.
Nicole: Ihr habt schon mit so manch namhafter Person aus der Musikbranche zusammen musiziert wie z.B. Thomas D oder Reamonn. Wer steht noch auf deiner persönlichen Wunschliste?
Micha: Oh ja, da greif ich mal ganz hoch. Ein Traum wäre es mal mit Keith Richards etwas zusammen machen zu können. 🙂
Gut, ist natürlich Träumerei. Aber wir waren immer schon dafür bekannt, dass wir keine Scheu hatten auch Leute zu fragen, die nicht aus unserem Genre kommen. Obwohl das nicht immer alle verstanden haben. Aber gerade z.B. vor Reamonn habe ich grossen Respekt. Der Typ hat in Irland fünf Jahre lang als Strassenmusikant gespielt und das ist ne starke Leistung. Und irgendwie zollen die uns doch damit ihren Respekt, genauso wie wir ihnen.
Nicole: Vor zwei Jahren hattest du dich bei einer Show in Zürich an der Pyro-Technik verletzt. Ist das mittlerweile gut verheilt und habt ihr seit dem an eurer Bühnenshow etwas verändert?
Micha: Das ist alles wieder gut verheilt, doch an der Show haben wir danach nichts geändert.
Nicole: Wann geht es wieder los mit einer neuen Tour?
Micha: Das fängt jetzt im April wieder an.
Nicole: Stimmt, und für die Show im Volkshaus in Zürich verlosen wir sogar Tickets. Dann recht herzlichen Dank für das Gespräch und alles Gute.
Micha: Danke, bis dann also.